FALKODAIM
(Herausgeber)
Monographien
zur Frühgeschichte und Mittelalterarchäoiogie
VON FALKO DAIM
Die Awaren am Rand der
byzantinischen Welt
STUDIEN zu DIPLOMATIE, HANDEL UND
TECHtOOCIETRAN5FER IM FRÜHMITTELALTER
THE AVARS ON THE 8oRoER
OFT-jE BYZANTINE WORLD
DIPo&iAcv.
RA)e AND HIE ‘RANS‘ER
CE TEcH‘J0Ccv 1‘. EHE EALv MIDDL[
AZES
Beiträge von
Jülia Arräsi. Birgit Bühler,
Fa{ko Daim, Lorenza Dal Ri,
Johannes Diethart, Peter Dolezel,
Zsolt Kasztovsky, Dafydd Kidd,
Ewald Kislinger, Ulrike Neuhäuser,
Arno Reflner, Andreas Schaffer,
Michael Schmauder, Peter Spindler,
Manfred Schreinen Tivadar Vida,
Heinz Winter und JozefZäbojnik
4
VORWORr DES HERAUSGEBERS
Die Deutsche Bibliothek
—
Der vorliegende Band vereinigt eine Reihe von Beiträ
gen zu dem einen kulturhistorischen Zentralthema:
Wie erfolgt Kulturtransfer, was wird weitergegeben
oder übernommen, welche Auswablkriterie.n sind da
bei im Spiel? Politik, Mentalitäten und schlicht peku
niäre Interessen kommer dabei zum Tragen. Pro
oleme, die fürjedes Quellenmaterial und jede Epoche
gültig sind, werden konkret am frühbyzantinischen
und awarischen Beispiel abgehandelt.
Der Zugang der einzelnen Studien ist ganz ver
schieden. Bei den meisten geht es um Trachtbestand
teile und Repräsentationsmittel, die vom morphologi
schen, ikonographischen und technologischen Ge
sichtspunkt analysiert und in ihrer Verbreitung ver
folgt werden, in einem Artikel schlicht um Geld. Der
breite Einsatz von herstellungstechnischen Untersu
chungen und Materialanalysen zur Klärung histori
scher Zusammenhänge des bis 9-Jahrhunderts ist
CIP-Cinheitsaufnahme
Die Awaren am Rand der byaantinischen Welt Studien zu DpIomatie, Handel und
Technologietransfer im Frühmittelalter = The avars on the border oftbe Byzantine
Innsbruck: Wagner, 2000
world / Falb Daim (Hrsg.). Beitr, von Jülla Andräsi
(Monographien zur Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie 7)
ISBN 37030-0349-9
...
:4
.
1.
1L
.
für unser Gebiet neu, das Instrumentarium wurdeje
.1
Prof Dr. stvän Böna zum
70.
Geburtstag gewidmet,
doch schon längst für andere Quellen und andere Zei
ten geschaffen und lag somit bereit. Wir versuchen
hier nun einige vorsichtige Schritte.
Der Prozeß der Entstehung interdisziplinärer Arbei
ten ist vielfach eine lustvolle Angelegenheit, kann je
doch —zumindest in der heißen Phase der Zusammen
schau und historischen Interpretation von Einzeler
gebnissen sehr mühsam sein. Ich möchte daher den
Autoren für Ihre Anstrengungen, ihre Kooperationsbe
reitschaft und Diskussionsfreude sehrherzlich danken,
Alle anderen, die an den hier angeschnittenen Themen
interessert sind, lade ich zum Gedankenaustausch ein.
Zum Gelingen dieses Sammelwerks haben eine
Reihe von Freunden und Kollegen beigetragen, meist
nicht einmal versteckt in Fußnoten genannt: Begut
achter, Fotografen, Illustratoren, Referenten, Restaura
toren, Sachbearbeiter, Sekretäre, Übersetzer, Mitarbei
ter in Denkmalämtern, Instituten, Museen, im Verlag,
in der Druckerei und bei den Geldgebern. Etwa 300
Personen waren unmittelbar oder mittelbar mit unse
rem Buch befaßt, Ihren allen ein herzliches Dan<e!
Unser Buch wird Herrn Prof Dr. lstvän Böna zum
70. Geburtstag gewidmet. Er hat mit seinem scharfen
Verstand, seinem intellektuellen Feuer die ungarische
Archäologie wesentlich bestimmt und hat uns eine
große Anzahl wichtiger und anregender Arbeiten ge
schenkt, Mit seinem weiten Horizont und seiner Inter
nationalität soll er uns stets ein Voroild sein!
—
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Iv[ai n
Gedruckt mit der Unterstutzung durch den Fonds zur Förderung der wissenscnaftlicnen Forscnung in Österreicn
Graph< und iayout ces Jms:hlags: F‘anz Siegretb. B.ao Vös:au
Herausgeber: Univ-Prcf, Dr. Falko Daim, Insitut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien
ISBN
37030-0349-9
Copyright © 2000 by Universitätsverlag Wagner, A-6o,o Innsbruck
Das Werk ist urheberrechtlich geschutzt Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdruckes. der Snt
ra“‘e vor Asbd—gen, der Fur<tensung der Wedergabe auf photonecnaiisc—em ccer än—Iicnen Wege urc dr Speiche-ung ir Daten
verarbeAuigsanlagen se sen, aucn bei ‘tu‘ auszugsweise- Ve‘we-tung, vorbebaiter.
Falko Daim
Herstellung: Grasl Druc< & Neue Medier. A-2so Bad Vöslau
VORWORT
5
INHALT
9
»Bulgaren« und »Hunnen« in Ägypten.
Von Johannes Diethart und Ewald Kislinger
»Bulgars« and »Huns« in Egypt
15
Vielteilige Gürtelgarnituren des 6—7. Jahrhunderts:
Aufkommen und Trägerk»eis.
Herkunft,
Von Michael Schm.auder
Catpcsite se.tsets ofthe 5“—‘ cen:Jries cr gin. distributi:n arc of use
45
Die byzantinischen Fundmünzen aus dem österreichischen Bereich der Avaria.
Von Heinz Winter
Byzantire wir fnds ror, :ne Aus:‘ an area otne Avaria
67
4 golo belt-end fram :he Asbmolean Museum, Dxcrd,
Von Jülia Andräsi
Eine goldene Riemenzunge aus dem Ashmolean Museum, Oxford
77
Byzantinische« Cürtelgarnituren des 8. Jahrhunderts.
Von Falko Daim
»Byzantine« belt-sets oftbe 8th century
205
Der Scharnierbeschlag von Weiden am See und die Drahtherste[lung im Frühmittelalter
Von Birgit Bühler
The hinged beil fitting horn Weiden am See, Burgenland, and wire manufacture in the early Middle Ages
249
Die Ausgrabungen Inder Kirche St. Vigilius auf dem VirgL Bozen, und eine Bestattung aus dem
jahrhundert.
Von Lorenzo Dal Ri
Lxcavations in the church ofst. vigiliu Co the Virgl. Bozen, and a burial of the 8« century
‚
253
Vergleicherce technische Urtersuchungen an Remenzungen von Hoherberg (Steiermark) und
Bozen (Südti‘oI).
Von Ulrike Neuhäuser
Comparative tecnnical survey an strap ends horn Hchenberg (S:yria) ard Bozen (Sou:n Tyro)
267
Zu einem vielteiligen Gürtel des 8. Jahrhunderts in Santa Maria Antiqua (om).
Von Arno Rettner
4 conpcsite heft-set o»:ne 819 rer:Jry in Santa Mar a Ar.:qua (Rorne)
283
Materialanalytische Untersuchungen an Metallobjekten möglicher byzantinischer Provenienz.
Von Manfred Schreiner. Andreas Schaffer Peter Spindler Peter Dolezel und Falka Daim
Material analyses of metal objects of possible Byzantine origin
305
Der Messingbeschlag aus Cic, Westungarn. Betrachtungen zu den mediterranen Beziehungen der
spätawarenzeitlichen Kunst im Karpatenbecken.
Von Tivadar Vida
The brass fitting from Gic, Western Hungary Mediterranian relations ofthe late Avar art in the carpathian Basin
327
Zur Problematik der byzantinischen« Güftelbeschläge aus ataj, Slowakei.
Von JozefZdbojnik
The problem of «Byzantine« beil fittings from &taj {Slovakia)
7
There are twa attachment shanks sodered ta the back ofthetongue
shaped part. Each isa fiat wire folded double toform a Ioop, and bctb
of its ends arc soldered an.
»Byzantinische« Cürt&garnituren des 8. Jahrhunderts
6tb—7th century. Said ta have been faund nein Naples
mv, No.: 66,8—15,4
Weight: 10,3 g
Size L overall: 41 mm, Main part: 35 mmx 24,5 mm, H ofedge 4 mm,
of horizontal bar: 24 mm, L of attachment sbank 11 mm
FALKO DAIM
mit einem Beitrag von DAFYDD KIDD
»SVZANTINE(( BELT-SETS OF THE 8th CENTURY
CONCLVOING NOTE
SUMMARY
he gold oelt-end s:udied here isofa type ger:erally de
scribed as Byzantine anc dated to the later sixth or
seventh centuries, an the basis of i:s form and decora
t‘on.ltis 9robablymissinga seperateelementwhich in
filled thefront, unlessthe belt itself, covered with silk or
emaroidery, servec tbs functior. More probably lt was
a tongue-shaped sheet decorated in repouss€, or p05siale with filigree, like some composite Merovingian
bel:finings,forexamaie,which haveatongue-shaped
frameenclosing a seperate,decorated sheet and which
may ccpy the contemporary Byzantine fashion. Dr the
decoration was elaboratelystamped in a stylesimilarto
the examples made entirely of sheet, presented here.
But this remains a matter of speculation. Broadly the
same date and cultural attribution is true of the un
provenanced strap-ends introduced as broad com
paranda, which share same of the bet-end‘s technical
characteristics whfle differing in others. Twa mounts
with an Italian provenance aim at similar eftects but
using different techniques, and raise the question of
howfar local craft practises contributed to such pieces,
in thiscaseoftenfound inthegraves ofLombardicwar
riors. The criteria for supporting such attributions
require testing and evaluation. How far such observa
tons may provide diagnostic characteristics, either in
clusive orexclusive, can bejudged from other papers in
thevolume.Butallarguestheurgentneedforacorpus
ofdetailed technical data as a foundation forthe wider
cultural discussion of such pieces.
We krow almost 50.000 Avar grave groups cf 8th cen
tury date, a arge proportion of tnem containing cas:
belt-sets decorated with motives of obvious mediter
ranean origin: circus scenes, grifins, nereids an dol
phins, imperial portraits, vines and many more. Most
ofthese bel:-sets arc definitely produas of local work
shops. Apart from its statistical probability due to
their distribution, tnis assu‘ption is verified by a
number of failed castings and nalf-fir.ished prcducts
ZUSAMMENFASSUNG
Unter den rund 50.000 awarischen Grabinventaren
aus dem 8. Jahrhundert befinden sich zahlreiche ge
gossene Gürtelgarnituren mit offensichtlich mediter
ranen Motiven: Zirkusszenen, Greife, Nereiden auf
Deiphinen, Kaiserportraits, Weinranken und vieles
mehr. Die meisten davon stammen mit Sicherheit aus
lokaler Produktion. Abgesehen von der statistischen
Wahrscheinlichkeit aufgrund der Verbreitung wird
dies auch durch eineAnzahl von Fehlgüssen und Halb
fertigprodukten aus awarischen Siedlungen belegt.
Die Awaren hatten aber auch original mediterrane
Produkte zu Verfügung, die als Vorbilder gedient
haben. Mangels geeigneter Kriterien wurden diese je
doch bis heute nicht als solche erkannt.
Mit der Gürtelgarnitur aus Hohenberg, Steiermark,
konnte vor kurzem eine derartige Gürtelgarnitur als
italisch-byzantinisches Produkt identifiziert werden.
Sie ist anders hergestellt als das Gros der awarischen
Vergieichsbeispie:e, weiters wurden erst kürzlich zwei
gute Parallelen in Bozen und eine aus Biskupija (Kroa
Tier) gefunden. Eine Wandmalerei in der Kirche
5. Maria Antiqua in Rom (Mitte 8. Jahrhuncert) zeigt
einen Jungen vermutUch in 0er Amtstracht des dux
(mag!stermilitum) mit enem vielteiliger Gürtel die
ses oder eines ähnlichen Typs. Schriftliche Quellen des
frühen io. Jahrhunderts renner mehrmals wertvolle
Gürtel als diplomatische Geschenke, was aus gutem
Grund auch für das 8. und 9. Jahrhundert vermutet
ADRESSS DER AuToRI\/DDEss CF TE A.TOR
MaB.JULIAANRA5I
Araryä9csut4l
‘l221 Budapest
a9drasisu9serv kfk tu
JUUA ANDRÄSI
1
.
FALKo DAIM
cola RELT-END ROM THE ASHMOLEAN MUSEUM, Oxropo
1
1
«ByzANnelscHE« CURrELcARNItuREN DES
8
from Avar settlements. On the otber hand, some orig
inal mediterranean products, which served as models,
must have been available to the Avars. For lack ofdis
tinguishing criteria, however, they could not, to date,
be identified as such.
With the belt-set from Hohenberg, Styria, lt has re
cently been possible to identifyone such belt-set as an
ltalo-Byzantine product. lt was manufactured by
methods different from the bulk of comparable Avar
material; furthermore, two good parallels have lately
been discovered in Bozen (South Tyrol, ltaly), another
cnefrom Biskupija (Croatia), and a wall painting inthe
church 5. Maria Antiqua in Rome (mid B century) de
picts a boy in official dress wearing a composite belt of
this type.
The problem is to find a way of isolating the medi
terranean products, which were undoubtedly present,
from the thousands of Avar buckles, strap-ends and
fittings. A new approach to the problem using a com
b:ned method has now brought preliminary results.
1. The types used in mapping are defined such, that
their main distribution les outside the area ofAvar
settlement. and theyoccur in the Carpatnian Basin
only in excep:ional cases.
2. There should be significanttechnological dufte
rerces to the majcrity of parallels from the Carpa
thian Basin such as in the technology ofcasting.
the comaasite construction, the technology of sol
JAHPHUNDERr5
77
werden kann. Insgesamt scheinen verzierte Gürtel so
wohl in der Repräsentation hoher Beamter und Mili
tärs als auch im Gesandschaftsverkehr, bestimmt
auch im Handel, eine bedeutende Rolle gespielt zu
haben.
Das Problem war es nun, einen Weg zu finden, um
die zweifellos vorhandenen mediterranen Produkte
aus den tausenden awarischen Schnallen, Riemenzungen und Beschlägen herauszufinden. Versuche
mit einer kombinierten Methode führten nun zu er
sten Resultaten:
Die Typen für die Karterung werden so definiert,
daß ihre Hau2tveroretung außerhalb des awari
schen Sedlur.gsgeoiets liegt u—d ihre Vertreter
nur ausnahmsweise im Karpatenbecken vorkom
men.
2. Es sol ten technische Unterschiede zu den meisten
Parallelen aus dem Karpatenbecken vorliegen (z. B.
bezüglich der Guß:echnologie, der Kompositbau
weise von Beschlägen, der Löttecnnik, Granulation,
Perldrahtherstellung oder Vergoldung).
Unterschiede können ebenfails
lkonograpnische
3.
eine Rolle spielen. Die Awaren selektieren aus dem
byzantinischen Motivschatz,was ihnen gefällt, was
ihrem Bildercode entspricht oder zumindest Mo
tive, die bei ihnen nicht negativ besetzt odertabui
siert sind. Die bei den Byzantinern sehr beliebten
Halbpalmetten finden sich bei den Awaren höchst
selten, Vogeldarstellungen werden in der Regel
nicht übernommen und gegebenenfaLls durch an
dere Motive ersetzt, oft dürfte der Stil der Darstel
lung stark verändert worden sein.
Je mehr der genannten Kriterien bei einem Typ der
Gürtelgarnituren oder -beschläge erfüllt sind, mit
desto größerer Wahrscheinlichkeit wurde tatsächlich
ein mediterranes Produkt erkannt.
Manche der identifizierten Stücke lassen sich auf
grund von Beifunden mit einer gewissen Sicherheit
datieren, so die Beschläge von Vrap, Hohenberg und
Brestovac. Für andere sind Hilfskonstruktionen not
wendig. Nachdem die formae Entwicklung der awari
schen Riemenzungen und Gürtelbeschläge in wesent
lichen Einzelheiten den mediterranen VorbUcern folgt,
helfen nun umgekehrttechnische und Formdetails,
die wr aus der awarischen Typochrono.ogie gut ken
nen. wie Tülle, Nietfortsätze, ein- oder zweiteiliger
Guß, schwer daterDare EinzelstücKe einzuordnen. Au
.3erdem scheint es abwechselnd starke Tendenzen zu
Ranken- oderfiguraler Dekoration gegeben zu haben.
78
dering, granulation, and the production of beaded
wire and gilding.
3. Differences in iconography could also be relevant.
The Avars selected motives from the repertoire of
Byzantine ornament which appealed tothem,
which are in accordance with their imagery or
which, at least, hab no negative connotations nor
were taboo. HaIf-palmettes, wbich were very popu
lar with the Byzantines, are extremely rare among
the Avars; images of birds are, in general. not
adopted and are, in some cases replaced by other
motives; concerning scenes of animal combat, the
style of ponrayal changed markedly
The more such criteria are fulfifled by a particular
type of be!t-set or belt fiffing, the higber the probab
litytbat a Byzantine product has in fact been identi
fied.
Some of the objects that have been identified as By
zantine products, for example the beit fittings from.
Vrap. Hohenberg and Brestovac, can be oated quite re
liablywi:h the help of tne objects with wich they were
found. For others, auxiliary concepts must be em
ployed. As the formal deveIopment of Avar strap-ends
and belt fittings seems to conform to the mediterra
nean prototypes in several important respects, some
isolated objects which are difficult to date may now be
classified chronologically with the help oftechnical
and morphological details, such as the presence of a
socket or of projectionsfora rivetorthe use ofa one- or
two-piece casting process. Apart from that, it appears
that strong tendencies towards tendril ornament al
ternated with a preference for figural decoration.
Apartfrom the belt-setfrom Hohenberg (mid_Bth
century), essential evidence for the Byzantine or ltalo
Byzantine origins ofa number of artefacts, both mdi
vidual finds and whole find complexes, has been
fou nd.
Abgesehen von der Gürtelgarnitur aus Hohenberg
(Mitte 8. Jahrhundert) konnten wesentliche Indizien
für die mediterrane Herkunft einer Reihe von Funden
und ganzer Komplexe gefunden werden. Obwohl die
Produktion von gegossenenem oder getriebenem
Gürtelzierat im Mittelmeergebiet aus denselben Wur
zen schöpft, lassen sich einige Trachtprovinzen oder
lokale Eigenheiten bereits im Ansatz erkennen, bei
spielsweise in Italien, am Balkan und im Schwarz
m ee rge b i et.
Die Veroreitung der nun bekannten mediterranen
Originale zeigt eine signifikante Häufung in den
neuen slawischen Territorien, bei den Karantanen, im
Umkreis der Slawendekanie von Kremsmünster, ir
sücmährischen Raum sowie im anscnließenden awa
rschen Grenzgebiet. Weitere Konzentrationen zeich
nen sich im. oberen Theiß-Gebiet und in der Gegend
von Keszthely am Westende des Plattensees ab. Na
turüch können die Stücke als reguläre Handelswaren
an ihre Fundorte gekommen sein, es wäre aber auch
denkbar, daß sie mit byzantinischen Gesandtscnaften
ins Land gekommen s:nd, die hier Kontakte knupften,
wo offenbar weithin sichtbar Herrschaften in Entste
hung begriffen waren. Einige davon konnten sich
nicht auf Dauer durchsetzen, aber beispielsweise die
soziale Differenzierung in Südmähren führte rund
zwei Generationen später zu Herrschaftsmittelpunk
ten des «Großmährischen Reichs‘<. Diese diplomati
schen Delegationen hatten genau nach Wert abge
stufte Geschenke mitzubringen, Seide und andere
nicht erhaltene Objekte, daneben aber auch die Gürtel
als Teil einer Amtstracht, die sich in Siedlungsschich
ten und Gräbern erhalten haben.
among the Carantanians, in the vicinity of the decanla
Sclavorum (an administrative and economic unit of
ducal land seftled and organised by Slavic people) of
Kremsmünster, in southern Moravia, as weil as in the
Avar frontier zone immediately adjacent to lt. Signifi
cant concentrations of mediterranean objects seem to
occur in the area around Keszthely at the western end
of lake Balaton and in the upper Tisza-region. Of
coursethese artefacts could have come here with
long-distance trade but lt seems also possibie that
they were urought nto the area by Byzantine embas
sies, who strove to establisn contacts nere, in an area
where processes of power concentration were taking
place and which were apparent even a long way off
Some of the territories thus formed were not success
ful in the long term; on the other hand, the process of
social differentiation in southern Moravia, for
example, eventually resulted in the establishment,
roughlytwo generations later, of centres of power in
the «Great \1oravian Empire«. These diolomatic dele
gations were expected to bring gifts which were
graded meticuiously in terms of value, ncluding silk
and other objects whicb did not survive; in addition to
this the beit-sets appear as part ofan official «uni
form‘< that was preserved in settlement sites and
graves.
In the near future lt will, with some ceftainty. be
possible to identify further Byzantine or ltalo-Byzan
tmne types.
Although the production of cast and sheet belt fit
tings in the Meoiterranean region has similar roots,
some provinces with the Same form of dress or some
local peculiarities may aiready be discerned, for in
stance in taly, in eastern Europe and in the Black Sea
region.
The distribution of those afteacts for which a
mediterranean origin has so far been recognised
shows a sLgnficart density in t‘ne new Slavterritories,
FM,o
OA,M 1 «BaANrfnafscNE«
GuRrELcAR,r(JN 0(5 8.JAHR,tUNO(fl5
FALK0
oA,M 1
..5vzANr,sIscKE“ CÜRTELCARNIr,flEN DES
2.
JAHKuN0(Rr5
79
VORWORT
Der byzantinischen Kunst und dem byzantinischen
Kunsthandwerk des 8. Jahrhunderts wird derzeit be
sonderes Augermerk geschenkt.‘ Mangels ausrei
chender Quellen und onne entsprechendes Ver
gleichsmaterial gibt es große Schwierigkeiten, die Ent
wicklung von der vorikonokiastischen zur mittelby
zantinischen Kunst in ihrer Komplexität darzustellen.
Dabei hat die byzant‘nische Kultur auch im 8. Jahr
hundert eine außerordentliche Kraft ausgestrahlt und
war für das Abendland ein besonderes Vorbild. Doch
Ohne den Rat und die Mithilfe zahlreicher Freunde und Kollegen
wäre diese Studie nicht möglich gewesen. Ich danke vor allem
Frau Dr. Irina Artanceva (Moskau), Frau Dr. zoja Benkovsky (wien),
°ra. Dr Susan A. Bcyd WashinGton). au Cn-istre E. Brennan,
4. ‘au 0‘ Ka:narine arc.wn New Vo‘k) Herrn Prof. Dr. Tcm
.
5. Brown iFcir.b—‘gn). Frau Mag. 3i‘gi: 3uh e‘(Wien). He‘rn D‘ -0renzo Dal R (Bozen/Botzana). Herrn, Pete Dandridge New york),
Her‘‘ Mag. Anton Dsteioe-ger (Wen). Frau 0‘ He en Evars New
Yor). Her‘n Mag Vktor Ereicerger Wien). Frau Dr. €va Ca-an
(3uda:esti. herrn Dr. cb‘ Kalla (Budapest), He‘rn Dr Dafvsc
Kidd (London), Herrn Dr Gäbor Kiss )Szombathely(. Herrn Dir Dr
Kurt Gschwantler (Wien), Frau Dr Anna Haralambieva (Varna),
Herrn Prof. James Howard‘Johnston, PhD (Oxford), Herrn Mag.
Sojan Totev Ivanov )Varna), Herrn Dr Kurt Karpf (Villach). Herrn Dr
Michel Kazanski )saint-cermain-en-Laye), Herrn Dr Dafydd Kidd
(London), Herrn Univ,. Prof. Dr. Johannes Koder (Wien), Herrn Dr
Diether Kramer )Graz), Herrn Dir Dr. Ante Milotevit )Split), Frau
Mag. MaJa Petrinec (split), Frau Univ,-Prof Dr. Martina Pippal
(Wien), Herrn Dr. Lumir Poläeek (MikuIice). Frau Mag. Zsöfia Räcz
Suda:esti, herrn Prof Dr. ato Raev Sjmen). Fra j Dr Merntn,Id
Scbulze-Dö‘r arm (Mara), herrn Lr,iv-Prcf Dr Werne‘ Seib:
wier.. He‘ rr Mag. Tomislav eparcv t Spi.t). —e‘‘r Dr Pdter so
mogyi (Frastanz). Herrn Dipl-Ing. DD‘. Peter Stadier (Wien). Frau
Mag. Tat ana Stadle‘-Der sova (Wen). He,‘n 0o‘ Dr Stanis.av
Scan 1ev (So.a), -le‘rn ucw:g Strenz (Wen). He‘‘n Dr B&a Mk
55 5zde{Budapest). Herr Di‘ DriaroslavTei‘al 3m,). Herrn Dir
Prof Dr. 2eljko Tomiek (zagreb). Herrn Dr Alexander Trugly (Ko
märno), Frau Dr Franoise Valtet )Saint-Germain-en. Laye), Herrn
Dr. Egon Wamers (Frankfurt am Main), Frau Dir Dr Erika Wicker
)KecskemM) und anderen Gesprächspartnerlnnen und hilfreichen
Geistern. Wo ich Ideen einer Gesprächspartnerin oder eines Ge
sprächspartners meinem Gedankengebäude eingefügt habe,
wurdedas an der entsprechenden Stelle nach bestem Wissen und
Gewissen vermerkt. Die Explosionsdarstellungen, die für einige
Riemenzungen. Schnallen und Beschläge angefertigt worden
sind folger der A‘be<t von lJlia Ano‘is, Alexander Aibabin, St..,
d,es in Eoriy &‘ec.evaliewelienj: The Berrh;er.Deiogorde Co!!ecbon
ofcrimeonieweiiery in tee Brk,sh Museum (ir Vo‘oe‘eitJng) Die
meisten Fotografien fertigte Frau Nicoia Sautner das Gros der
Graphiken Herr Frrz siegmeth an. nren danke ich besor,ders fjr
ihre Cedj d. E‘rsatzfreude und Liebe z.r ‘e‘fektior. •Vein ständ
ge cesvachspartne‘ in Wien st me n Freund e‘‘ Dip!.-Ing. DD‘
ohne Kenntnis der Quelle sind die Einflüsse auf die
Verschiedenen europäischen Provinzen, so auch auf
die awarische, slawischeoderfränk‘sche Kunst nicht
zu beurtei‘en.
In der awariscnen Archäologie war man sich von
Anfang an klar, daß die awarische Motivik des 8. Jahr
hunderts vielfach von der mediterranen Kultur mit
ihren Vielfältigen Traditionen und Querbeziehungen
geprägt ist, doch da man keine direkten Vorbilder
namhaft machen konnte, mußte man teilweise zu ge
radezu abenteuerlichen historischen Konstruktionen
greifen, um den Befund zu erklären. Wirgingen davon
aus, daß die Awaren des 8. Jahrhunderts in einer Art
splendid Isolation lebten, und ihr Kunsthandwerk mit
seinen Techniken, Formen und Motiven aus derfrüh
und miffelawarischen Formenwelt weiterertwickel
ten. Für einzelne Motive und Ve‘zierungselerente
kon.nten teilweise nur hunderte Jahre ältere Ver
gleichsbeispiele präsentiert werden. Dank einiger
g;ücklicher Zufälle, bei denen die vorlieger.ce Studie
ihren Ausgang nahm, kann nun versucht werden, das
Problem neu aufzurollen.
Die im vorliegenden Beitrag angewendete Me
thode, die auf chorologischen, ikonographischen und
technischen Beobachtungen an Gürtelzierat des
8. Jahrhunderts basiert, gestattet nun in einem ersten
Schritt die Umschreibung von einigen mediterranen
Typen.3 Ich bin sicher, daß es in kurzer Zeit möglich
sein wird, bei entsprechend methodischem Vorgehen
weitere Typen herauszulösen. Dabei wäre die Mithilfe
von Frühmitte‘alterspezialisten aus al den Ländern
wünschenswert, in denen byzantinische Funde des
8-Jahrhunderts erwartet werden können, da anzu
nehmen ist, daß in vielen Laden und Schachteln bis
lang unerkannt Objekte liegen, die nun in der Argu
mentation einen besonderen Stellenwert erlangen.
Die ‘byzantinische Kultur<‘ galt im Frühmitte!alter
als das Vorbild schlechthin und strahlte bis in die ent
—
Peter Stadler Sein scharfer und kritiscner Verstand kam meiner
Arbeit ebenso häufig zugute wie seine gewaltige Datenbank
awarischer Funde, in der fast zwei Dezennien harter Arbeit stek
ken, und die er nicht nur mir stets uneigennützig zu Verfü
gung stellt.
—
So
—
2 Be;spielswe‘se Da m ‚L eobe rsdo,f 143 —147
Ein erste‘ rk bt;ngswe
sender Versucn gelang mit einer Arbeit zum Greifenmotiv inder
awr schen Kunst. 0er von de‘ Kritik Dositiv aufgero-nmen tvcr
den st: Da m. Greif
3 Der gev;äHte Tice ist in diesem Sinn zu ve‘stener. lrwiewe
auch langobardische Amtsträger Gurtelgarnituren dieser Art ge
tragen haben, wird noch zu diskutieren sein. Ähnliche Gürtelbe
schläge könnten auch im benachbarten fruhislanischen Gebiet
hergestellt worden sein und gelangten dann eventuell über By
zanz nach Europa.
FArK0 DA,M
1
‘,ByzArJT,rj,scHr‘ GurrsLcArtJIruREN DES
8. JAHRHuN0EnS
Iegendsten Teile Europas, Asiens und nach Afrika aus.
Dem byzantinischen Kunsthandwerk wird jetzt end
lich mehr Beachtung geschenkt. Zuletzt erschienen
Baldini Lippolis, Oreficeria und Yeroulanou, Diatrita.
Wie auch keine andere Kultur war sie natürlich nicht
von einer starren Grenze umgeben. Man könnte ka
lauern, daß Grenzen eben da sind, um überschritten
zu werden. Dementsprechend schöpfter die Nach
barn aus einem gewaltigen Pool von Traditionen, Le
bensformen und Verhaltensweisen, Techniken, For
men und Verzierungen und bauten das Gewählte in
ihre eigene Kultur ein. Es ist ungemein spannend zu
sehen, was dabei übernommen und wie es eigenen
traditionellen Konzeptionen angepaßt wird. Diese kul
turelle Mobilität bringt jedoch für uns ein Definitions
problem mit sich, denn was wollen wir noch als «by
zantinisch« bezeichnen, was ist bereits eine barbari
sche, «lokale« Nacbschöpfung? WoLen wir als Krite
rium den tatsächlichen Produktionsort verwenden,
dann verschieben wir das Problem einfach zu den Ausgräbern. Doch die Verwendung einer byzantnischen
Gußform kam wohl nur ein byzantinisches Produkt
hervorbringen, egal, ob dies in Thessaloniki oder im
heutigen Szekszärd geschieht. Auch dürften byzanti
nische Werkstätten, wie auch einige Jahrhunderte
früher die römischen am Limes, für den Export, also
beispielsweise für die Slawen und Awaren gearbeitet
haben und ließen sich dabei von den Vorstellungen
der präsumptiven Kunden leiten. Ein angenommener
awariscner Beschlag aus einer byzantinischen Werk
stätte —wäre das jetzt en «byzantinischer« Beschlag?
Was ist mit Produkten aus Rom, Ravenna. Venedig und
orcello. d:e im 8. Janrhundert nicht oyzantinisch wa
ren, aber wo man die byzantinischen Tracitionen
ebenso gepflegt hat wie in Konstantinopel, Ephesus
und Thessaloniki? Was ist mit langobardischem
Trachtzubebör, das sich zum Teil an den Byzantinern
orientiert? Sicher ist hier Augenmaß und Fingerspit
zengefühl bei der Beurteilung gefragt. In der Regel
wird man den angenommenen Produktionsort a)s
Hauptkriterium akzeptieren können aber muß in be
grundeten Fäüen Ausnahmen gelten lassen. Eindeu
tige kulture‘Ie Zuweisungen sind auch dort nicht an
gebracht, wo das Fundstück die sukkzessive Anpas
sung von Formen und Motiven an ene andere For
menweit verraten. In kaum einem anderen Bereich der
Archäologie ist dieftizzy /og/c so angemessen, wie in
den Fragen kultureller Beziehungen: Ein Beschlag
kann «mediterran anmuten<‘, «tendentiell langobar
FArK0 DAiM
)
disch« sein, einen «eher awarischen als mediterra
nen« Eindruck machen.
Im vorliegenden Beitrag beschäftige ich mich mit
ausgewählten 12 Typen, bei denen die Quellenlage
noch vergleichsweise günstig ist, wo eine Diskussion
auf der Basis von harten Fakten geührt werden kann.
Doch auch hier gilt: Wenn es zu den historischen Deu
tungen der a‘chäo‘ogischen Phänomene kommt, ge
langen wir immer mehr in das Fahrwasse‘ der Speku
lation. Der von mirgewählteTitel«ßyzantinische-.Gür
telgarnituren des 8. Jahrhunderts macht das ganz
deutlich: Angestrebt werden präzise Aussagen über
die kulturelle Strahlkraft der byzantinischen Traditio
nen auf die benachbarten Länder im späten Frühmit
telalter, festgemacht an realen Objekten, die offen
sichtlich verbracht worden sind. Wir möchten die «by
zantinische Kultur« bei der Arbeit beobachten, In den
meisten Fällen müssen wir uns jecoch damit zufrie
dergeben, ciffuse «mediterrane Einflusse« zu konsta
tieren.
Wir— ung damit sind tatsächüch die meister Auto
ren des vorliegenden Bardes gemeint arbeiten an
dem gegenständlichen Thema fleißig weiter. Beson
ders meine eigener Beitrag stellt somit eigentlich eine
Momentaufnahme dar. Die Leserinnen und Leser
mögen mir den Mut zur Lücke verzeihen!
«ByzANrINiscHt.‘ GURTEIGAENiTUREN DES 8.JAHRHuNDERTS
—
Si
1
INHALT
i
2
3
3.1
3.2
4
4.1
4.2
4.3
4.4
4.
4.6
4.7
4.8
.g
4.10
4.11
4.12
5
.i
5.2
S3
5.4
6
7
EINLEITUNG
Awarische Gürtelgarnituren des 8. Jahrhunderts zei
gen zahlreiche Motive mit eindeutig antiken Traditio
nen, darunter der Greif, die Weinranke, die reitende Ne
reide, diesog. Zirkuszene, stilisierte Kaiserportraits und
vieles mehr. Die Art, wie das Auftreten dieses breiten
Spektrums auf gegossenem Gürtelzierat erklärt wird,
hat freilich grundsätzliche Folgen. Sucht man die Mo
tive aus den östlichen Steppengebieten herzuleiten,
muß man eine weitere awarische Einwanderungs
welle am Ende der Mittelawarenzeit postulieren, denn
die Flut neuen Dekors wäre allein durch den Fernhan
del schwer vorstellbar. Die Herleitung der Motive von
der benachbarten mediterranen Kunst schien auf der
Hand zu liegen und wurde anfangs auch von ungari
schen Archäologen vertreten, insbesondere von Nän
dor Fettich. Eine außerordentlich gründliche und
reichhaltige, wenngleich in der historischen Interpre
tation überzogene Studie wird Jän Dekan verdankt,5
und auch Zdenk Klanica steuerte interessante Ideen
bei.6 Der Hauptgrund, warum die ungarische Lehrmei
nung zu diesem Problem einen radikalen Schwenk
durchführte, und nun besonders die östlichen Bezie
hungen der awarischen Kultur herausstrich (bisweilen
als »Nomadismus« bezeichnet), liegtvielleicht im Miß
brauch der Argumente durch einige Exponenten der
slawischen Archäologie, die versuchten, die awarische
Kultur des 8. Jahrhunderts für ‘die Slawen« in An
spruch zu nehmen. Eine kritischeAuseinandersetzung
mit den bisherigen Theorien, aberfraglos mit dem Ziel,
die östlichen Wurzeln der awarischen Kultur beson
ders zu betonen, verfaßte derjunge B&la M. Szöke
1g74. Einige Jahre später begann va Garam sich be
sonders mit byzantinischen Beziehungen zu befassen
und damit war wieder eine gewisse Meinungsplurali
tät in Ungarn erreicht.8 Dank ihrer Arbeit wurde es
Einleitung
Methode
Zur Chronologie awarischer Bronzegüsse des
8. Jahrhunderts
Relativchronologie
Absolutchronologie
Typochrono(ogie byzantinischer Gürtelgarnitu
ren des 8. Jahrhunderts
Stufe i (hypothetisch i. Hälfte 8. Jh.)
Typ Stolbica / Gittermuster ataj
Typ Vrap
Typ Micheldorf— Skalistoe
Stufe 2 (hypothetisch Mitte bis 2. Hälfte 8. Jh.)
Typ Aleppo
Typ MikulCice / Vogelmotiv
Typ Skradin Smrdelje
Typ Kanzianiberg—Novoerkassk
Typ Mikuleice / Blütenzier
Typ Hohenberg— Bozen Biskupija
Typ 2itavskä Töh Stolbica / Pflanzenzier (Pfer
degeschirrbesch lag)
Stufe 3 (hypothetisch 2. Hälfte 8. Jh. bis
Anfang 9.ih.)
Typ Mikuleice / Spitz zulaufende Riemenzunge
mit Knopfende
Typ Brestovac Weiden am See
Der Gürtel im östHchen Mediterraneum sowie
bei Awaren und Slawen
Byzantinische Gürtel im awarenzeitlichen Kar
patenbecken und seinen Randbereichen
Der Gürtel in Byzanz
Der Gürtel als diplomatisches Geschenk
Gesandtschaftsverkehr oder Handelsbeziehun
gen zwischen dem Mediterraneum und dem
Karpatenbecken im 8. Jahrhundert?
Ausblick
Karten 1—5 zwischen Sigi und 198
Abkürzungsverzeichnis und Verzeichnis der ver
wendeten Kurztitel
—
—
—
—
—
immer klarer, wie bedeutend der byzantinische Einfluß
fürdieawarische Kultur insgesamtwar,wenngleich sie
sich —durchausvon den Quellen her begründbar—auf
die früh- und mittelawarischen Komplexe des 7. Jahr
hunderts konzentrierte. Doch noch ig8 meinte lstvän
Böna, daß von »der kraftvollen, direkt benachbarten
byzantinischen Kultur eigentlich ein stärkerer Ein
fluß zu erwarten gewesen‘< wäre.9 Die byzantinischen
Wurzeln der awarischen Kultur desj Jahrhundertstre
ten nun auch als Folge der Monographien des Schatzes
von Martynovka (1994) und der Nekropolevon Kölked
Feketekapu A (igg6) immer klarer hervor)0 Für Csanäd
Bälint, der sich lange intensiv mit den mittel- und ost
europäischen Reiterhirten beschäftigt hat und dem
mittlerweile einige grundlegende Arbeiten verdankt
werden,11 ist die awarische Kultur—ganz einfach—ein
Teil der byzantinischen Welt, eine «byzantinische
Randkultur«, wie er sich ausgedrückt hat. Die Vermu
tung, daß byzantinische Gürtelgarnituren, wie die aus
Vrap und »Erseke«, die awarische Gürtelindustrie und
die awarische Motivik beeinflußt haben, äußert auch
Gäbor Kiss anläßlich einer Untersuchung vergoldeter
spätawarischer Gürtelbeschläge.12
Die Frage, wie der mediterrane Einfluß überhaupt
in das Karpatenbecken gelangte und welche Objekte
des 8. Jahrhunderts als originalbyzantinische Pro
dukte gelten dürfen, konnte jedoch bislang nicht
schlüssig beantwortet werden. Ganz einfach die vom
Material her wertvolleren oder optisch ansprechende...
—
9 lstvjn Böna, Ein osiotisches Reitervolk an der mittleren Donau. In:
Katalog Aworen in Europa 5—23, ZitatS. i8.
10 Ljudmila v. Pekarskaja Dafydd Kidd, Der Silberschatz von Morty
novko (Ukraine) aus dem 6. und 7 Jahrhundert (MFMA 1, 1994(; At
—
tila Kiss, Das aworenzeitlich gepidische cräberfeld von Kälked-Feke
tekapu A (MFMA 2, igg6). Etwa gleichzeitig erschien auch Kiss‘
wichtiger Aufsatz ‘In terro nummus‘ —A Kärpdt-medence avar karl
kereskedelmi külkopcsolotoinak väzlata a r&g&szeti ds numizmati
kai leletek tükr&ben (‘In terra nummus‘ Die Skizze der Handelsbe
ziehungen des Karpatenbeckens in derAwarenzeit im Spiegel der
numismatischen und archäologischen Quellen). (A Möra Ferenc
z.B. Fettich, Metollkunst, bes. i4Bff.
5 Dekan, ßronzeindustrie,
—
6 In letzter zeit war Klanica soweit ich sehe der erste, der die
These einer byzantinischen, zypriotiscben oder syrischen Her
kunft der Cürtelbeschläge von Vrap vertrat: Klanica, Bronzeindu
strie. siebe nun auch ders., Periodisierung.
7 szöke, Späthellenistische Wirkungen.
8 caram, zuletzt: Die münzdatierten Grä der derAworenzeit. In:
Falb Daim (Hrsg.), Awarenforschungen (Archaeologia Austriaca
Monographien 1,1992) 135—250); dies., Katalog der oworenzeitll
—
—
ii
Landnahme. In: Michael MuIIerwilIe
FAIK0 DAIt,s
1
»BYzANTINIscHE« CüRrELcARNITJREN DES 8. JAHRHUNDERTs
FALKO DAIM
1
1
«ByzANTINIscHE« CÜRTELGARNITUREN DES
—
Reinhard schneider
(Hrsg.), Ausgewählte Probleme europäischer Londnohmen des
Früh und Hochmittelolters. Methodische Crundlogendiskussian
im Crenzbereich zwischen Archäologie und Geschichte (vorträge
chen GaldgegenständeundderFundstückeous den Fürstengräbern
im Ungarischen Nationalmuseum (catalogi Musei Nationalis
Hungarici, 5er Arch. 1,19931; dies., 0er byzontinischeAnteil an der
oworischen Kultur, In: Katalog Hunnen +Aworen 258—26o,Jeweils
82
—
ders., Probleme der archäologischen Forschung zur oworischen
—
mit weiterer Literatur,
Studia Arcbaeologia 11,1996) 221‘245 (deut
sche zusammenfassung 243—245).
zuletzt: Bälint, Kelet, 0 karol avorok ds Üizänc kapcsolatai (Magyar
östörtdneti Könyvtär 8,1995). Bei diesem Werk handelt es sich
um eine ergänzte ubersetzung von Bälint, Kontokte. Siehe auch
Müzeum Evkönyve
und Forschungen xLl,
12
8. JAHRHUNDERTs
Kiss,
1993),
Aranyozott ävdiszek
Teil l,lgs—273.
io6.
83
r
ren Funde den Byzantinern zuzuschreiben, wäre me
thodisch falsch. Hingegen sind Kriterien zu entwik
keIn, nach denen plausible Zuordnungen möglich
sind. Wenn hier ein begründeter Vorschlag gemacht
werden kann, so möchte ich zunächst kurz darstellen,
wie dieser zustandekam.
Während der Auswertung des Fundmaterials aus
dem awarischen Gräberfeld von Leobersdorf, Nieder
österreich, wurden auch Metallanalysen an gegosse
nene Riemenzungen, Schnallen und Beschlägen
curchgeführt. Die Ergebnisse waren sehr ermutigend,
und zeigten eine ‘Jeränderung der Gußtechnologie in
der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts. De Gürtelgar
nitudeile der Spätawarenzeit III wjrde nicht aus der
bis‘ang üblichen Zinnoronze, sonder aus sogenann
ter Glockenbronze hergestellt, die einen relativ hohen
Bleianteil besitzt.13 Als Folge des überraschenden Re
su!tats wurden andere Fundkomplexe untersucnt,
darunter die Metalfunde des Gräberfeldes von Möd
‘ng —An ocr go‘denen Stiege und die seit rund :oo
Jahren bekannte Gür.e!garnitu aus Hohenberg, Stei
ermark. Sämtliche Riemenzungen derGarniturwaren,
was bislang niemandem aufgefallen war, aus zahlrei
chen, bis zu 71 gegossenen Teilen zusammengesetzt
worden (Hauptriemenzunge ohne Niete), was diese
Garnitur offensichtlich von anderen zeitgleichen und
äußerlich verwandten unterschied. Die Metallanalyse
des Gürtelsets, die Manfred Schreiner, Akademie für
Bildende Künste und Technische Universität, Wien,
durchführte, ergab, daß sie aus Messing gefertigt war
Die einzelnen Teile hatte man mit Silberlot zusam
mengefügt.
Waren nun Zweifel begründet, daß es sich bei der
Hohenberger Garnitur um ein genuines awarisches
Produkt handelt, wiesen zwei zufällige Entdeckungen
den weiteren Weg: Anläßlich eines Besuchs der nor
malerweise geschlossenen frühmittelalterlichen Kir
che 5. Maria Antiqua fiel Arno Rettner die Darstellung
eines Jungen auf, der einen Kaftan und eine Gürtelgarnitur trägt.4 Das Wandbild, das vermutlich den
Neffen des Stfters, Gen späteren Papst Hadrian, zeigt,
ist in die Mitte des 8. Jahrhunderts zu datieren, die
Güftelgarnitur zeigt be aller Schematik Mer<rale des
Hohenberger Sets.15 Ungefähr zur gleichen Zeit führte
Lorenzo Dal Ri in der Kirche St. Vigilius, Bozen, eine
Grabung durch und fand in Grab i zwei Nebenriemen
zungen, die in Hohlgußtechnik hergestellt waren, äu
ßerlich aber mit denen aus Hohenberg verwandt
sind.16 Die Indizienkette war damit geschlossen und
das nächste Ziel klar: Es konnte nun davon ausgegan
gen werden, daß sich im awarischen Material bzw. im
Fundgut, das man üblicherweise mit den Awaren in
Zusammenhang brachte, weitere original mediter
rane Funde verbergen, die als Vorbilderfür die awari
schen Werkstätten. Handwerker und Künst‘ergedient
haben.‘7 Es galt nun, nach Kriterien zu suchen, die eine
Identifikation der Stücke erlauben. Die Art, Riemenzungen aus mehren Einzezei‘en zusammenzusetzen,
und die Verwendung von Messing und Silberlot könn
ten derartge Krterien darstellen,
Verdächtig erschien auch schon frühzeitig nas
Fragment ener aus Slber gegossenen zweiteiligen
Riemenzunge aus Mikulice, oa zwe einarder gegen
übergestellte Vögel mit Bändern um den Hals darge
stellt sind, ein Motiv, das in der byzantinischen Kunst
sehr häufig auftritt, wenn es auch als ursprünglich sa
sanidisch gilt. Die dekorierte Seite der Riemenzungen
hälfte ist überdies in Medaillons gegliedert und als
Zierelement tritt die Halbpalmette und das Dreiblatt
auf. Ein ü berprüfung des awarischen Motivspektrums
zeigte, daß Vögel mit wenigen Ausnahmen gemieden
werden. Die spärlichen Beispielefurdie Rezeption von
Vögeln zur Verzierung von gegossenem Gürtelzierat
finden sich aber fast ausschließlich im norddanubi
schen Awarenland und dem daran angrenzenden Ge
biet— also nach der aktuellen Verbreitungskarte in
einer Kontaktzone, wo sich mediterrane Funde, wohl
aus Italien, häufen.
Wesentliche Anregungen verdanke ich der intensi
ven Untersuchung einer Riemenzunge aus Aleppo, Sy
rien, die in Dumbarton Oaks, Washington, verwahrt
wird. Das Stück wurde in das 6. bzw. 7. Jahrhundert da
tiert und schon mehrfach als Parallele für awarische
Motve he‘angezogen. Was jedoch, soweit ich sehe, nie
beachtet wurde, sind verschiedene Formdetails und
technische Komponenten. Die Riemenzunge besteht
: vg ‚ober. 5. :36—159 scw eder 5e trag von Arro Ret9er in oiesern
13
wobrauschek Haider Streri, Rdntgenfluoreszenzonoyse: Mi
—
—
chael steinberger, Kult urgeschichtliche Interpretation von Metall
ana:ysen a.varis:he‘ Beschlüge o‘as cecbersdorf ‘9 Dair, Leobers
dof Bd. 2. 73fl
c Dr. Kontakt zt. Ko!l. ettr.e‘ stellte rc‘ Dr. Max Man n ‘-,er, woü
ich nm he‘z :9 danke
84
Band.
i6 Lorenzo Dal Ri sandte univ.-Prof Dr Andreas Lippert, wien, das
Foto e 9er der Riemenzurgen. Ich can<e Kall. Lippert. daS er flC9
9:orr ente urc r r die Gelegerneit zu e 9er «/2er Expe-tise
gab.
Da rn. Hahenbera 325t.
FALK0 OAiM 1 ‘,BYzANTiN,scHE.‘ CÜRrELGARNIru«N 0(58. JAHnuNoEflrs
nämlich aus zwei durchbrochen gearbeiteten Goldble
chen, die miteinanderverlötetsind,wobei ein U-förmig
ge boge ne r Pc rld ra htals Abstand ha Iterdient. Zwischen
den beiden Platten wurde noch ein Goldblech einge
legt. An der Zwinge sitzen zwei Paar Fortsätze für die
Niete zur Befestigung des eingeschobenen Riemens.
Die Riemenzunge ist also mehrfach verwandt mit sol
chen der Spätawarenzeit lIla, beispielsweise den
Hauptriemenzungen aus Leobersdorf aus Grab ug A
und 129A,die Lamellen aus Hartholz (Eiche bzw. Buche)
enthielten, eine Beobachtung. die seinerzeit natürlich
ncht schlüssig gedeutet wercen konnte, aberjetzt
einen Sinn be<omr.t.15 Die iemenzunge aus Aleppo
zeigt verschiedene Vögel, darunter auch Hähne mit
Bändern um den Hals, ähnlich den Vögeln auf der Rie
menzunge von Mikuleice. Auf optisch ähnlichen awa
rischen Stücken sind lediglich Verfüßer dargestellt.
Wichtigwa‘auch dieAufsammlungeinesScharnier
beschlags in Weiden am See (Burgenland). Das Stück,
das s ich jetzt in einer Wiener Privatsam mlung bef indet,
zeigt unter anderem eine Dreiblattzier, wie wir sie von
ocr Remenzunge aus Mikulce kennen, sowie Stäb
chenranken, die sich auch auf den Goldgegenständen
von Brestovac (Kunsthistorisches Museum, Antikensammlung) und derjüngeren Gruppevon Gefäßen aus
dem Schatz von Sinnicolau Mare (Nagyszentmiklös)
kennen. DerScharnierbeschlag aus Weiden am See ist
aus getriebenen Silberblech, Drähten und gegossenen
Kugeln auf komplizierteste Weise zusammengesetzt
und besteht insgesamt aus über7o (!) Teilen.
Die Gürtelgarnitur von Hohenberg und die Riemen
zunge ausAleppo machtefür mich wahrscheinlich, daß
die typologische Entwicklung der Riemenzungen im
Awarenreich parallel zu der mediterraner (byzantini
scher) Exemplare erfolgte. In Kenntnis der (sekundären)
awarischenTypochronologie,dieaber immerhin aufvie
len tausend Exemplaren und Grabkomplexen aufbaut,
schien nun eine regelrechte Typologie der genuinen by
zantinischen Riemenzungen und Gürtelbeschläge
möglich. Ein entsprechenderVersuch folgt im Kapitel 4.
Ich bn mir bewußt, daß die vorliegende Studie nur
einen ersten Scbriftdarstel,t. Insbesondere ist mirviel
Literatur, vor allem zu urden aus Südru,3land, der
Ukraine, der Krim und dem Kaukasusgebiet nicht zu
gänglich. Es ist daher zu vermuten, daß sicn &e hier
vorgeschlagene Typochronologie innerhalb relativ
kurzer Zeit erweitern und verfeinern läßt.
iB Daim, Leobersdorf68.
FALKo OAiM 1
‘ByzANtiNiscHe., CuRTeLcARNnurtN DES
8
Ein großes Problem wird die awarische Archäologie
in den nächsten Jahren anzugehen haben, nämlich
auch die primitiveren, technisch weniger aufwendi
gen und seinerzeit sicher billigen Massenprodukte
aus awarischen Gräbern durchzusehen und Kriterien
herauszuarbeiten, nach denen Produkte byzantini
scher Werkstätten oder Manufakturen identifiziert
werden können. Insbesondere, wenn die byzantini
schen Gürtelgarnituren im Zuge eines regulären Han
dels in das Karpatenbecken gekommen sein sollten,
müssen wir auch mit zahlreichen simpleren, nicht so
einfach zu unterscheidencen byzantinischen Produk
ten in unseren Fundkomplexen recnnen. Fur diesbe
zügliche weitere Studien sind sowohl Metallanalysen
wie guß- und iöbtechnische Untersuchungen notwen
dig. Vielleicht finden sich Zeigerbestandteile in der
Bronze oder im Messing, Vorlieben für bestimmte In
strumente bei der Nachbearbeitung etc. Hier sind
Phantasie und strenge methodische Richtlinien in
gleicher Weise gefragt.
Wie im Vorwort schon angedeutet, stellte sich im
Zuge der Arbeit natürlich immer wieder die Frage, wo
die Grenze zwischen «byzantinischer Produktion‘ und
«nach byzantinischen Vorbildern hergestellten Objek
ten« zu ziehen ist. Dabei können wir zunächst von
zwei Extremen ausgehen: Der Herstellung in einer im
perialen, staatlichen Werkstätte einerseits, und der
Produktion durch einen awarischen oder slawischen
Dorfschmied, der einfach Höherwertiges nachmacht
und dabei lokalen Traditionen in Motivik, Stil und
Machart anpaßt. Dazwischen müssen wirjedoch mit
jeder Spielart rechnen, beispielsweise mit der Herstel
lung von Schmuckstücken in Torcello oder an anderen
Orten im Mittelmeerraum speziellfür den awarischen
und slawischen Markt. Dabei wird auf die Befindlichkelten und den Geschmack der potentiellen Kunden
Rücksicht genommen worden sein. Besonders in die
sen Fällen können in der Zukunft Materialanalysen
Entscheidungshilfe bringen, doch wird es oft einfach
nicht möglich sein, Zweifel vollständig auszuräumen.
ines muß jedoch unmißverständUch klargestellt wer
den: Für keines der hier behandelten Fundob:ekte läßt
sich. eindeutig beweisen, daß es in einer kaiserlichen
Manufaktur geschaffen worden ist. Dennoch wird im
Folgenden üblicherweise auf die Anfünrungszeichen
beim Begriff «byzantinisch« verzichtet, wenn begrün
det angenommen werden kann, daß Handwerker
oder Härcler aus dem Reicbsgebet oder aus Gebie
ten, die mit Byzanz politisch und wirtschaftlich eng
zusammenhinger. involviert waren.
JAHpHuNoetrs
r
Fall 3: Gestreute Verbreitung im byzantinischen
Reichs- und Einflußgebiet, einige wenige Typvertreter
im Awarenland, odertechnische Besonderheiten (z. B,
Kompositkonstruktion, gußtechnologische oder löt
technische Spezifika, Verwendung besonderer Mate
rialien oder Legierungen) oder ikoncgraphische Beson
derheiten (z.B. Pfau-, Hahndarstellungen). Hier wurde
vielleicht ein mediterranes Produkt erkannt, doch ist
bei weiteren Schlüssen höchste Vorsicht geboten.
Wenn im Kapitel 4 Garniturtyoen unterschieden
werden,en:sprichtdieVerwendungdes Begriffs «Typ«
ncht vollinhaltlich dem üblichen archäologischen
Sprachgebrauch, da im vorliegenden Beitrag— dort wo
offensichtliche »Garnituren«. nicht bloß zufällige
Fundkornbinationen vorliegen alle Teile des Sets
dem «Typ‘ zugehören. Dies gilt somitfür Vrap und Ho
henberg, nicht aber für Stolbica, Micheldorf etc,, wo
nur einige Teile eines Komplexes dem Typ zugerechnet
werden.
Den MaterialanaIysen und den Untersuchunger
derverwendeten Herstellungstechnik kommt in der
modernen Archäologie eine besondere Bedeutung zu,
wie schon an anderer Stelle kurz dargestellt worden
ist.2‘ Auf welche Weise die verschiedenen Kriterien aus
Form, Verzierung, Darstellung, Stil, Material und Ver
arbeitungstechnik, dieja ganz unterschiedliche Berei
che und Ebenen der menschlichen natürlichen und
kulturellen Umwelt betreffen, ist zu überlegen und in
Form eines theoretischen Modells darzustellen.
Gegenstände, in unserem Fall Fundobjekte, lassen
sich nach genau definierten Kriterien ordnen und
diese Ordnung (»Typologie«) ist dann nicht bloß ein
terminologisches Gerüst zur Kommunikation zwi
schen Archäologen, sondern ist Ausgangspunkt für
weitere Studien, Materialgliederungen erfolgen tradi
tionell vornehmlich nach Form und Verzierung. Bei der
Verzierung istfreilich dereigentliche Motivinhalt (z.B.
«Greife) und analog zur kunsthistoriscben Methode
—der Stil der Darstellung zu unterscheiden (z.B. «or
ganisch körperlich«).22 Der Stil wurde bislang in der
Frühgescbichtsforschung wenig bzw. nur in Sonder
fällen besonders beachtet (z. 3. ‘,Tierstil 1,11,111«). Als
zusätz!iche Krterien für die Gruppierung werden je-
2 METHODE
Nach ersten Vergleichen von sicher mediterranen Rie
menzungen, Schnallen und Gürtelbeschlägen mit
entsprechenden awarischen Eigenschöpfungen
wurde nun eine generelle Methode zur Erfassung von
byzantinischen Produkten im awarischen Weichbild
entwickelt. Grundlegend ist dabei die Beobachtung,
daß die typochronologische Reihe der awarischen
Cürtelbestandteile im wesentlichen den byzantini
schen Modeersc‘neinungen folgt, wodurch umgekehrt
Sets oder Emnzestücke, die höchstwahrscheinlich re
citerranen Ursprungs sind, datiert werden können.
Ausgangspunkt sind R‘en‘enzungen und Gürtelbe
schläge, die weit abseits des awarischen Siedlungsge
biets im byzantinischen Einflußgebiet gefunden wor
den sind, deren Hauptverbreitung außerhalb des awa
rischen Kulturkreises liegt und von denen nur einige
wenige Typvertreter im awarischen Bere‘ch liegen. Der
typologisc‘nen Gliederung des Materals kommt daher
eine tragerde Bedeutung zu, und die Typen sind so
fein zu deinieren, daß die Masse möglicher Imitate
ausgeschlossen bleibt.
Als nächster Schritt erfolgt eine technische Analyse
mit dem Ziel, Unterschiede zur Machart der Masse
awarischer Gürtelbeschläge herauszuarbeiten. Wenn
sich im Vergleich zu den bekannten awarischen Bei
spielen Besonderheiten zeigen, ist das ein guter Hin
weis. Die chemische Zusammensetzung der Metallob
jekte spielt dabei ebenfalls eine Rolle, obwohl für eine
weitergehende historische Interpretation eine grö
ßere Anzahl analysierter datierter Vergleichsfunde
notwendig sein wird. Immerhin gibt es wesentliche
Vorarbeiten und Datenbestände, auf die zurückgegrif
fen und auf denen aufgebaut werden kann,‘9
Der dritte Schritt ist die ikonographische Untersu
chung. Offenbar gingen die Awaren bei der Über
nahme von bestimmten byzantinischen Motiven und
ig
Die c‘chrjnrung vor. cneniscne Anayser vor artiken jrc rr t
telalte‘ chen Ceoe—stärden gehört schor fast zjm, Standard a‘
chäc!cgischer rd ‘.unstb 5:0‘ sche‘ Fsrsc-u:g 5e- enar.alysen
hat insbesondere cas Ra:hgencrschurgslacoatcr der Staat
chen Mjseer PreuSische- <Ltu‘oesitz 9 Be‘Iin crc‘gerub‘t.
ren guten Jbe‘:Iick zum stand de‘ Forscnung. zu Metnccen
und E‘aeor,issen gibt cesser !angäb‘iger Leiter Jaser eae‘er.
unstwerie chemisch betrachtet. Morehal,en —Analysen —Alters
bestimmung (Berlin Heidelberg New York igSi) Das Patbgen
rcrschungs.abor zeigte 1987 e ne Ausstellung »Arcnolzgie und
Chem e Einbl cke in ne Vergangenbet‘. Der dazu erscnierene
gle chnarrge Beg!e.tband von JcserRiedere‘ ist soga‘ -ion etwas
-ei:hnaltiaet als die z t:ene Eirfübrjrg.
-
—
—
Verzierungsdetails durchaus selektiv vor Einige Dar
stellungen bzw. Motivdetails wurden gemieden oder
dem lokalen Geschmack angepaßt, andere byzantini
sche Vorlagen den eigenen Vorstellungen entspre
chend weiterentwickelt (z. B. die Tierkampfszene der
Spätawarenzeit 1120).
Letztendlich wird versucht, Hinweise für die relativchronologische Fixierung jedes neuen definierten und
als bvzantinisches Produkt identifizierten Typs zu fin
den. Wie erwähnt, ist hier zunächst ein VergleIch mit
der awarischen Massenware nutzlich, deren relativ
chroroogische Entwicklung mittlerweile gut unter
sucht ist (siehe Kap. 3.1). Beziehungen von gleichzeiti
gen Typen zueinander und Abfolgen in der Herstel
lung können auch durch typologische Details und
sogar Rudimente angezeigt werden. Die Abhängigkeit
von einzelnen Typen untereinander läßt sich auch gra
phisch darstellen,
Die Wahrscheinlichkeit, daß mit der hier verfolg
ten Vorgangsweise tatsächlich byzantiniscne Pro
dukte erfaßt wurden, ist von Typ zu Typ unterschied
lich und abhängig davon, wie viele verschiedene Kri
terien bei der Identifikation angewendet werden und
wie viele Belegstücke außerhalb des awarischen
Siedlungsgebiets namhaft gemacht werden konn
ten:
Fall 1: Gestreute Verbreitung im byzantinischen
Reichs- und Einflußgebiet, einige wenige Typvertreter
im Awarenland; dazu technische Besonderheiten (z.B.
Kompositkonstruktion, gußtechnologische oder löt
technische Spezifika, Verwendung besonderer Mate
rialien oder Legierungen); dazu ikonographische Be
sonderheiten (z. B, Pfau- oder Hahndarstellungen).
Hier kann mit an Sicherheit grenzender Wahrschein
lichkeit angenommen werden, daß ein mediterranes
Produkt vorliegt.
Fall 2: Gestreute Verbreitung im byzantinischen
Reichs- und Einflußgebiet, einige wenige Typvertreter
im Awarer,land: dazu entweder technische Besonder
heiten (z, B. Kompositkonstruktion, gußtechnolcgi
scne oder lö:tecbnische Saezifika, Verwendung be
sonderer Materialien oder Legierungen) oder ikono
graphische Besonderheiten (z.B. Pfau- oder Hahndar
stellungen). Hier wurde vermutlich ein mediterranes
Produkt identifiziert.
—
—
Falka oaim.Avor3lrds and Byzantine Ccitt .n: Walter Pohl lan
wood Helmut P.eimitz (Hg). The Transformation ofFrontiers
frorr.LateAntiauitytothecara;ngions. (ransformat ans of Ehe
or.ar Wo-s, Leider New Yo-< <bIn 200c) ;n p‘ 95.
22 oh danke Frau univ-°rot. Dr Martira Pippa. ru, w unlige Hin
weise und die bew esere ceaj!&
2:
—
20
Dam eobersdorf 44ff sers drei‘ 292.
FALKO DAIM
1
»BYzANrINI5CHE« CÜRTELGARNITUREN DES
8.
Säule: Form, Verzierung, Motiv und Stil
2. Säule: Herstellungstechnik
3. Säule: Material
i.
Die einzelnen Elemente, aus denen sich nun ein
«Objekt« zusammensetzt (also Material, Technik,
Form/Verzierung/Motiv:k und Stil) naben einen unter
schiedlichen Stelenwert als Bedeuzungsträger und
sind verschieden schnell bzw. weit zu übertragen.
Während das verwendete Material nur in besonderen
Fä‘Ien selbst Bedeutungsträger sein wird (Elfenben.
Gold, Almandin..j, und letzteres auch oft fur die °ro
duktionstechnik gilt (die Anwendung einer bestimm
ten. vieHeicht speziell aufwencigen, Herstellungs
weise <ann dem ObEekt eine besondere Bedeutung
ve‘leihen, wie sich in einigen Fälien wahrscheinlich
machen läßt) ‚eignen sich aber vor allem Form und
Motivfü‘ die Vermittlung von Bedeutungen (Inhal
ten). Dabei ist freilich zu berücksichtigen. daß bei
jedem Kopiervorgang die Bedeutung eines Typs verän
dert werden kann. So wird aus dem «byzantinischen
Ohrring« der Tochter des awarischen Kbagans der Typ
«Ohrring der Prinzessin« für die einfachen Leute.23
Dieser Vorgang kann als der trickle down effect in der
Archäologie bezeichnet werden.
Beim Transfer von Formen/Motiven, Technologien
und Rohmaterial ist weiters zu beachten, daß die Wei
tergabe oder Rezeption der einzelnen bezeichneten
Elemente eines Objektes unterschiedlich schnell er
folgt, bzw. die einzelnen Elemente statistisch gesehen
eine unterschiedliche Reichweite besitzen. Motive
können blitzrasch abgeschaut werden und wandern
entsprechend schnell, doch kommen (zunächst) ver
traute Herstellungstechniken zur Anwendung. Bei In
halt und Stil eines Motivs muß nun weiter differen
ziert werden, denn ein Motiv ist leichter zu kommuni
zeren als der Stil der Darstellung, deha jeweils ein
komplexes kunst!ersches Sorachsystem darstellt. Ein
langwieriger Lernprozeß ist auch notwendig, wenn
neue Technologien eingeführt werden sollen Im Spät
mittelaiter und der frühen Neuzeit dienten die War
derjahre enes Gesellen nicht zuletzt dem Technolo
gietransfer Das Rohmaterial für die Herstellung von
—
—
86
—
doch nun auch im besonderen Maß Material und Her
stellungsverfahren benützt, sodaß wir zu einer Art
»Dreisäulenmodell der modernen Archäologie‘< kom
men:
—
Fao,<o DAM 1 «SyzANnNiscHo« CÜRTELGARNIrUREN
JAHRHUNDERts
1
DES
R,
23
JAnEHUMCERr5
D;eses Beispiel verdanke ich PcC Dr. Max Ma-tir, Vur.cner.
87
Objekten wird man —soweit es vorhanden ist und mit
den oben gemachten Einschränkungen meist vor
Ort gewinnen. Damit kommen wir zu einer weiteren
Differenzierung des Dreisäulenmodells nach der Ge
schwindigkeit der Vermittlung bzw. Rezeption:
—
Säule:
A. Form, Verzierung, Motivinhalt
rasche Vermittlung bzw. Rezeption
B. Stil
langsamer Umbau eines komplexen künstleri
schen Sprachsystems
2. Säule: Herstellungstechnik
langer Lernprozeß
Säule: Material
in der Regel lokal gebunden
1.
.
3 ZUR CHRONOLOGIE AWARISCHER BRONZEGÜSSE DES
Ein Gegenstand mag vollkommen gleich aussehen
wie seine weit entfernt verbreiteten Parallelen. Wenn
er aber nachweislich aus einem Rohmaterial (z. B.
Erzgemenge, Ton) gefertigt wurde, das nur vor Ort
vorkommt, wenn überdies eine Technologie verwen
det wurde, die im Fundgebiet Tradition hat, kann
seine lokale Herstellung als praktisch gesichert gel
ten. Natürlich ist bei der Verwendung materialogra
phischer Daten ebenfalls Vorsicht geboten, insbeson
dere, solange nicht ausreichend Vergleichsdaten vor
liegen. Die Beobachtung von Rezeptionsprozessen
wird aber sicher zu weiteren besonderen Einblicken
in das Räderwerk des Kulturaustausches und in die
Zeichensysteme frühmittelalterlicher Gesellschaften
führen.
8. JAHRHUNDERTS
1
a W
1
r
*
llI
31 RELATIVCHRONOLOGIE
Die Relativchronologie der spätawarischen Gürtelgar
nituren ist recht gut bekannt, obwohl laufend Verfei
nerungen des typochronologischen Systems vorge
nommen und spezielle Typen mit ihren Varianten und
Verbreitungen untersucht werden (vgl. Abb. 1)24 Da
die typologische Gliederung nichts Natürliches ist,
welches sich quasi von selbst aus dem Material ergibt,
sonderen Ergebnis eines künstlichen Selektionspro
zesses aufgrund von Vorwissen, Vorstellungskraft und
Fingerspitzengefühl des Bearbeiters, lassen sich auch
am selben Material stets neue Gliederungen und
deren Auswirkungen auf Verbreitungskarten testen.
Dabei können nicht nur Form- und Verzierungsele
mente sondern auch technische Konstruktionsdetails
als Merkmale für die Typologie herangezogen werden.
Da jede auch noch so ungeschickte Merkmalkombina
24 Den Beginn einer modernen, auf methodischen kritischen crund
lagen basierenden Forschung markiert das beruhmte werk von
Kovrig, Alottydn (1963). Seither waren eigentlich nur mehr Verfei
nerungen und die Herausarbeitung lokaler Unterschiede mög
lich. Daim Lippert, Sommerein; Oaim, Leobersdorf Stadler, Dis
—
sertation; ders.,Archöologie am Computer Awarische Chronologie
mit Hilfe der Senat Ion von crabkomplexen. In: Katalog Hunnen +
Awaren 436—461: zäbojnik, Cürtelbeschloggarnituren; va caram,
Die awarenzeitlichen Funde aus Ungarn im Römisch-Germani
tion bei der Kreation eines «Typs« tatsächlich Ergeb
nisse bringt (wenn auch unbrauchbare), wird die Qua
lität einer Verbreitungskarte wohl daran zu messen
sein, ob sie sich mit anderen Verbreitungskarten
deckt, und so Tracht- oder Grabbrauchprovinzen,
Werkstattkreise oder Absatzgebiete anzeigt, wie
immer die dann historisch zu interpretieren sind.
Die Gußtechnologie war natürlich in der Früh- und
Mittelawarenzeit gut bekannt, doch verwendete man
den Guß vor allem für die Herstellung von Schnallen.
Die meisten awarischen Gürtelbestandteile wurden
gepreßt oder getrieben. Im Mediterraneum kommen
beide Technologien nebeneinander zur Anwendung,
doch scheint es regionale Vorlieben gegeben zu
haben. Ausschließlich aus Güssen bestehende Gürtel
garnituren finden wir im langobardischen Norditalien
(mindestens 2. und 3 Viertel 7. Jahrhundert). Derar
tige Ensembles und darüber hinaus gegossene
Schnallen mit U-förmigem Beschlag finden ihren Weg
in das Karpatenbecken.25 Auch unter den zahnschnitt
verzierten frühawarischen Gürtelgarnituren finden
sich technisch hochwertige gegossene Exemplare.26
Innerhalb relativ kurzer Zeit— man läßt mit dieser
Neuerung die Spätawarenzeit beginnen —setzt sich
4,
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88
«BYzANTINIscHS« GURTrIGARNITuRS«
0558.
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26 vgl. 5.61 und Abb. 90.
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Bhna, Ethnische Verhöltnisse. Zuletzt Daim, Sechs Gräben mit
«westlichen Gegenständen« mit weiterer Literatur
FALK0 DAIM
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25
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1
schen Zentralmuseum (Kataloge vor- und fruhgeschicbtlicher Al
tertumer 25,1991) bes. So—gg. Einige studien zu bestimmten
Typen: Caram, Böcs; csaba szalontai, A kdsö ovar karl liliamos äv
veretek. Somogyi Müzeumak Közlembnyei Xl, 1995,127—143; ders.,
Von Hohenberg bis Zdhony mit weiterer Literatur.
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(2 rr
FALKO DAIM
1
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«ByzANTINIscHE« GüRTEIGARNITuRrN ors8. JAHRHuNDERTS
—
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Bg
3
Awarische Hauptriemen
zunge mit Tierkampfszene
zwei Greife schlagen ei
nen Hirsch (?) aus
Mistelbach, Nieder
österreich.
Spätawarenzeit II, Mitte
8. Jahrhundert. Nach
Daim, Greif 298, Abb. i6,
An.
1
2
3
4
5
•1
—
—
ABo. 2
Entwicklung der spätawarischen Hauptriemenzungen anhand von Beispielen aus Mödling
An der Goldenen Stiege und Leobersdorf (Niederösterreich). Nach Daim, Leobe rsdorf Abb. 27.
—
jedoch die Gußtechnologie für die Herstellung von
Schnallen, Riemenzungen und Beschlägen durch.
Dabei sehen wir am Beginn noch für einige Zeit das
Nebeneinander von dünnen, meist quadratischen
Blechbeschlägen und Güssen, die oft eine ähnliche
geometrische Dekoration tragen. Die Bemühungen,
sich der neuen Mode anzupassen, wird an vielen Klei
nigkeiten sichtbar. So kommen dicke, rechteckig Ble
che vor, die stark genug sind, um angehängte Ringe
und große Zierniete zu tragen. Auch kennen wir Rie
menzungen, die mit Hilfe eines rechteckigen Beilag
blechs mit dem Gürtel vernietet waren, und noch
nicht über die Tülle verfügten (Abb. 2). Letztere ver
langte bei der Herstellung eine dreiteilige Form, wobei
der dritte Teil nur aus einem eisernen Keil bestanden
haben kann, der nach erfolgtem Guß aus der Riemenzunge gezogen wurde oder aus einem gebrannten
Keramikteil, die man später herausgebrochen hat.27
Erstaunlicherweise sind allerdings keineswegs alle
Details des Gußvorgangs geklärt, sondern würden
durchaus weitere Forschungen und archäologische
Experimente notwendig machen, Immerhin liegen
schon jetzt wesentliche Arbeiten zur awarischen Gußtechnik vor.23
siebe dazu den Beitrag von Ulrike Neuhäuser in diesem Band mit
Abb. 15.
28 Z.B. Hans-Jürgen Hundt, Textilreste aus awarischen Gräbern von
teobersdorf und ein Exkurs über gegossene Textilstrukturen an der
Rückseite bronzener Riemenzungen. In: Daim, Leobersdorf Bd. 2,
Für die Spätawarenzeit list, abgesehen von der be
reits erwähnten Gitterzier, der rechteckige Greifenbe
schlag typisch, außerdem Hauptriemenzungen mit
Feldunterteilungen und figuralen Darstellungen,
»Lebensbäumen« und vielen anderen Motiven.
Inder Spätawarenzeit II stellt die Tierkampfszene
sozusagen den Leittyp dar. Zwei Greife machen sich
über einen Hirsch oder eine Hirschkuh her, wobei die
Tiere so angeordnet sind, daß sie die Rythmik einer
großblättrigen Kreislappenranke erhalten (Beispiel
Abb. 3). Diese Art der Darstellung widerspricht voll
ständig dem klassischen Kunstverständnis. Obwohl
die Tierkampfszene Greife gegen Hirsch, wie auch der
Greif selbst, zu den Motiven gehört, die aus der byzan
tinischen Kunst in die awarische Bilderwelt übernom
men worden sind, stellt die in der Spätawarenzeit llso
beliebte Tierkampfszene eine Eigenschöpfung der
Awaren dar, und dabei eine, welche ihrVerständnis
von Mehrdimensionalität in der Motivik verrät.29 An
die Stelle der rechteckigen Beschläge der Spätawaren
zeit 1 tritt nun der wappenförmige, fünfeckige oder an
nähernd runde Scharnierbeschlag. Zumeistträgt er
eine einfache vegetabilische Dekoration.
Die Spätawarenzeit III bringt wesentliche Neuerun
27
90
Birgit Bühler, Untersuchungen zu Guß, Obeifldchenbearbei•
tung und Vergoldung onfrühmittelolterlichen Bunt- und Edekne
tollgegenständen. ArchA 82,1998 (2000), im Druck.
9—17:
29 Daim, creif.
FAIK0 DAIM
1
«BYzANTINIscHE« GüRTELGAENITuREN DEs
8. JAHRHUNDERTS
gen. Die Garnituren neigen zur Vielteiligkeit. Manche
bestehen aus über 30 Beschlägen. Die einzelnen grö
ßeren Scharnierbeschläge werden bisweilen durch
Dreiergruppen von zungenförmigen Beschlägen er
setzt. Es dominieren nun abstrakte Pflanzenorna
mente, besonders die Kreislappenzier.
Das in den beiden früheren Perioden soweit ver
breitete Greifenmotiv verschwindet fast vollständig.
Eine Ausnahme bilden Phaleren und Riemenbe
schläge des Pferdezaumzeugs in Greifenkopiform, Ad
lerköpfe mit Ohren. Dafür tauchen nun Riemenzun
gen mit Zirkusszenen auf, mit Medaillons und Tiermo
tiven, mit stilisierten Pflanzen- und Rankenornamen
ten, der sogenannten »Lilienzier‘<.
Aber auch in der Gußtechnik tut sich einiges: Die
Tülle zur Befestigung des Gürtels wird nur mehr in
FALKO DAIM
«BYzANTINIsCHE« GÜRTELGARNITuREN DES
8.
Verbindung mit oft tierkopiförmigen Fortsätzen ver
wendet, welche die Niete zur Fixierung des Riemenen
des tragen. Oft wird die recht dicke Riemenzunge aus
einem Stück gegossen und am Ende zwischen den
Fortsätzen für die Niete ein Schlitz gelassen, der dann
aussieht, als wäre er eingesägt. Meist gießt man je
doch die Riemenzungen aus zwei Teilen, wobei zwi
schen den beiden Schalen ein Zwischenraum ver
bleibt, in den man den Gürtel einführen und vernieten
kann. Bei dieser Konstruktion ist das Gußverfahren
sehr simpel, da man ohne Keil für die Zwinge aus
kommt. Auf den ersten Blick sehen die beiden tech
nisch verschiedenen Varianten ganz ähnlich aus, da
beide in der Regel parallele Seiten und einen halbrun
den Abschluß und Fortsätze für die Vernietung des
Gürtelriemens aufweisen.
JAHRHuNDERTS
91
r
4 TYP0CHRON0L0GIE BYZANTINISCHER GÜRTELGARNITUREN DES 8. JAHRHUNDERTS
Bei der Analyse der gegossenen Garnituren von Le
obersdorf stellte sich überraschenderweise heraus,
daß die Gürtelgarnituren der Spätawarenzeit III, also
auch die aus zwei Teilen bestehenden Riemenzungen,
aus einem anderen Grundmaterial gegossen worden
sind, als die früheren, und zwar aus Glockenbronze,
die einen hohen Bleianteil auf Kosten des Kupferpro
zertsatzes erthilt.° In den früherer, Perioden ver
wercete man praktisch reine Zinnbronze, s ist aller
dings noch zu überprüfen, obdieses Ergebnisverallge
meinert wercen darf.
4.1 Tv STDLBICAIGITTERMUSTER
— CATAJ
Aus Stolbica, am Oberlauf des Don, stammt ein Grab-
fund, der 1962 von V. V. Kropotkin publiziert wurde.3
Er enthielt zwei Solidi, einen des Theodosius III.
(716/17) uno einen des Leo III. (717—741).3 Abgesehen
von zwei rechteckigen durchbrochenen Beschlägen
(s. Kapite 4.2) und einem trapezförmigen Pferdege
schirrbeschlag mit rechtecKigem Riemencurchzug
(Typ 2itavskä Ö Stolbica / Pflanzenzier; s. Kapite
4.10) enthält der Fund ajch zwei zungerörmige Be
—
3.2 ABSOLuTcHRON0L0GIE
Die relativchronologische Gliederung des spätawari
schen Fundmaterials beruht einerseits auf der Seria
tion einerschon fast unübersehbaren Mengevon Grabkomplexen, andererseits auf den Analysen klar aufge
bauter Nekropolen. Die kombinationsstatistische und
belegungschronologische Untersuchung von Gräber
feldern kleinerer Gemeinschaften, die aber bis zu sie
ben Generationen langverwendetworden sind,schärft
unser Bild von dertypochronologischen Entwicklung
des Fundmaterials und läßt überdies lokale Unter
schiede im Auftreten bestimmter Typen und Erschei
nungen erkennen. Das Datenmaterial, das wir zu Ver
fügung haben um das relative Modell mit absoluten
Jahreszahlen zu versehen, ist leiderweitwengerdicht.
Einige besonders wertvolle Grabinventare des
enthielten oyzantnsche Münzen
Jahrhunderts
7.
oder Imitationen davon und liefern so zumindest post
quem-Daten. Eine gewisse Hilfe bei der Abstimmung
ocr awar:scher mit der alamannischen und bajuwari
scher Cr,ronologie sind westliche Imporistücke: Gür
telgarr.ituren, sonstiger Schmuck, Waffen und Pferce
ausrüstung, die sich in awarischen Gräberfeldern aus
nahmsweise finden. Allerdings betrifft dies auch hier
vornehmlich das 7 Jahrhundert und man könnte
sagen, daß die absolutchronologische Fixierung der
Miftelawarenzeit in die 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts
o Wobrauschek Haider Streli, Röntgenfluoreszenzanofyse 55,
Abb. 8. Eine grorte Anzahl von awarischen FundobJekten wurde
von Läszlö Költö mit Hilfe der RFA untersucht: Läszlö Költö, Rönt
genemissziös analiz,se. Das Interesse der ungarischen Forschung
an der Archäomelrie zeigt der sammelband von Märta Jr6
Läszlä Kbltb (Hrsg ). Archaeometncol Reseorch n Hungary (Buda
pest ‚gBB) Röntgenfluoreszenzanalysen wurden auch auf Anre
ging von \ad‘a Proftntov (jr ‘awariscn& Fu‘de aus Bdnren
M.at:oika. Räntgenfiuoreszer.z
uns .V,änren du‘chgefuhrt:
ar25.y5e.
—
—
AoL 4
stolbica loberes Don-Gebiet), Nach Bälint, Steppe Abb.
27.
gutfundiert ist, und —da das Ende der Mittelawaren
zeit ja mit dem Beginn der Spätawarenzeit zusam
menfällt— damit auch der Anfang der Spätawarenzeit.
Ein wichtiges Datum für die Datierung des awari
schen Materials stellen die Awarenkriege Karl des Gro
ßen dar, die zwischen 789 und 802/803 stattfanden.
Das awarische Reich wurde vollkommen zerstört und
die Bevölkerung ging in der multikulturellen ostfränki
schen Population auf. Wie sich die Situation im Ostteil
des Reches darstellte, ist schwer zu sagen. Vermutlich
übten die Bugaren östlich der Donau oder zumindest
östlich derTheiß die Herrschaft aus. Eine übermäßig
differierende absolute Datierung derselben (!) Typen
in Pannonien urd östlich der Theiß ist jedoch kaum
1
—
1
2
Ao 5
m. 1 —skalistoe.
Abb. 4:6, ‘0.
2—
Uzer-va. Nach Aoabir, Mogd‘n.k
vorstellbar.
Die awarische Produkton von Gürteizierat wurde
sofort eingestellt. Die awarischer Repräsen
tationsmittel waren nicht mehr angebracht. Man ori
entierte sich bald an neuen Moden und eignete sich
andere gesellschaftiche Codes an. Ich meine daher,
daß die Awarenkriege zugleich das obere Ende der
offenbar
awarischen Chronologie, somit der Spätawarenzeit III
markieren.3 Die Spätawarenzeit 1-111 ist quasi zwi
schen dem Ende der Miftelawarenzeit (gegen 700)
und den Awarenkriegen (Ende 8. Jahrhundert) «einge
hängt. Die Übergänge zwischen den einzelnen Sub
phasen sind nicht genauer festzulegen.
Aoo. 6
Keszthely (Ungarn) Nach Hampel, A/terthümerTaf i6o o.
34 AJbabin, Mog,l‘niki 369. Abb. 46 und
3s Hampel, Alterthumer Taf 160.10.
—
31
—
92
‘AL<0
Einige ungarische Kollegen vertreten allerdings die Ansicht. awa
riscne Güteloarniturer, wären neon ing. Jz.nrh‘jndet os zur
An<jnftr dc- Lnga‘n getragen wcrde—. und satieren daner die
5p-tawa‘erzei: III in das g Janrbjr.cert
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M
‘:9v24N
Msc—E» Cur1rLcARNITuRr‘ 085 B.,gH‘jNoERrs
schläge mit rechteckigem Riemendurchzug sowie ei
nen zungenförmigen Hakenbeschlag (Abb. 4). Diese
sind durchbrochen gegossen und zeigen ein schräg
gestelltes G1:termuster urd umlaufende Perlbo.rten
bzw. die Imtatior einer Zerbofte aus zusam mengedrehten und verlöteten Drähten. Schnalen mit ent
sprechendem Gitterdekor kennen wir auch von der
Krim, z. B. von Skalistoe 760 und Uzen-va 2/1907
(Abb. 5)34
DerGifterdekor taucht auf awarischen Riemenzun
gen, Schnallen und Beschlägen der Spä:awarenzeit 1
gerne auf (beispielsweise auf einer Schnalle aus
Keszthely35, Abb. 6). doch können wir derzeit ohne
entsprechende technische Analysen — kein eindeuti
ges byzantinisches lmportstück im Awarischen nen
nen. Eine Variante des Gifterdekors von Stolbica, eine
flächendeckende Zier aus vierblättrigen »Blüten« ken
nen wir von der Gürtelgarnitur aus ataj, Grab 74, die
von Jözef Zabojnik ausführlich behandelt wird.6
(Abb. 7) Der Gitterdekor, der auf dem Gürtelzierat von
ataj verwendet wird, kommt auf Steinmetzarbeiten
aus dem langobardischen Qberitalien vor, wie das ab
gebildete Fragment aus dem Museo 5. Giulia in Bres
cia zeigt. (Abb. 8)
Der Hakenbeschlag als solcher ist jedoch aus der
awarischen Archäologie gut bekannt, wenr.gleicn er
auch nicnt oesonders häufig vorkommt. Er tritt in der
Übergangsphase von Mittel- zu Spätawarenzeit auf
(SPA I),was anhang der Inventare aus Mödling—An
der Goldenen Stiege ioo3‘ und 1elovce 33538 demon
striert werden kann. Die beiden Gräber enthielten ge
gossene Gürtelgarnituren mit Giftermuster, wenn
gleich in beiden Fällen der Hakenbeschlag selbst keine
derartige Dekoration zeigt. In Hinblick auf die Typo
chronologie der awarischen Gürtelgarnituren lassen
sich daher die drei Beschläge mit Gittermuster aus
Stolbica mit hoher Sicherheit in das erste Drittel des
8. Jahrhunderts stellen. Die beiden Solidi widerspre
chen dieser Datierung nicht.
32 Kroootkin. Klady Abb. ‘8 i links und rechts ganz oben, 2. Reihe
links
33 Ich oanke e‘‘9 Dr. &ter scmcgy fur w,cb: ge Hinweise zu die
sem Komplex.
FAlxo
DAIM
«3yzA.%T
N15c—E‘ cÜRTEIGARMTuRE‘J Drs 8.
11.
36 vgl. den Beitrag von Jözef zabojnik diesem Band.
37 Katalog AworenAusstellung: Ausgrabungen ‘Goldene Stiege.
Mdlig 1977, Abb. 1
:8 Z aU c nskä, Fruhn‘.tteiatterhces Cräberfeij .n Zeiovce (A‘cbae
c og ca Elovaca — ca:a!cgi V, 1973 Taf vi
.A-iRHuNosTs
-
93
w
11
garien in das Karpatenbecken und dann weiter in die
Gegend von Sirmium (Sremska Mitrovica, Serbien) ei
nen Teil des awarischen Königshortes an sich gebracht
und davon wäre dann ein Teil in Vrap (und in Erseke,
von wo angeblich der «Avar Treasure« stammen soll)
vergraben worden. Auch Joachim Werner, der sich Zeit
seines Lebens in besonderem Maß mit dem byzantini
schen Kunsthandwerk beschäftigt hat und dem die
Frühmittelalterforschung unbezahlbare Anregungen
verdankt, war in der Vorstellung gefangen, daß die
Riemenzungen, die Schnalle und Gürtelbeschläge von
Vrap awarischen Ursprungs sein müssen. Dabei ent
hält sein Buch fast alle notwendigen Daten zu einer
ganz anderen Interpretation. Gleiches gilt auch für
Uwe Fiedler, der erst 1996 eine kleine wertvolle Studie
zu Gürtelbestandteilen aus Velino, Bulgarien, vor
legte.4‘ Er arbeitete die Zusammenhänge des Komple
xes mit den Funden aus Vrap sowie Unterschiede zu
den Funden des Karpatenbeckens heraus, übersah al
lerdings wesentliche typo ogsche Differenzen zwi
schen den Hauotriemenzungen von Vrap und Velino,
die aber chronologische Bedeutung haben. Die Uber
legung, beim goldenen Gürteizierat aus Vrap könnte
es sich um byzantinische ‚:Gescuieuike“ an hochge
stele „Verbündete‘ handeln, ist sehr scharfsinnig;
und wird weiter unten diskutiert.
Zdenk Klanica bezeichnete den Gürtelbesatz aus
dem Schatz von Vrap als erster als byzan:inisches, zy
priotisches oder syrisches Produkt, wobei für ihn die
unfertigen Gegenstände das Hauptargument liefer
ten. Eine methodisch angelegte Untersuchung liegt
der kleinen Publikation allerdings nicht zugrunde.12 Im
Gegensatz dazu stellte die Basis derjüngsten Arbet
von Gäbor Kiss zu den spätawar:schen vergolde:en
Beschlägen eine präzise und gut dokumenterte
Sammlung der Belegstücke dar. Die Häufigkeit von
medterranen Motiven auf dem vergoldeten Gürtelbe
satz ist augenfällig und Kiss meint, caß es immer
wahrscheinlicher wird, daß die Gürtelbeschläge der
Funde von Vrao und Erseke byzan:inischer Fertigung
sind« und daß ähnliche byzantinische Gürtel die Vor
bflder für die awarischen Stücke gebildet haben könn
ten.43
Der Schatz von Vrap besteht aus vier goldenen Kel
chen, drei goldenen und einer silbernen Griffschale,
einem silbernen Henkeikrug, einem silbernen Eimer,
An 7
OLrt&sesatz ajs ata:. Grab 74. Nacn Zabolnik, ataiTaf 2
4.2 TYP VRAP
Der Schatz von Vrap, Albanien, stellt sicher eines der
bedeutendsten frühmi:telalterlichen Fundensembles
dar, die man. bislang in Europa entdeckt hatte. Er
wurde igoi von einem Bauern bei der Feldarbeit ge
funden und gelangte in den Kunsthandel. Ein Großteil
der bekannten Funde wurden von J. Pierpont Morgan
erworben und dem Metropolitan Museum of Art, New
York. geschenkt. Ein Goldkelch kam an das Archäologi
sche Museum in Istanbul, eine goldene Grlffschale in
die Walters Art Gallery, Baltimore. Der Fund wurde
l9l7vom WienerKunsthistorikerJosefStrzygows<i als
Ausgangspunkt für seine These verwendet, daß östli
che Einlüsse die völkerwanderungszeithche und früh
mittelai:erlche Kunst unc Kultur geprägt hätten.39
Angeregt durch einen ähnlichen Fundkomplex, den
sog. «Avar Treasurec, der 1981 bei Sotheby‘s, London,
(mit zwei Ausnahmen ergebnslos) zur Versteigerung
g&angte. und dessen Echtheit diskutiert wird, publi
zierte Joachim Werner igS6 eine Studie.4° In ihrem
Zentrum steht die Idee, ein Sohn des Bulgarenfürsten
Kuvrat hätte im Zuge seiner Wanderung von Großbul
1‘‘
;‚1
‚
-
Citterdekor aufMarmor,
94
ABt 8
8. ih. Museo Santa Giula, Brescia,
Foto: Falb Daim,
Vefina, Interpretationsversuch 5.
42 Klanica, ßronzejndustrie,
43 Kiss, Aranyozatt övdiszek ‚o6,
41 Fiedler,
39 Strzygowski, Altal-Iran und Völkerwanderung.
40 Werner, Vrap.
FAIKO DAIM
1
«ByzANTINIScHE« cÜRTELGARNITuREN DES
8. JAHRHuNDERTS
FALK0 DAIM
11
]
zwei Einsätzen von Kerzenleuchtern aus Goldblech,
goldenen Riemenzungen, einer goldenen Schnalle
und goldenen Gürtelbeschlägen nebst Nietnägel
(Abb. g—i). Dazu kamen noch B Goldbarren, wovon
aber nur einer erhalten ist.44 Der Schatz erfährt der
zeit die dringend notwendige neue monographische
Bearbeitung, wobei goldschmiedetechnische und Me
tallanalysen sämtlicher Gegenstände sowie eine ein
gehende stilkundliche und ikonographische Bearbei
tung der Gefäße geplant sind.
Der Gürtelzierat von Vrap läßt sich zunächst in ge
tragene (Gruppe i) und unbenützte Objekte bzw.
Halbfertigprodukte (Gruppe 2) gliedern:
Gruppe i—getragene Objekte:
i durchbrochen gegossene Hauptriemenzunge mit
Tülle (Strzygowski Nr.14)
i Fragment eines Schnallenbeschlags (Nr. i)
1 Schnalle (Nr 16)
1 rechteckiger Greifenbeschlag (Nr 13)
1 querovaler Scharnierbeschlag (Nr 17)
i annähernd runder Scharnierbeschlag (Nr 18)
rechteckige Beschläge mit Ziernieten (Nr 31—33)
2 hochrechteckige Beschläge mit Ringanhänger
(Nr 29—30)
2 Riemenschlaufen (Nr 24—25)
3 Lochschützer (Nr 26—28)
1 Nebenriemenbescnlag (?) aus Siech (Nr 34)
Gruppe 2—noch nicht befestigte Objekte und Halbfer
tigprodukte:
Fertiggestellt, aber noch nicht befestigt sind:
2 annähernd querovale Scharnierbeschläge
(Nr 19—20)
7 Riemenzungen aus Blech (Nr 39—4)
Halbfertigprodukte sind:
2 annähernd querovae Scharnierbeschläge (wie 19
und 20) (Strzygowski Nr 21—22)
i kreisrunder Beschlag, miftiges Loch (Nr 23)
1 rechtec<‘ger Blechbeschlag mit rechteckgem
Durchbruch (Nr 35)
Es liegt auf der Hand, daß die getragenen Stücke
zumindest etwas älter sind, als die noch unbenützten
und Halbfertigprodukte und tatsäcnlich machen die
ungetragenen querovalen Scharnierbeschläge
Nr 19—22 einen etwasfortschrittlicheren Eindruck. Die
Girlanden- oder Rautenborte findet sich nuraufgetra
genen Stücken, während später der glatte Rand bevor-
262.
44 Eine ausfuhrliche Beschreibung gibt Werner. Vrap 12—15.
»BYzANTINIScHE« GÜRTELGARNITuREN DES 8.JAHRHuNDERTS
95
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ABB. 9
Vrap (Albanien). i—Schnalle Nr.16:2—Fragment eines Schnallenbeschlags Nr. 13; 3— Riemenschlaufe Nr. 24:4— Riemenschlaufe Nr. 25,
5— Seschlag Nr. 13. Numerierungen nach Strzygowski, Altal-Iran und Völkerwanderung 22—40 und Taf. V. Mi 1. Fotos: Falka Daim
96
FAlKo DAIM
(
»BYZANTINIscHE« CÜRTEc0ARNITuREN DES
8.
JAHpur4oEgTs
10
Vrap (Albanien) i— Scharnierbeschlag Nr. 17; 2— Scharnierbeschlag Nr. i8; 3— Scharnierbeschlag Nr ig.
Numerierungen nach Strzygowski, Altai-lran und Völkerwanderung 22—40 und Taf. V. Mi: i, Fotos: Falko Daim.
ABo.
FALKe DAIM
«BYZANTINISCHE« GÜRTELGARNLTuREN DES 8.JAHRHuNDERTS
97
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Vrap Albanien).
98
11
Scharnierbeschlag Nr. 2°; 2—halbfertiger Scharnierbeschlag Nr 21; 3—halbfertiger Scharnierbeschlag Nr 22.
Numerierungen nach Strzygowski,AItoi•lran und Völkerwanderung 22—40 und Taf. V. M ii. Fotos. Falko Daim.
1—
F.aiso DAIM
1
»BYZANTINIScHE« CÜRTELGARNITuRSN DES
8, JAHRHuNDEETS
Ass. 12
Vrap Albanien). i kreisrunder Beschlag Nr 23; 2— rechteckiger Beschlag Nr. 31; 3— rechteckiger Beschlag Nr.33:4— Gürtelbeschlag mit Ring
Nr. 29; 5— Gürtelbeschlag mit Ring Nr 30.
Numerierungen nach Strzygowski, Altai-Iron und Völkerwonderung 22—40 und Tat V. Mi;i. Fotos; Falko Daim.
—
FALK0 DAIM
)
“BYZANTINISCHE« GÜRTELGAPMITuREN DES
8. JAHRHuNDERTs
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ABB. 13
Niete Nr 47; 3—Nebenriemenzunge Nr. 39; 4— Nebenriemenzunge Nr. 40; 5—
Nebenriemenzunge Nr. 41; 6— Nebenriemenzunge Nr 42.
Numerierungen nach Strzygowski, Altai-l ran und Völkerwanderung 2240 und Tat V, M 1:1. Fotos: FaIko Daim,
Vrap (Albanien). i —Nebenriemenbeschlag
100
(?) Nr. 34;
2—
FALKD DAIM
1
»BYZANTINISCHE. CüRTELGARN;TuREN DES
8. JAHBHUNDERTS
6
14
Vrap (Albanien). 1— Nebenriemenzunge Nr 43; 2 Nebenriemenzunge Nr 44; 3— Nebenriemenzunge Nr 45; 4
5— Lochschützer Nr 27; 6— Lochscbützer Nr 28.
Numerierungen nach Strzygowski.Altai-lran und Völkerwanderung 22—40 und Tat, 1 Mi :1, Fotos: Falko Daim.
ABB.
FALKO DAIM
»BYZANTINISCHE« GÜRTELcARNITuREN DES
8. JAHRHuNDERTs
Lochsobützer Nr 26;
101
1!
ABB.
16
zlatare (Bulgarien).
Ohne Ma6stab.
Nach werner, Vrap Abb. iS:i,
zugt wird. Auch tendieren die älteren exemplare zur
kleinblättrigen Rankenzier, während später größere
Blätter auftreten. Der chronologische Unterschied der
beiden Gruppen wird jedoch nicht groß sein,wenn wir
sehen, daß der glatte Rand auch schon beim getrage
nen Scharnierbeschlag Nr i8 (Gruppe i) auftritt, und
die Kreislappenranken der Riemenschlaufe Nr. 24
(Grupoe i) recht gut denen des runden Beschlags
Nr 23 (Gruppe 2) entspricht.
Bereits Joachim Werner konnte für den Gürtelzierat
gute Parallelen aus Bulgarien namhaft machen. nsbe
scndere eine Bronzeschnale aus Zlatare mit verzierter
Öse und einem sp‘tz zulaufendem Beschlag, der eine
fast dramatisch asymmetrische Kreislappenzier auf
weist (Abb. 16)45 Besonders wichtig sind jedoch die
Hälfte einer zweiteiligen silbernen Hauptriemen
zunge und einer silbernen Zierpiatte mit Scharnier, die
gegen 1980 in Velino, Bez. Varna, gefunden worden
sind und 1993 erstmals vorgelegt wurden (Abb. 17).4
Die eine Schale der Hauptriemenzunge dürfte aller
dings ohne das passende Zweitstück verwendet wor
den sein, weil —worauf Stanislav Stanilov aufmerksam
gemacht hat in den Nietlöchern nur ganz kurze
Niete stecken47 Es ist vollkommen unklar, weiche
Funktion die Siberplatte mt Scharnier hafte, da sie
über keinerlei Befestigungsmöglichkeiten an der
Rückseite verfügte. es gab weder mitgegossene Nietstifte, noch Steckösen. und es gib: auch keine Nietlö
cher. Die Befestigung, sofern niemand an dem Stück
manipuliert hat (das wäre bei den Fundumständen
1
—
2
45 werner, Vrop 64, Abb.
iS:i.
46 stanilov Atanasov, Srebärni ukrasi; stanilov, Pamjatniki ovors
koga Ppa Tab Ii, z. Siehe auch Fiedler, Vellno. Die cürtelteile von
Velino wurden auch chemisch analysiert: etwa 70% Silber, 30%
Kupfer, r % Blei, spurenelemente (Fiedler, Vebno 248).
nicht ganz auszuschließen) erfolgte demnach mittels
des Teiles, der überdas Scharnier mit der Greifenplatte
verbunden war. Hing die Greifenplatte dann wie der
Zierteil einer Hauptriemenzunge mit Scharnier—die
ser Typ kommt in der Spätawarenzeit fallweise vor—
vom Gürtelende? Vielleicht findet sich bei einer neuer
lichen Begutachtung des Originals eine bessere Lö
sung. Wie auch immer— die Greifenplatte stellt ein
perfektes Vergleichsstück zu dem getragenen Greifen
beschlag aus Vrap dar
Die Hauptriemenzunge aus Velino ist allerdings
technisch viel fortschrittlicher, als die aus Vrap. Wäh
rend die as Vrap mittels einertülle am Gürtel befe
stigt war, in die das Riemenende geschoben wurde,
bestand die Riemenzungeaus Velinoaus zwei Platten,
die miteinander verbunden waren (vermutlich mit
dem Riemenende verklebt). Die Riemenzunge von Mi
kulice ist in dieser Weise konstruiert. Die Verzierung
der Riemenzunge von Velino ist symmetrisch und be
sticht durch ihre Klarheit. Sie entspricht recht gut den
Motiven auf der Riemenschlaufe Nr.24 und den Schar
nierbeschlägen Nr 19—22 von Vrap, in besonderem
Maß jedoch dem Dekor der goldenen Griffscbale von
Vrap, die sich jetzt in Baltimore befindetA8
Daß die Hauptriemenzunge aus Velino in Bulgarien
keine Ausnahme darstellt, beweist der ebenfalls aus
Silber gegossene Beschlag aus Kamenovo. der eine
qualitäwolle symmetrische Zier in der Art der Haupt
riemenzunge aus Velino aufweist, zudem mittgegos
sene Nietstifte in der Art der Beschläge von Vrap
(Abb. i8).9
Eine gute Parallele zum Greif von Vrap aus Bronzeguß stammt aus Preslav und befindet sich jetzt im Bul
—
Aao. 15
vrap (Albanien). i— Hauptriemenzunge Nr 14:2— Blechbeschlag Nr. 35.
Numerierungen nach Strzygowski, AIIai.fran und Völkerwanderung 22—40 und Taf. v, Mi: 1. FDtDS. Falko Daim.
102
EA[,cC
DA,M
1
»BYZANTINIsCHE,, GLRTELCA9ITLREN CES
47 Freundliche Mitteilung von Herrn Prof Dr. Stanislav Stanilov.
FAJco DAIM
8. JAH—uNoEQrs
4h
1
48 Werner, VrapTaf Bund 9.
49 Stanilov, Pamjatniki avarskogo Ppa Tab. 13.
‘6yzANrr,scHr« GLRTEUGARN:‘uREN ors 8.jAHRHJ,‘,CEP.-S
103
spiele von der Krim und der Don-Mündung von böch
ter Bedeutung. Bereits Vladislav V. Kropotkin publi
zierte das Foto eines fragmentierten Zierstücks aus
Goldblech mit Kreislappenzier (Abb. 20)52 Das Stück
stammt aus einem Kurgan bei Romanovskaja stanica,
einem Reitergrab, und ist mit einer prächtigen Man
telschließe und einem Solidus des Leontlus II. verge
seilschaftet (695—698)53 Die beiden Teile der goldene
Mantelschließe sind mit vorzüglichen Vogeldarstel
lungen verziert und mit einer Perlenkette verbunden.
Interessant ist auch ein Scharnierbeschlag von ski
Kermen (Krim), dessen kreisrunder Beschlagteil ein
großes mittiges Loch trägt und eine einfache RankenZier aufweist (Abb. 21).4 Obwohl die Verzierung, ver
glichen mit den wertvollen Stücken aus Vrap, eher pri
mitiv erscheint, stellt das Stück doch die beste Paral
lele für den kreisrunden Lochbeschlag aus Vrap Nr.23
dar. Daß letzterer kein Scharnier trägt, darf nicht ver
wundern, da die meisten Beschläge der Zeit sowohl
mit wie auch ohne Scharnierverwendet wurden, auch
in derselben Garnitur.
Der nicht fertiggestellte Blechbeschlag von Vrap
Nr.35 läßt sich mit zwei rechteckigen Blechbeschlä
gen aus dem Grabfund von Stolbica vergleichen
(Abb. 22), der auch andere, offenbar byzantinische Be
schlagtypen (hier Typ Stolbica / Gittermuster und Typ
1itavskä Tö Stolbica / Pflanzenverzierung genannt)
enthält (siehe Kap. 4/1 und 4/10)55
Aus dem Karpatenbecken lassen sich unzählige
Vergleichsstücke zu den Funden aus Vrap anführen, da
das Kreislappenmotiv besonders beliebt war und eine
große Verbreitung erfahren hat. DieTrennung von ori
ginaL byzantinischen Bronzegüssen und Produkten
der awarischen Bronzegußindustrie ist ohne flächendeckende technische Analysen jedoch unmöglich. Die
stilistischen Untersuchungen können hier nur zusätz
liche Argumente liefern. Zu den herausragenden Ob-
ABB. 19
Preslav (Bulgarien). Mi
:1.
Fotos: Falko Daim.
4
2
2‘
ABB. 20
Romanovekaja stanica (unteres Don-Gebiet).
Nach Bilint, Steppe Abb. 29.
—
1
Ann. 17
velino (Bulgarien). Mi :1,
Fotos: Falko Daim.
garischen Nationalmuseum Sofia (Abb. 19)50 Eine An
zahl von Streufunden, die ebenfalls mit Vrap in Zusam
menhang zu bringen sind, wurden in der Umgebung
von Varna aufgesammelt und befinden sich jetzt in der
ansehnlichen Kollektion einer Versicherungsgesell
schaft.51 Einer der Funde, eine hohl gegossene Riemenzunge mit doppeltsymmetrischer Blattrankenzier, die
mitdem DekorderRiemenschlaufenzierplattevon Vrap
verwandt ist wird aufs. 158 mit Abb. 83 vorgestellt.
Für die Interpretation der Funde von Vrap, Velino,
Kamenovo, Zlatare und Varna sind auch Vergleichsbei
Kropotkin, KladyAbb. 18:3.
53 Bälint, Steppe Go f mit Anm. i6i. Siebe auch: Aleksander 1. Seme
nov, Romonovskoe pogreben/e 1 donskie pamjotnikipredsaltovskoi
kultury chazarskogo vremeni. In: v. Ja. Kijako (Hrsg.), Prob/erriy
chronologIi archealagiteskich pamjatnlkovstepnojzonysevernogo
Kovkoza )Rostov na Donu 1983) 98—102; ders., Chudo2estvennyj
metall Romanovskogo pogrebenija na Dorns. In: Chudo2estvennye
pomjatniki iproblemy kul‘tury vastoka (staatl. Eremitage, Lenin
grad 1985) 90—100; ders., 1< kul‘turnoj atribucIl ‚annesredneveko
vogo pogrebena ii UEtepe. Kratkie soobtenija o dokladach 1 po
52
ABB. 21
Eski-Kermen (Krim). Nach Ajbabin, Chr000logua Abb. 53/36.
levych issiedovanijach instituta archeologi (KSIA), Moskva, 192,
50 Stanilov. Pamjatniki avorskogo tipo Tab. 1:6.
i Ich danke Herrn Dr. RaSo Raev und Herrn Mag. Bojan Totev Ivanov
für die Möglichkeit. diese Sammlung zu studieren. Bojan Totev
Ivanov wird die Kollektion vorlegen und auswerten.
104
FALKO DAIM
ABB. 18
Kamenovo (Bulgarien). Mi
)
:1.
Fotos: Falko Daim,
«BYZANTINIscHE« Gü1TELGARNITuREN DES
8. JAHRHuNDERTs
ABB.
22
Stolbica (oberes Don-Gebiet). Nach Bälint, Steppe Abb.
FALK0 DAIM
27/3.
»BYZANTINIsCHE« GüRTELGARNITuREN DES
1987, g‘-‘6.
54 Ajbabin, chronologüa 232, Abb. 53:36.
55 Kropotkin, Klody Abb. i8:i Mitte links und rechts außen; Bälint,
Steppe 9, Abb. 27:3.
8. JAHRHuNDERTs
105
¶
jekten gehöft fraglos der gegossene Silberbeschlag,
der in Komärno ul. J. Väradiho, Grab 14, gefunden
worden ist (Abb. 23)56 Am ehesten wird es sich hier
um ein genuines byzantinisches Objekt handeln,
wenngleich diesbezüglich eine letzte Sicherheit erst
zu gewinnen ist, wenn technische Unterscheidungs
kriterien vorliegen. Gleiches gilt für die silbergegosse
nen Lochschützer aus dem Grabhügel i von Someeni
bei Cluj, Rumänien (Abb. 24).‘ Sie entsprechen den
goldenen aus Vrap sowohl von der Verzierung als auch
technisch, da die Niete mitgegossen sind. Dennoch
kann nicht völlig ausgeschlossen werden, daß eine
awarische Werkstätte derartig Hcchwer:iges herge
stellt hat.
Der im Kapitel 2 erhobenen Forderung nach einer
deutlichen typologischen Abgrenzung des byzantini
schen« Typs von senen »awarischen« Nachahmun
gen oder Nachschöpfungen wird im Fall des »Typs
Vrap« nicht ausreicherd etsprochen. Dafür haben
wirhierden HinweisaufeineProtktion im ‘oyzan:ini
schen Herrschaftsgebiet oder zumindest an dessen
Peripherie.
Von den Verzierungen, die wir auf den Güftelbe
standteilen von Vrap finden, lassen sich Querbezie
hungen zu späteren byzantinischen Typen erkennen,
vor allem zum Typ Hohenberg, wo insbesondere die
Hauptriemenzunge eine feine Kreislappenzier auf
weist, und zum Typ Mikulice,wo Ranken mit Halbpal
mette9 die Medailions mit Vogemotiv umrahmen
(siehe unten).
Die gehäufte Verbreiturg der mit Vrap verwandten
Funde in Bulgarien und dem Schwarzmeergebietwirc
es notwendig machen, diesem Großraum ein speziel
les Augenmerk zu schenken. Anders als im Karpatenbecken besitzen wir für Bulgarien und das byzantini
sche Chersonesos auch schriftliche Quellen, derer
Auswertung vielleicht eine schärfere Interpretation
der archäologischen Funde ermöglichen wird.
Die Forschungen um Vrap sind gerade im Fluß.
Dennoch seien einige (provisorische) Gedanken ge
stattet: Zumindest Teile des Schatzes stammen ganz
offensichtlich aus einer Goldschmiedewerkstatt, be
steht ja der Gürtelzierat aus Halbfertigprodukten, fer
tiggestellten, aber nie befestigten Riemenzungen und
Beschlägen, aber auch aus getragenen und stark ab
geriebenen Stücken. Daher könnte es sich beim Schatz
56 dlinskA Dve pohrebiskd 377, Tat vi 2.
7 M. Macrja, Slovjanskij mog,J‘n,k v Someeni. Dacia N. 5. 2, ig8,
351-370, bes. 358 fund Abb. 7—5; werner, Vrap 31, Abb. 4:1 und
io6
2.
kommen, doch nicht als Rangabzeichen eines Byzanti 43 TyP MICHELDORF SKALISTOE
ners gedacht waren, sondern als Geschenk an einen
barbarischen Fürsten. So wären die Gürtelbestand
Der Fundort Micheldorf liegt im südöstlichen Ober
teile von Vrap mit den Medaillen von imleul Silvanlei
österreich, in einem Gebiet, das erst in der zweiten
(Szilagysämlyö) zu vergleichen, die der hohen Kunst — Hälfte des 8. Jahrhunderts in die bajuwarische Sied
der Diplomatie, täuschen ohne zu lügen, folgten. Zwei
lungsorganisation eingegliedert worden ist. Im Zuge
Drittel Kilo Gold in der Form einer Gürtelgarnitur
einer Grabung, die 1906/07 stattfand, wurde ein
konnte von dem Geber als Geschenk, vom Empfänger
Männergrab mit beschlagverziertem Gürtel unter
als Tribut angesehen werden. Sollten wir hier richtig
sucht. Die Gürtelgarnitur. die zuletzt von Vlasta To
liegen, sowäre nun nach dem Adressaten der Gabe zu
vornik vorgestellt wurde,6° scheint typochronologisch
fragen. Die weite Verbreitung der Parallelen und Deri
nicht einheitlich und wäre nach dem Außeren zu
vate vom Typ Vrap außerhalb des Karpatenbeckens
schließen offenbar mehrmals ergänzt. Die Nebenrie
weist eindeutig nach Buigarien. doch käme aucheder
menzungen wären dabei diejüngsten Stücke (Späta
slawische Fürst auf der Salkanhalbinsel in rage, der
warenzeit 111,3. DrittelS. Jahrhundert), während die
von den Byzantinern in einer bestimmten politischen
Hauptriemenzunge und die Creifenbeschläge späte
Situation gerade für besorders wichtig gehalten wor stens in die Spätawarenzeit II zu datieren wären. De
den ist. Die Schwäche der Argumentation liegt in den
Schnalle, welche nun ür den Typ Micheldorf— Skali
stark abgenützten Güftelbestandteilen von Vrap. Wir
stoe namengebend ist (Abb. 25), wäre demnach au‘
können ja nicht gut annehmen, daß ein slawiscner
grund der Beifunde nicht exakt einzuordnen. Das ist
oder bulgarischer Fürst seine früher von Byzanz erhal umso bedaueriicner, als aucn die anderen rundkom
tene Güftelgarnitur nach einigen Jahren zum Umgie
binationen keine feinchronologische Aussage treffen
ßen nach Dyrrachion gibt.
lassen. Umso erstaunlicher war dann das Ergebnis
der chemischen Aralyse der einzelnen Teile der Gür
telgarnitur.6‘ Die «byzantinische« Schnalle zeigt näm
lich die gleiche Zusammensetzung wie die übrigen
Riemenzungen und Beschläge, und scheint daher aus
der gleichen Produktion zu stammen. Alle Güftebe
standteile bestehen aus hoch bleihaltiger Zinnbrorze
(Glockenbronze), einem Material, das in Leobersdorf
nur für die Spätawarenzeit III nachgewiesen werder.
konnte und das auch bei der Gürtelgarnitur von
Krungl (ebenfalls drittes Drittel 8. Jahrhundert) ver
wendet wurde. Zumindest d:e Greifenscharnierbe
schläge (zumindest deren Vorbi1der) stammen jedoch
aus der Spätawarenzeit 1 oder (spätestens) II, also aus
der ersten Hälfte des 8. Jahrhuncerts. Entweder
stammen die Gürtelteile aus einer «Werkstatt«, in der
diese Legierung schon ein bis zwei Generationen frü
her zum Guß verwendet wurde als in Leobersdorf
oderjemand hat während der Spätawarenzeit III äl
—
—
ABB.
Komärno
—
23
ul. J. väradiho. Nach eilinskä. Dve pahrebiskd Tat. vl/z.
St
Auo, 24
Scmoseni Pjr.jr en:. crabhügei
‘.
\‘acn We“ner, Vrap Abb.
4/1,2.
von Vrap um ein simples Feinschmiecedepot hardeln.
Eine zweite Möglichkeit wäre jedoch ebenso plausi
bel: Vielleicht stammt das Fundgut ursprünglich von
einem Überfall auf die byzantinische Enklave um Dyr
rachium8, an deren Grenze soweit wir wissen der
Fundort Vrap liegt. In diesem Fall wären die Gefäße
nicht zur Weiterverarbeitung bestimmt gewesen, son
dern stammen vermutlich aus einem reichen Haus
hat, eventuell sogar aus der »Residenz« des Archon53,
teilweise vielleicht aucn aus Kirchenbesitz, während
der Gürtelziera: aus einer geplünderten Goldschmie
dewerkstatt komm:. Es ist fraglich, ob diese etzte
Fragejemals entschieden werden kann, da sich in
kirchlicher Verwendung sicher auch ältere Stücke be
funden hacen, liturgisches Gerät nicht einfach nach
dem Zeitgeschmack ausgewecbse:t und erneuert
wurde.
Die Tatsache, daß es sich beim Gurtelzierat von
Vrap um edelmetallschwere aber kunsthandwerklich
wenig aufwendige Gegenstände handelt, könnte
auch dergestalt interpretiert werden, daß die Gürtel
von Vrap zwar aus einer byzantinischen Werkstätte
—
—
4
6o vlasta Tovornik, Die Oraberfelder von Micheldorfvremsdorf Ober
österreich In: Herwig Friesinger Falko Daim (Hrsg )‘ Die Bayern
und ihre Nachbarn II (Denkschriften der Osterreichischen Akade‘
mie der wissenschaften, phil..hist Klasse ‚So, igS) 213—216 und
Taf. 1—14, bes Tat. 6 und 7.
6i Ich danke Herrn Manfred Pertlw,eser und Frau Dr. viasta Tovornik,
Oberösterreichisches Landesmuseum, für die Genehmigung, die
Garnitur beproben und analysieren zulassen. Zur Methode und
den Meßergebnissen siehe den Beitrag von Manfred Schreiner et
al. in diesem Band.
—
8 zur Bedeutung von oyrrachion siehe Jadran Ferluga. oyrrachion
und sein Gebiet vom 7 bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts, In Fer
luga, Byzantinische Provinzialverwaltung, bes. 477—489. Eine
etwas konservative ubersicht der historischen Entwicklung am
Balkan bietet John v. 4, Eine, Jr., The Eorly Medieval Balkons. .4 crlti
cal Surveyfrom the Sixth to the Lote Twelflh Century (The univer
sity of Michigan Press, Ann Arbor 1991).
g siebe dazu Treadgold, Byzantine Revival 15—17.
FALKe
DAiM
1
»BYzANTiNIscHE« GÜRTELGARNITuREN DES
8.
JAHRHuNDERTS
ABB.
iSa
Micheldorf Oberösterreich). Mi
FALKO
DeIN
:1,
Fotos: Nicola Sautner, luF,
»BYzANrINI5cHE« GÜRTELGARNiTUREN DES
8. JAHRHuNDERTs
107
r
TttflT.1
1
4
3
Ass.
26
Slowakei. i—ataj; 2— Holiare; 3— Hauptriemenzunge aus Radva nad Dunajom zitava, Grab XXVI. Alle M
i nach zäbojnik, Cataj Tat. 2:1/2; 2 nach Dekan, Bronzeindustrie Abb. 98:2; 3 nach Zabojnik, Cataj Abb. 1.
—
Ans. 25b
Micheldorf (Oberösterreichl M
tere Beschläge, die er in die Hand bekommen hat, in
neuerer Technologie (Legierung) nachgemacht. Letz
tere Deutung scheint mir wahrscheinlicher zu sein.
Was aber die Schnalle betrifft, die aufgrund der ver
wendeten Zier im Verdacht steht, »byzantinischer«
Herkunft zu sein, so spricht die Materialzusammen
setzung, vor allem die Ähnlichkeit der Legierung mit
den übrigen «awarischen« Cürt&verzierungen gegen
einen regelrechten Import. Der enge Zusammennang
des Scnnallenmotivs mit dem
byzantinischen Kulturkreis ergibt sich zweifelsfrei aus
seiner Vetbr&tung. Auf welchen Wegen das Motiv
aber weitergegeben wurde, müssen wir noch offen
lassen.
Gute Parallelstücke aus dem awarischen Sied
lungsgebiet stammen aus ataj, Grab 74, aus Holiare,
Grab 619, und aus Radvaö nad Dunajom—itava, Grab
io8
2 1.
Graphik Franz Siegmeth.
XXV!, alle Slowakei (Abb. 26)62 In den beiden ersten
Fälien paRt die Schnalle sti!istisch nicht zu den übri
gen Girtelbestandtei!er.Wäbrend sie in ataj eine
schöne gitterverziede Garnitur ergänzt (wohl noch
Spätawarenzeit 1, Typ Stolbica/Cittermuster—ta:aj,
siehe Kap. 4.1), ist sie in Holiare mit rankenverzierten
Anhängern von Scharnierbeschlägen der Spätawaren
zeit 1 oder 1 kombiniert. Ich würde daher eine Datie
62 ata: M an Haruhak —icze zabcjn, Pohreblsks zu 7—8. 51Cr V
totoi okt 8 rar,s!n-Wd:ek. Arch. Roz XXXV, 1982, 583. Taf. 15,
Hciiare- Ar:or, ‘czik, Siow.scn-awo,,sches Cwher[eli .‘:Hoare
(Archaeologica Siovaca cataiogi 1,1968)196, Tat LXXVII 40,
D6kan, ßronzeindustrie 396, Abb. 95/2. Radvat nad Dunajom
2itava: Budinsky. Kri6ka, 2itavskd Töh Tat xxiv Sich danke Herrn
Mag. Anton Distelberger für den Hinweis aufdas Exemplar aus
ataj. siehe nun auch den Beitrag von Jozefzäbojnik, tofaj, in die
sem Band.
FALKO DAIM
rung dieses Schnallentyps in die Spätawarenzeit 1/11
vorschlagen, wobei die Variante ataj, bei der auch re
gelrechte Kreislappen zu sehen sind, etwas früher an
zusetzen sein wird, als die mit schlankeren, in kleinen
Röllchen auslaufenden «Bänder« der Varianten Mi
cheldorf und Holiare. Die iemenzunge von Radvai
nad Dunajom itava kann frühestens aus der Spät
awarenzeit II stammen, da sie aus zwei Schalen zu
sammengesetzt ist.
Riemenzungen, Schnallen und Beschläge mit
einem Ornament aus langen, gebundelten scnlaufen
artigen Ranken (die russischen Kollegen nennen das
Ornament »Bänderstrauß«) sind au:3erha:b des Awa
renlandes weit verbreitet und findet sich von der Krim
(z. B. Skalistoe, KerC, Tepsen‘, Simeiz. Abb. 27)63 und
dem Volga-Kama-Gebiet (Verch-Saja, Nevolino, Agafo
novo, Brody Abb. 28)64 über Bulgarien6 bis Miffeleu
ropa (Micheldorf, Oberösterreich. Abb. 25). Im awari
schen Fundmaterial ist er höchst selten, Eine entspre
chende Schnalle aus Ker‘ gelangte über Berlin in die
Sammlung Diergardt, die im Römisch-Germanischen
Mu seu m, Köln, verwahrt wi rd. Sie soll hier er st maIs
vorgestellt werden:6°
63 Skalistoe: Ajbabin, Chronologljo 232, Abb. 53:39; Ajbabin,
AlogiI‘niki Abb. 4.4; Bhnt.Steppen75,Abb. 36.12; werner, Vrop 64.
Abb. 18:2. KerL: Ajbabin. Chronologlja 232. Abb. 53:34. Tepsen‘:
Ajbabin, MogiI‘nik, Abb 41; Bälint, Steppen 75, Abb. 36:11. Simeiz
Ajbab‘n. MogiI‘niki Abb. 42.
PresIav 8, Sumen 2000 (in Vorbereitung).
66 ich danke Herrn Dir Prof. Dr Hansgerd Hellenkemper und Frau
Dr. Inciser Damm fur die Genehmigung zur Vorlage des Stückes.
Frau Dr. Damm verdanke ich außerdem wichtige Informationen
zur ceschichte der Kerter Schnalle.
—
1
»BYzANTINIScHE« GÜRTELGARNITUREN DES
8. JAHRHuNDERTS
schnalle, Suntmetallguß, mit schlaufenartigen Ranken verziert, aus
KerL‘. Krim Abb. 29)
Bescnlag wapper.färmlg mi: zwei c‘ößeren Löcnerr 9 ne‘ Achse
vcmscia‘nierausgehe:deerbabere.Ianggezcgenenaker-bzw
64 Ekaterha v Gc!dira. Gurt ei zeile rnt.flonzencrnarnenten aus dem
Kamogeblet.In Daim Frsg.).Awarenfb‘sc/‘ungen 5o4.Tatl 1—5.
6 NeufjrCe aus dem Gebiet jr varna weHen der.näcnst von
Mag. Bojan Totev ivancv vcrgestedt. Mit cern Mac v. seiner Ver
brei:urg und de‘ jungeren Vr arten beschäftigt s cn a jch sta
als av stanilov. Nokralnirte za ksoni s pro‘ez iorobemot pr.•.
vodstvoto na chudo‘zestben metal 6 ezileska 9&igarlja. Pliska
—
—
—
1:1.
FALKO DAIM
‘BYZANTINIscHE“ GÜRTELCARNITUREN DES
8. JAHRHuNDERts
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4
4,
2
3
3
ABB. 21
Sireiz. ‘,4,5 nach Ajbaein.
<rin. 1,2 —Ska‘istoe 3 KerL; 4 —Tepsen‘,
Mog‘flc/k/Abb. 4/41,2:23 rach Aibabin. Chronc?ogiia Abb 53/39, 35.
—
schlaufenförmige Ranken, an der Basis verknotet (,‚Bänder
strauß‘). Die Riemenöse zwiebelförmig, der Dorn mit Höker
Rückseite uneben, narbig, an drei Stellen Reste mitgegossener
Nietstifte.
L6g,5, B (Beschlag) ag,s, 8 )Riemendurchzug) 35,5, D (Beschlag) 4.
Römisch-Cermanisches Museum, Köln, lnv-Nr, D 971. sammlung
Diergardt, vormals Sammlung Massonneau (Berlin), lnv.-Nr. 781a.
44 Typ ALEPPO
Im jahre 1948 konnte Dumbanon Oaks zwei goldene
Riemenzungen erwerben, die angeblich in Aleppo, Sy
rien, gefunden worden sind. Die eine ist getrieben und
punziert, trägt Kreuzzeichen und ein Monogramrn°,
die andere besteht aus zwei durchbrochen gearbeite
ten Platten und zeigt eine Tierornamentik,68 Dieses
Stück repräsentiert den »Typ Aleppo«.
67 D, 0. Acc. n048.21: Ross, Byzantine und earlymedievol ontiquit/es II,
Nr. 44, 5 43 Tat. XXXV.
68 D. 0. Acc. no. 48.20. Das Stück wird in der Awarenliteratur fallweise erwähnt, insbesondere bei Dekan, Bronzeguß 379 f mit
110
Riemenzunge aus Coldblech, Fundort Aleppo (Abb 30)
Riemenzunge aus zwei zungenförmigen Platten, die uber einen
U-förmigen Perldrabt zusammengelötet sind.6 Die Platten sind
aus Coldblech getrieben, die Durchbrüche ausgestemmt. Ein
Quersteg teilt die Schauseiten in zwei Teile, ein oberes breit
rechteckiges, ein unteres zungenförmiges. Während das rechtek
kige keine Durchbrüche aufweist und eine Zier aus zwei Vögeln
zeigt, die einen stilisierten Baum oder Blätterwerk flankieren, ist
der etwa dreifach so große untere Abschnitt durchbrochen gear
beitet. in zwei Medaillars gegliedert. !n d ejeweils ein Vogel ein
gescnrieber ist. ‚m oberen Medaillcn wu‘deein Ferlhuhn (3) dar
Ann. 28
Volga.<ama-cen et.
1.2.6, 7—Vercn Saja;
7
5
4
gestellt, m t langen. zurückgelegten Kopf ure K‘cne, wobei er
etwas im Schnate trägt (Fiscn, .anges 3.att?). Im unteren Medail
Ion befindet sicn ein Hahr, erkennbar an den angen hochaufge
richteter Scnwanz‘ede‘n. 5‘ trägt e Bändchen um den Hals. D
3.5— B‘cdy; c— Nevcliro. Nacn Gcldira, Kon‘rogeb/etTaf.
1,3,4.
Rierenzunge ist beidse;tig r,iteirem Ferl‘ar.d ungeben.An der
Abb. 74 und Klanica, ß,onze/ndustr/e 99ff mit Abb. 2. Zuletzt:
Yeroulanou, 0/ute/tu a6, Abb. 27, und 238, Nr.193.
69 Die Beschreibung erfolgt aufgrund von eigenen Beobachtungen
am Originalstück. Lediglich die Angaben zur Fundgeschichte wur
den den Akten bzw. Ross, Byza nt/ne und eur?y med/eva? ant(quitfes
II, Nr.43,5,42 f siehe auch Taf. XXXV) entnommen, Technische
Angaben vorbehaltlich einer eingehenden Untersuchung durch
einen geeigneten Spezialisten.
FAK0 DArM
3yzAT,NrscHr.. GLR,EscArNrTuREN DES
8. JAHUNORT5
Zwinge finden sich zwei Paar kreisrunde Fortsätze für die Vernie
tung der Riemenzunge am Riemen, der etwas über ein Zentime
ter eingeschoben werden konnte. Soweit die durcbbrochene Or
namentik reicht, befindet sich zwischen den beiden dekorierten
Blechen ein glattes, zungenförmiges Coldblech, wohl um die
Durchbrüche der gegenüberliegenden Seite nicht sichtbar wer
den zu lassen.
5
Dumbarton Oaks collection, Washington, D. 0. Acc. no.
nAL<o
DA‘M
BV2ANiN scHE» cjutLoApNITus‘ OES
8.
48.20.
Die Datierung der goldenen Riemenzunge aus
Aleppo in die Mitte oder die zweite Hälfte des 8. Jahr
hunderts erfolgt aufgrund der konstruktiven Ähnlich
keit mit awarischen Hauptriemenzungen der Spät
awarenzeit lIla (. Drittel 8, Jahrhundert), wegen der
aufgesetzten Nietösen und der auffallenden Ähnlich
keit der Medaillonzier der Riemenzunge aus Aleppo
mit awarischen RiemenzungenderSpätawarenzeitlll.
‚A«RHu‘DRT5
111
Aa. 30a
Angeblich Aleppo (Syrien).
Mi :1. Fotos: Falko Daim.
In Leobersdorf, wo die relative Chronologie der Spät
awarenzeit aufgrund der klaren Anlage des Friedhofs
auf etwa eine Generation genau bestimmt werden
konnte, tritt die in zwei Teilen gegossene Riemenzunge ausnahmsweise erstmals in der Spätawaren
zeit II auf (Grab 71), und setzt sich dann in der Spät
avarenzeit III durch. Deser Riemer.zungentvp zeigt
zumeist durchicch:e Fortsätze für die Nie:e an den
Zwingen. Unter der begründeten Annahme, daß tech
nische und Formdetails, soferne sie im Mediterra
neum und im Karpatenbecken auftreten, vom Medi
terraneum in cas Karpatenbecken gelangt ist, und
nicht umgekehrt, können wir vermuten, daß d::e by
zantinischen Exemplare tendenziell etwas früher an
zusetzen sind. Uberraschenderweise finden wir die
Zwischenplaffe, die beim goldenen Exemplar aus
Aleppo offenbar lediglich den Sinn hat, die gegensei
tige Irritation der Durchbruchsornamente zu verhin
dern, als Hartbolzlamellen bei den Hauptriemenzun
gen aus Leobersdorf 119 A (Abb. 31) und 129 A (Abb. 32)
wieder. Einen technischen Zweck der Goldplatte in der
Riemenzunge aus Aleppo können wir ausschließen,
da die beiden durcnbrocben gegossenen Platten über
einen Perld‘aht miteinander verlötet sind. Für die
spätawarischen Riemenzungen gilt das vielleicht
nicht im gleichen Maß, da viele offenbar nur verklebt
waren, wobe die Holzlame‘le eventuell hilfreich
wa r7‘
70
UszIb Madaras erwähnt einen ähnlichen Fall: Im Grab 3 von
öcsöd fand sich ebenfalls eine zweiteilig gegossene Hauptrie‘
menzunge mit einer erhaltenen Holziamelle, Madaras führt sie
allerdings aufdiefrühawarischen Blechriemenzungen zurück, die
wohl regelmäßig derartige versteifungen enthielten: LäszIö Ma
daras, Das awarenzeitliche Crdberfeld von Jäszapdti (Das awari
sche corpus. Avar corpus Füzetek, Beihefte II, Debrecen Buda
—
112
ABB. 30b
Angeblich Aleppo (Syrien). M
A. 29
KerC.M
5:1.
Rates: c3Ik0 Dafr‘i
Abgesenen von den beiden, einen stilsierten Baum
flankierenden Vöge;n im rechteckigen Feld an der
Zwinge, finden wir an der Goldriemenzunge von
Aleppo zwei Vögel, jeweils in ein Medaillon einge
schieben, oben einen gedrungener Vogel mit Krone
und kurzem Schwanz, wohl ein Perlhuhn, unten einen
Hahn. Der Hahn, welcher ein Band um den Hals trägt,
ist durch seine aufgerichteten langen Schwanzfedern
gekennzeichnet.
w
2:1.
Graphik: Franz siegmeth.
Die mediterrane Kunst ist reich an VogeldarsteHun
gen. Dies gilt für das römische Reich ebenso wie für
das byzantinische und das angobardische. In J. M. C.
Tovnöee‘s Studie Anirnals in Roman LLfr and Art neh
men d:e Vögel einen breiten Raum ein.7‘ Einen schö
nen Überblick der Variationsbreite bei Vogeldarstel
lungen auf Mosaiken derfrühaugustälschen Zeit gibt
AnteroTammisto» Aus der Spätantike sind eine Reihe
von Paradiesdarstellungen bekannt. Erst kürzlich
71
c. Toynbee,Animols in Roman Lift ondArt (;g73, zu!etztiohn
Hopkins Univ Press, Boltimore London 1996) 237—282.
Antero Tammisto, Birds in Mosaics, A Study an the Representation
ofßirds in Hellenistic and Romano• Campanian Tesselated Mosoics
to the EarlyAugustan Age (Acta lnstituti Finland,ae XVIII, Rom
wurde bei der archäologischen Untersuchung der Ba
silika von Tall Bi‘a (Syrien) im Vorraum der Kirche von
509 n.Chr ein besonders prächtiges und gut erhaite
nes Beisp‘eI ergraben. Ich zeige hiereinen kleinen Aus
schn;tt des großartigen Mosaiks und ein Detail mit
zwei Perlhühnern (Abb. 33 und 34)23 Es scheint, daß
die sonst beliebten Paradiesdarstel ungen insoferne
das christ iche °endent zu den verbreiteten profanen
Jagdszenen bilden, als sich hier die Präsentation einer
Vielfalt der göttlicher Schöpfung mit der Lust am Fa
bulieren trifft. Jedem halbwegs Kulturinteressierten
i. M.
—
72
pest 1994) l2of. Zwischen den frühawarischen und den Riemenzungen der Spätawarenzeit III liegen etwa loo Jahre, Dennoch ist
seine Hypothese nicht ganz von der Hand zu weisen.
041w
i BrzA,srN1sctE.,
CuTE1GaRNITu5sN 055 8.J4hRH,Jr,DETS
73 Gäbor Kalla, Christentum am oberen Euphrat. Das byzantinische
seiner DLapasitive.
1997).
FALKD )aiw
Kloster van Toll Bib. Antike weIt 3D. 1999, 131‘142, bes. Abb. 6—9
und sz—‘ Ich danke Herrn Koll. Gäbor Kalb für die Bereitstellung
1 By2ANrI\IscHz‘
GuBTELCAxITLREN
ois8
JAHRLNDeRrs
113
r
b
—
An 31
—auatriemenzunge aus Leooe‘sdcrf (N ece‘östeiie cb).
C‘aa 119A. Nach Daim, Leobersdorfjaf 144—1‘9 A/z/s und fl7—‘lg A/211.
ist die Kathedra des Maximianus in Ravenna aus der
Mitte des 6. Jahrhunderts bekannt, deren Rankenwerk
aus Elfenbein reich an Vogeldarstellungen ist.7 Die
bekannten prächtigen langobardischen Reliefs) wohl
der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts, mit Voge!motiven,
Pfauen und pickenden Vögeln) finden sich injedem
Werk zur langobardiscnen Kunst. Das häufig abgebil
dete sogenannte Calix::asBaptisterium zeigt eine ge
wisse Variationsbreite: Die Bogensteine zeigen meh
rere Pfaue, einer der Basissteine Vögel mit Trauben ei
nen stilisierten Baum flankierend, an dessen Basis
zwei Greife stehen und aus dessen Stamm zwei Tier-
köpfe entspringen (Abb. 52)75 P‘aue und pickende
Vögel rauben?) tragen auch die erst 1986 vom Metro
politan Museum New York angekauften v:er bogen
förmigen angobardischen Reliefs aus dem späten 8.
oder frjhen Jahrhundert]6 Zumindest im Umfeld
des christNchen Kults sind die Vögel hier Bedeutungs
träger. wenn aucn die transportierten Inhalte nicht
immer ganz klarsind. Beiden profanen Darstellungen
können oft ebenfalls genau bezeicnnete Bedeutungen
der Bilder angenommen werden, doch verschwimmt
.
z. 9. Maria Brozzi Cate Calderini Federico Formignani MM
cello RotilJ Mario Rotill, Longobardi (Jaca Bock, Milano igSo)
3437, 42f.
76 Katalog der Ausstellung Mirror of Mc Med/eva! World. Met ropoli‘
ton Museum of Art (New York 1999) 53—55.
—
—
—
ABB. 32
—iaup‘ emenzunge aus Leose-sdcr IN ece‘österre ch)
Grab‘29A. Nach Da:m,Leobersda‘f‘tat‘24/2?1.
hier die Grenze zur ornamentalen und spielerischen
Präsentation einer Vielfältigen Natur
Mit den ostmediterranen Vogelornamenten hat
sich zuletzt Gary Vikan beschäftigt, und zwar an äß
lich der Besprechung eines Steinreliefs, das möglicher
weise Von der Kathedrale in Sa‘erno, Sücitalien,
stammt und von Vikan in das 8.Ig. Ja‘nrhuncert datiert
wird» Er nimmt an, daß die gegenständuche Darstel
lung, ein Pfau mit Band um -den Hals neben einem
Kantharos, durch ein Relieftragment aus der Samm
lung Louis Jones (Yorkshire, England) zu ergänzen ist.
Dem Pfau gegenüber würde dann ein Hahn mit hoch
aufragenden Schwanzfedern sitzen. Die Motivkombi
—
74 Abbildungen der Kathedra des Maximian entbältjedes Buch über
Ravenna, 2. 9.: Leonard von Matt, Ravenna (Verlag M. DuMont,
Köln 1979), 201--206, Abb. 129—139.
114
FALK0 DAIM
«BYzANTINiscHE« CüRTELOARNiTuREN DES
8.
JAHRHUNDERTS
77 Vikan, Sculpture 87ff.
FALKO DAIM
“BYzANTiNiScHE“ CÜRTELGARNiTuREN DES
nation würde in diesem FaH der auf der Riemenzunge
von Aleppo entsprechen. Vikan steIft die Frage, wie die
sasanidischen bzw frühislamischen Darstellungen
nach Italien gelangt sind und kann sich eine byzantini
sche Vermittlung gut vorstellen]8
Den Vogel mi: Bärdchen um den Hals kennen wir
auch als Motiv auf byzantinischen Schnalle9..Ein qua
litätVo1les Beispiel befindet sich im Museum Cagliari,
Sardinien.79 Der U-förmige Beschlag zeigt einen senr
78 Vikan, Sculpture 89.
79 Letizia Pani Ermini Mariangela Marinone. Museo Archeolagica
Nazionale di (‘ag/lan. Catalogo dei mater/all paleacristiani e alta
medievall (cataloghi dci musei e gallerie d‘ltalia, Puma ig8i) io6,
Nr i6g. Ich danke meinem Freund Ludwig Streinz fur das plasti
sche Foto,
8. JAHRHuNDERTS
—
115
1
ABB. 33
Tau BFa (Syrien). Mosaikboden im vorraum
der Kriche, vogelgruppe im Südteil. Foto: Gäbor Kalla,
AB.34
Tau Bra (Syrien).
Detail: Perlhühner. Foto: Gäbor Kalla,
Ase. 36b
Hauptriemenzunge, Fundort unbekannt.
Institut für ur- und Frühgeschichte der Universität wien. Mi
1
—
Sardinien, M ca.
1:1.
Ass. 35
Foto: Ludwig Streinz.
116
FALKO 0,51w
1
«BYzANTINIscHE» GURTELGAENITUREN DEs
8. JAHRHuNDERTS
:1.
Graphik: Franz Siegmeth.
plastisch herausgearbeiteten Hahn (?) mit angen,
teilweise bochaufgerichteten Schwanzfedern
(Abb. ) und erinnert sehr an den Hahn auf Aleppo
verso unten (Abb. 30).
Natürlich ist die Frage berechtigt, nwieweit ein
Fund des 8. Jahrhunderts aus Aleppo als byzantini
sches Produkt gelten darf. Abgesehen davon, daß der
artige Objekte, wie noch zu zeigen sein wird, im diplo
matischen und Handelsverkehreine wesentliche Rolle
gespielt haben düften, st auch die enge Verbindung
der byzantinischen und frühislamischen Kultur evi
dent, was auch immer wieder berausgestrichen
wurde.8° Die Weiterverwendung ursprünglich sasani
discher Motive im frühislamischen profanen Milieu ist
gut untersucht. Ein hervorragendes Beispiel für das
weite Spektrum dertheriomorphen Ornamentik stellt
nach wie vor der Fassadenabschnitt des umaiyadi
schen Wüstenschlosses Mschatta (Jordanien) dar, der
zu den hervorragendsten Exponaten des Museumsfür
Islamische Kunst, Berlin, zählt.Si Was die byzantini
schen Beziehungen zu den arabischen Herrschaften
des 8. Jahrhunderts betriffl, dürfte gerade Aleppo eine
So Eine interessante Textsammlung publizierte Cyril Manga, The Art
ofthe Byzantine Empire3lz—1453 (Scurces and Oocuments in the
HistorycfArt 1972, wiederabdruck in: Medieval Academy Reprints
forTeaching i6, igS6) bes. 132.
Ei volkmar Enderlein Michael Meinecke, Graben Forschen Prä
sentieren. Probleme der Darstellung vergangener Kulturen am Bei
spiel der Mschatta-Fassade. Jahrbuch der Berliner Museen 34,
—
Ass. 36a
Hauptriemenzunge, Fundort unbekannt,
Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität wien. Mi :1, Fotos: Nicola Sautner, IUR
/
—
Sonderstellung innegehabt haben. Zumindest zeit
weilig wird es wie ein Klientelstaat behandelt, diente
als »Frühwarnstation« und als Ausgangspunktfür di
plomatische Missionen.82
Eine ausgezeichnete Parallele zur Riemenzunge aus
Aleppo stammt aus dem Antikenhandel. Erst Ende
1996 konnte eine kleine Wiener Privatkollektion für die
Studiensammlung des Instituts für Ur- und Frühge
schichte der Universiät Wien angekauft werden, die
vornehmlich awarische Funde enthielt. Als Fundort
wurde generell (und vermutlich bewußt falsch) »Nie
derösterreich« angegeben. Darunter befindet sich
auch eine in Bronze gegossene und vergoldete Gürtelgarnitur der Spätawarenzeit III, deren Hauptriemen
zunge sehr gut der Riemenzunge aus Aleppo ent
spricht (Abb. 36). Die Proportionen sind ähnlich, beide
haben parallele Seiten, einen halbrunden Abschluß,
tragen Nietfortsätze an den Zwingen und Perlränder
Wir sehen bei der angeblich Niederösterreichischen
Riemenzunge ein rechteckiges Feld im Anschluß an die
Zwinge und ein etwa doppelt so großes zungenförmi
ges, gegliedert in zwei Medaillons, wie beim Aleppoer
Exemplar. Interessant sind aber die ikonographischen
Unterschiede. Während Aleppo im rechteckigen Feld
zwei gegenübersitzende Vögel zeigt und weitere ein
zelne Vögel in den Medaillons im unteren Feld, oben ei-
—
82 Johnathan Shepard, Byzantine diplomacy. A. 0.800—1204: means
199 2, 137‘i 72.
FALKO DAIM
1
»BYzANTINIscHE« CüRTELGARNITuREN DES
8.
JAHRHuNDERTS
and ends. In: Sbepard
und 45.
—
Franklin (Hrsg.), Byzantine Oiplomacy 42
117
I,
rn
0
0
0
°
) \/
Ann. 38a, b
Haustriemenzunge. Fundort unbekannt nstitut fu ur- und z.Jbgescb‘cnte de‘ Un ve‘sität Wien.
Detail des setlicher Fecbsands. OtOs: Bi‘git Bünler.
orientiert, der mittlere nach links. Alle haben die Köpfe zuruckge
wendet und t‘agen -die Scnwänze hoch erhoben. Bei Gern mi:tle
‘er, ist ncch ein e‘ncbere‘ rechte‘ Voderfjß zu e‘<enren. Die
ückseiteiststarkkcrrodierturcd eVergo:dungvongrürem Kup
ferox d üse‘-deckt. Die umlaufende Se leder emenzunge zeigt
ein 5lechtband, Gas in cc‘ Regel die Sco3‘uge cc‘ beiden enen
zurgenhälher respektiert. Da aoe‘ ar einigen Stellen ein Über.
gre fen dc‘ enen Hälfte aufdie arce‘ecffenba‘ st )z. 3-Abb. 38),
kann es als bewiesen gelten, daß das seitliche Flechtband erst
nach dem Zusammenfügen der Riemenzungenhälften eingra
viert und ganz zum Schluß die Riemenzungevergoldet wurde. Die
Riemenzungenhälftenwurden miteinandervernietet.wobeu zwei
Niete am oberen Ende, in den gelochten Fortsätzen zugleich den
Gürtelriemen fixieren,ein dritterNiet befindetsich am runden un
teren Ende der Riemenzunge, knapp innerhalb des Perirandes.
Während die beiden Nieteam oberen Ende keineVergoldungsspu.
ren zeigen, ist der untere Niet vergoldet.
62,7, B 21,5, D (Mitte) lo,5, 041,4 g.
Institut fur Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien,
lnv.-Nr. 34293.
&17W
4
1
1
01
Awarische Hauptriemenzungen, die dem Typ
Aleppo ähnlich sind, lassen sich noch mehrere anfüh
ren, hingegen kommt keine dem Vorbild so nahe, wie
das Wiener Stück. Die Hauptriemenzunge einer schö
nen Garnitur aus Szkkutas Käpolnadülö mit der
Darstellung von Vierfüßern könnte hier genannt wer
den, verfügt aber nicht über die Feldaufteilung wie
Aleppo (Abb. 37)54
—
Ass. 39
Aso, 37
Szkbtas— KiRclnadJle. Grab 2.
Nach Nagy Crobtompiexe Ast
nen Pfau, unten einen Hahn mit Halsband, wird bei
«IUF Wien« die Medailhonglederung unterder Feldtei
lung durchgezogen und die Medaillons zeigen aus
schließlich nicht näher icentifizierbare Vierfüßen8
83 Den hinweis aufdie tier zu erkennende verbir.curg ganz unter
schied cher Cestal:ungsprurzipen verdanke ich c.au IJr.v.P‘c
Dr. Martina Pippal.
Moravsk9 5v. Jän. M 1:1. Nach chropovsk,
Slawen
5,104
•ertar im Zuge der Kaitarbei: vor cer Vergocrg und durcn spa
tere Kocsisr. Als Vordersete wirs nun dc besser erhaaere be
ze chnet Das zer‘ed st von sta‘<en, vortretenden Perlränee‘n
umgeben, ein ebenso geperlce‘ Steg trennt Gas obe‘e bret recht
eckige Drittel der Scbauf:äcne von den unteren zwei Dnttelr. as.
Die quas darunterliegende durcnbrochene urd sause, gea‘sei
tele Verzierung respektuertjedocb diese Aufteilung nicht. Sie be
steht nämlich aus ü‘ei ubereinarcer angeordneten Meda‘ ons,
geb Ges du‘ch e ne d,eVacne Rar<e aus fein gearbe teten, mu
scnelförnig angeordneter Scbppen. Inc e Medai ons s.ndjeein
Vierfu%er e‘ngeschrieben. cer cherste und jrlersle nach rechts
Man hat somit den Eindruck, daß die Vögel nicht über
nommen werden sollten.
Zweiteilige Hauptriemenzunge, Oronzeguß, vergoldet Ach. 36)
Parallele Seiten, halbrunder unserer AbSchluß. Zwei Paar durch
ocite Falsätze am oberen Etde zur Befest gung ccs Gü‘tels, gra
njljerte °yram Gen imtierend. beieseit ge e n weaere‘ <einerer.
ebersc gesta teter o‘tsatz, Die zungenform gen Schauseiten
sind gleich deko‘ e‘t, gerirgfo‘mige Unterscniede entstarcen uf
‘
Eine Uberprüfung des spätawarischen Motivbe
stands (vgl. Karte S. 196) bestätigt eine offensichtli
che Abneigun.g gegen Federvieh, lediglich Raubvögel
werden. bsWeilen -dargestellt, und zwar in Falknersze
nen (z, B. auf der Hauptriemenzunge von Moravsky
Jän, Abb. 39,55 oder einer Reihe von Scharnierbeschlä
Sc \‘agy. Crabkompiexe iE, Abo. 1.
B Zuietzt: ?ro‘an:avä..AworiscueFundeTaf. 433.
4
n8
FAIK0 DAiM
1 «ByzANruNiscHE«
CuETELcARNITUEEN ors
8
JAHRHuNDErt
FALKO
DArM
1
«BYzANHNIscHE,, GÜRrEL0ARNITuREN OESE. JAHRHUNDERTS
“9
gen von unbekanntem Fundort86 Abb. 40), in Szenen
Raubvogel/Schlange (siehe unten)87 und mit ausge
breiteten Schwingen samt X-Zeichen.85 Mit den ja
genden und oft als König des Himmels bezeichneter
Adlern hatten die Awaren offenbar geringere Pro
bleme. Ein Vogel mit ausgebreiteten Schwingen, wohl
ebenfalls ein Adler, verziert den Beschlag der Schnalle
von Budapest—Wekerle-telep 8 (Abb. 41).9
Lediglich zwei Motivtypen bleiben darüber hinaus
übrig, die mit den zahlreichen variantenreichen Vogeldarstellungen der Byzantiner in Zusammenhang zu
bringen sind:
Zunächst sind hier die rosettenförmigen Gußbe
schläge von Gätr 141 zu nennen, die erstmals 1905 pu
bliziert wurden (Abb. 42)90 Sie zeigen je einen Vogel
mit langem Schwanz und rückwärts gewandtem Kopf
mit prächtiger Federzier, wohl einen Pfau. Der gleiche
Typ tritt auch in Zähorska Bystrica 249‘ und Komärno
ul. Väradino 39 auf, Ein zweiter, sehr interessanter
Beschlagtyp zeigt oben zwe‘ Vögel. die einen stlisier
ten Baum flankieren, darunter einen Adler (?)‚ der
enen Fisch (?) zerlegt.93 Für diese Darstellung können
mehrere antike vorbilder namhaft gemach: werden,
wie scnon Jän Dekan gezeigt ha:.94 Ein ExemD!ar die
ses Typs wurde auf der Insel Csepel. Budapest, gefun
den (Abb. 43)93 ein weiteres kam in Cifer-Päc 33 zu
tage.6 Eine gut ausgeführte Schnalle mit der gleichen
Darstellung stammt aus Bägyog Gyirhegy97, ein
weiteres Exemplar aus Lukäcshäza Hegyalja d[Fö 8,
ein em präcntigen Reitergrab.5 Weitere ?ara.lelen
kennen wir aus Zaläu (Siebenburgen, Rumänien) und
•1
ABB. 42
GM&, Grab 141. Mi :1. Foto: Museum Kecskemät,
-J
—
ABO. 40
:JrsDrt unbekann:.M 1 1. Grachik Franz Siegnech.
43
Bjdapest—csepel Szabadk.rä:ö. c-ab ü. Mi.:, Nach \agy M
Budapest La{ 125.2.
ABB.
—
—
86 Katalog Hunnen —A.oaren Kat.-\‘ 5.282. As, 5
Insgesamt
wu‘der, in. Kunst‘rarse zunirpest d,ei 5 e chartige Bescnläge
angeboten.
87 z. diesem Mot siehe Deon, Srpnze.niustrie 3g if,
88 Dazu Da m ‚L ecbersdorf ioß nit Ann 192—95.
Hg Nagt M, Budapest af a 8/3.
90 Elek Kada, 0dM,, (kun kisszalidsij temetä o rd;;bb käzc.kcrädL
Aren. E‘t. XXV 1905 43 Abb. auen Nr. 6 und 7. cute Fctcs ertnä
der <acalog Awaren ;n Europa 58.
91 Kraskovskä, Zdr,orskd Byszr.ca3z. Tat 49 1,2.
inskä, Die pchrebstä Taf. 111.1—4.
92
33 Dazu siehe Dean, Brcr.zeindustrie 396ff m t Abb. 98—105
94 Ebendort.
ss Dekan, Branzeindustne 396. Abb 98:3, Nagy. M ‚Budapest.
96 Zlata ölinski, Pahrebisko z 8. storoeip v Ciferi Pdci (Ein Cräberfeld
aus dem 8. jah‘hundert aus Cfer-Pdc). AVANS 1975. 82—85 (deut
sche Zusammenfassung 84 f), bes 272, Abb. 66
97 Ein gutes Fata bringt Fettich, Cyär Taf. vn 8. Siebe auch Dekan,
B,anzeindust ‚/» 396. Abb 98:4.
9€ Oss, Lukdcshdza 8. hr 133, Tat 17 Ich danke Herrn Dr Gäbor Kiss
fur den Hinweis auf die schnallen von Lukäcshäza, zaläu (Zilah)
und aus der Sammlung Mautbner
120
ABB. 41
Budapest Werkeletelep, Grab 8. Mi
Nacn \agyM.. Budapest af. 19 8/3.
X-förmigen Zeichen unter der linken Schwinge auf
einem wappenförmigen Scharnierbeschlag deutete
ich selbst einmal als unverstandene Kopie eines we
sentlich älteren Münzbi(des.‘°1 Abgesehen von einem
Exemplarvon unbekanntem Fundort, das sich aus der
ehemaligen Sammlung Fleissig im Ungarischen Na
tionalmuseum befindetbo1 kennen wir diesen Be
schlagtyp von Boldog°3. von Csüny°4 und Komärno—
Schiffswerft 12 (Abb. 44)105
Die eigenartigen Motive, die einen stilisierten
Raubvogel mit einer Schlange (?) zeigen, hat schon
Dekan behandelt, der den Vogel jedoch ohne ausrei
chende Begründung als Pfauendrachen anspricht.°6
Als einziger Hinweis in diese Richtung könnten die
»Ohren« gelten, doch mag es sich auch um die Federkrone eines Pfaus handeln, die von der Vorlage ge
meint war Wappenförmige Scharnierbeschläge mit
dieser Szene sind weiter gestreut als die Beschläge
mit Adler und X, sind jedoch so einförmig, daß sie ver
mutlich aus einer QuePe stammen, Derzeit sind sie
bekannt aus Szebny 1, Grab 2907, in Szeged B:lisics
in HalimDa 6o°° und in Wien u —Csckorgasse
(Abb. ).“° Das Vorb‘ld lä3t sich schon aufgrund der
wenigquaLtätvollen Ausführung unserer Selegstucke
nicht festmachen, doch trägt der dargesteilte Vogel
nezeichnenderweise ein Bändchen um den Hals, eine
typisch sasanidische und orientaliscbbyzantinische
Darstellungsweise. Dekan selbst bi‘det als Parallele
fürTerKamDfszenen mit Schlange das bekannte Mo
saik aus dem Goaen Kaiserpalast in Konstartinopel
ab, das einen Adler mit einer Schlange zeigt.“ Jän
Dekan weist auch darauf hin, daß der Vogel bzw. Sen
murw gegen einen Greifen ausgetauscht werden
—
—
44
<cmänc
nweise von Frau Mag. Cabriele <rämr unc Frau Mag ursula
zinme‘manr weser camals cen richtigen Weg: Dam. Leaters.
dorf:66
102 Frejralicne M tteilung vor Herrn Dipi . ng. DDr. Peter Stadler.
i03 Harnpe. %itershu‘mer rl, Ta 74 35.
i04 Museum .Mosnnnagya‘ävär. lrv.Nr 58639. Freund che Mate
‘ung von ‘—e‘‘n Dp‘.-lrg CD‘ ‘eie‘ 5tacer
C5 Trugy, Kamdrna 1302, W. II‘ iz.
c6 Dekan, Bronzeindustr:e 391—393. Nach Kollautz narce,t es sicn
101
ABB.
—
Sch ffsweft c-ab
12.
M
1:1.
Foto: alko Da m.
aus per ehema.igen Sammlung Mau:hner99 Eine
letzte, etwas rätselhafte kleine Riemenzunge stammt
aus Komärno—Schiffswerft, Grab 36 (Abb. 49).m0
Doch auch die Adlerdarstellungen sind im Awaren
land nicht gleichn‘äßig verteilt. Die Darstellung eines
Adlers (?) mit ausgebreiteten Schwingen und einen‘
99 Zaläu (Siebenbürgen, Rumänien): Kurt Horedt, Das Awarenpro
blem in Rumänien. tudijn6 Zvesti i6, ig6S. io6, Abb. 2:3. Samm
lung Mauthner: Gyula Läszib, Adatak al avarkari rnüipar ä-keresz
tdny kapcsalatoihoz (Cantribut! Pf rapparti ant,chi chnst,ani
dell‘arte industriale deII‘epoco avara) (Budapest igj( Tat Vi,
zitiert nach Kiss, Lukäcshdza 8. str uS, Tabelle,.
100 Trugly, Kamarna 1, Tat. viii/7.
FAvKo DAIM
1
“BYzANTINIScHE,, Cü8TELGARNITuREN DEs
8.
JAHRHuNorOrS
-
um oen °faj mit Paty einem sasan,discner Kzn gssymso
Ase. 45
Wien ii
— csokcrgasse. Mi :1, Graphik: Franz Siegmeth.
FALKO DAIM
(
«BYzANTINIsCHE« GuRTEIcARNITuREN DES
<cl
lant!, Eyzantinsrhes Christentum rar. XXXIv).
107 va Caram, The Szehny l.lllCemetery In. Garam — Kcvrig—Szabd
— Tdrök, Avpr Finds i,Abb. 5 29/4—10
iaS Dekan. Branaeindustrie 391, Abb. 90 3.
iag Dekan, Branzeindustrie 391, Abb. 90:4.
iic Ein vergoldeter Beschlug dieser Art kam als streufund In das Hi
storische Museum der stadt Wien (Abb. 45). Das übrige Material
wird vom Ausgräber. Herrn tudwig Streinz. im Rahmen seiner
Dissertation bearbeitet.
Dekan. Branzeindustrie 392 Abb. 91 2
ii
8.
JAHRHuNDERTS
121
1
Ass. 46a
Mikulfice. Mii.
Fotos: Nicola sautner, IUF.
Aus. 461,
Mikultice. M 2:1.
Graphik: Franz siegmeth.
1
<ann und führt neben den bekannten Scharnierbe
schlägen aus Mikulice auch ein sCcfranzösisches
Vergleichsbeispiel an“3, womit der christliche Kontext
evident scheint. Die chrstliche könnte hier eine anti<e
BedeJLng fortscnreiben (‘Kampf des Guten gegen
das Böse«) und gleichzeitig konkretisieren (‘Kampf
Christi gegen das Böse«).
Ob sicn unter der genannter, Gußstücken mit Vo
geldarstel.ungen genuine byzantinische Prcdukte be
finden, kann derzeit, mangels entsprechendertechni
scher Analysen, nicht entschieden werden. Auch die
Frage, warum Pfauen, Per:hühner, Hähne etc. von den
Awaren weitestgehend gemieden wurden, ist nicht
mit letzter Sicherheit zu entscheiden, Vermutlich eig
neten sie sich nicht als Bedeutungsträger, vielleicht
galten sie als unrein oderwarer als heiligtabuisiert.‘
Die Abne‘gung der Awaren gegen Vogeldarstellun
gen läßt sich auch anhand einer Hauptremenzunge
aus Skradin Smrdelje bei Knin, Kroatien, zeiger. die
in Kap. 4.6 behandelt wercen sol:.
Die Tatsache, daß in Fall der Riemenzurgen aus
Aleppo und Niederösterreich offensichtlich Vogeldarstellungen bei Nachschöpfungen gegen andere
Tiere ausgetauscht wurden, ist bei der ldentifizie
—
112
113
114
122
Dekan, &onze,ndust,ie 391, Abb. 90.1 Das stuck ist zuletzt abge
bildet im Katalog Hunnen + Aworen 333, Kat ‘Nr.5 250.
Dekan, Bronzeindustrie 391, Abb. 902.
Diesen Vorschlag verdanke ich Frau Mag. Birgit Buhler,
rung des Riemenzurgenfragments aus M;kulce
von Bedeutung. Auch die Vermischung von ganz
unterschiedlichen Motivsystemen scheint ein Hin
weis auf die Nachahmung und Adaption von Vorbil
dern zu sein.
43 TyP MixuLäcE / VOGELMOTIV
Die weitläufige Wallanlage von Mikulice, Südmäh
ren, gehört zu den bedeutendsten frühmittelalterli
chen Fundstellen Mitteleuropas. 1963 wurde hier in
der Siedlungsschicht im Westteil der Vorburg das
Fragment der Hälfte einer zweitehgen s‘lberner ge
gossenen Riemenzunge geborgen.5
Fragment einer zweiteiligen Hauptriemenzunge aus Silber,
vergoldet (Abb. 6)
Es 9ar.deit sich um das untere Erce des eiren scha en‘örm gen
‘eils einer Hauptr emenzunge. um aufende: Perlrand. Dievorder
se te ist 9 pas: soh ‘eziert wcbei die z erelemerte nervcr.‘e
ten. der ntergrurc ist asgesenk:. Die Vcrcersei:e w rd vor
—
einem Medail c‘r domir ert das durch eine zone Bla::‘anke gebil
det wird. Zwei Ranken scheinen neben einem Dre,biatt zu ent
springen. das am spitzen unteren Ende der Riemenzunge ange
ordnet ist, und laufen dann jeweils halbkreisformig nach oben.
115
Profantovä, Aworische Funde 679 und Taf. 18:3, Klanica,
Vogelmotivißi und Abb. 5:2; ders Periodisierung 422, Katalog
Hunnen + Awaren, Kot-Nr. 5.242,5,332 und Abb 5. 299 Ein
gutes Foto brachte bereits Dekan, Bronzeindustrie 396, Abb. gS.1.
Zuletzt:
FALK0 DAiM
.
«BYzANTINIscHE‘ GÜRTELGARNITuRSN DES
8.
JAHRHUNDEEF5
43.8. B 35,5. D (untees Erce)
um sich dann wieder 9 einem Krrnenpun‘st zu :reffel. Das ent
stenende Meda CI wird cu‘cn e.n s: :sie‘tes cewächs, das o‘a<
tisch die Mittellinie der Riemenzunge bildet, in zwei symmetri
sche Hälften geteilt.Ausden Ranken entspringen sporadisch nach
inner k‘eine Biättcnen. fast ganz oben auch zwei F‘uchte ose‘
:rucntstärce. vie‘‘eicht sind sogar T‘auber gemeint. zwe Vöge‘
mit Bärccnen am Hals scheinen vor diesen °ruc9ter. zu f‘essen.
sie sind Rccker. an Rücken angec‘dret unc s:&.en am .M.eoaillcn
rand, cabei sind sinc jedccn Ire Köpfe e nander z‘ugewr.d:, wo
bei siejewe 5 e 9er einfacher. balbrunder Kamm trager dC‘ien.
Die T‘e‘e sinc so‘gfäitg rode‘ eh. die Blät:cnen musche rb‘mig
gesta tet Mit Gern Knoten an cherel Erde des Meda‘‘ ons be
g.nrc e n we teres, da rüberl:egetdes. ‚oder Zwckein, die von der
beiden Meda .ols ges cetwer.den, be9rcet sicn inks ‘Ii e rechts
eir 3lätte‘werk.allercings r cbtsymmet‘ sch,scrce‘n links nach
oben gericntet ‘echts nacn urcen. Der gesamte Hntergrurd ist
mit kleire9 Rirgpurzen f äcnercec‘<er,o verziert, Körper und
Bärochen cer Vöge‘ s nd fein gekörnt Der Pe‘.rand st sta‘< abge‘
nutzt, doch zeigt er ebenfalls Reste einer Punzierung, insbeson
dere erkennt man an der Innenseite des Randes eingeschlagene
Dreiecke und Punkte. An der Außenseite des Randes ist die Hälfte
einerfortlaufenden würfelaugenzier zusehen, die wohl durch die
zweite Schale der Riemenzunge vervollständigt würde. Die Ruck‘
seite des Fragments zeigt eine stark narbige unregelmäßigeGber
fläche, wobei lediglich entlang des leicht aufstehenden Randes
eine umlaufende Eintierung zu erkennen ist.
FALK0 DAIM
‘ByzANtINiscHE,, GÜRTELCARNITuREN ors
.
c
14,8
g.
Außenstelle M,<u!tice des Arcnäolcgischen ‘nstituts der Acade
mie der wissenschaften der Tschechischen Republik. Fundnum
mer 594—419/63.
Das feuervergoidete Stück hat geschwungene Sei
ten mit Perlrano und zeigt eine Gliede‘ung in Medail
lons, wobei diese durch stilisierte Ranken gebildet
werden, welche Abzweigungen mit nach ;nnen abste
henden Blättchen zeigen, in den Zwickeln zu dem dar
über liegenden nächsten Medaillon aber in Halb
palmetten auslaufen. Das (erhatene) Medaillon wird
durch einen stilisierten »Lebensbaumr‘ in zwei Hälften
geteilt,fiankiertvon zwei Vögel mit Bändern am Hals.
Am Fuß des «Baumes« befindet sich eine Dreiblattzier
(ähnlich,wie am Beschlag von Weiden am Seejedoch
um i8o° gedreht), das Federkleid der Vögel und die
Hintergründe des Motivs sind unterschiedlich pun
ziert. Der Perlrand zeigt eine Dreicks- und Kreispunzie
rung, ähnlich der Verzierung am Henkel des Krugs
Nr 4 von Sinnicolau Mare (Nagyszentmiklös). Drei
ecks- und Kreispunzen kommen auch auf Blättchen
und Stäbchenranken mehrerer Gefäße von Sinnicolau
8. JAHRHuNDERTs
123
wurde bereits desöfteren abgebildet (Abb. 47)118 Das
Prunkstück und 6 weitere, ebenfalls ausgezeichnet
gearbeitete Beschläge kamen 1895 auf der Flur Debel
ak in einem Weingarten zutage und wurden durch
Vermittlungdes Bauers VladimirArdalievom Vaterder
kroa:ischen Arcnäoiogie, dem Ordensmanr Lujo
Marun, angekauft.119 Ardalic schre:bt in diesem Zu
sammenhang, die Funde hätten sich gemeinsam mit
anderen 90 Objekten inmitten von verkohitem Holz
urd Asche befunden. Bedauerlicherweise gelang es
ihm nicnt, mehr a s die erwähnten seben Gegen
stände zu erwerben. Neben der Hautriemenzunge
sind noch drei durchbrcchene Beschläge mit breitem
Riemendurchzug unc zwei runde Beschläge mit «Kai
serportraits« in °rofilansicht erhalten‘2°
4
HuptrIemenrunge aus Skradln Smrdelje (Abb. 47)
Aus Bronze gegossen und vergoldet. Parallele selten, oben Tülle,
—
unten halbrunder Abschluß mit kaum merkbarer Spitze. An der
Zwinge finden sich zwei, vom Rand eingerückte Fortsätze für die
Niete. Die Frontseite zeigt vier Medaillons, gebildet aus einem ge
zackten oder arkadenförmig gebildeten Flechtband, mit densel
ben, kaum vaiiierten Darstellungen: Ein eher plump wirkender
Vogel mit dem nach oben gerichteten, leicht geöffneten Schna
bel, über dem Vogel etwas «Ranken- oder wurmförmiges«. Die
Rückseite mit einem Ornament aus übereinander gezeigten
ü-förmigen Strukturen. die sich mit halben und teilversetzt an
geordneten abwechseln, als ob der Ausschnitt eines Teppichor
naments vorliegen würde. An der zwinge ein rechteckiges Feld
mit quer liegender, 8-förmiger Ranke. Die Schmelze besteht aus
Zinnbronze mit etwa 6,3% zinn und o,1 % Blei,‘21
L113,3,
B 28,6, D zwinge 7,0,0 unteres Ende
‚i,
Tiefe der Tulle 23,8,
060.31.
Museum kroatischer Altertumer, Split, Kroatien. lnv -Nr 33.
Das Vogelornament Dringt Arnulf Kol!autz mit den
gut lesbaren. Adler-Fisch-Darstellungen in Verbin
dung.122 Wie auch immer: Aus -dem awarischen Sied
lungsbereich kennen wir einige gute Paralleler zu
dem genannten Exemplar aus der Gegenc von Knin:
Hier ist vor allem die schöne Riemenzunge aus lisza
:üred Grab 113 (Abb. 48:2), und das zerbrochene Ex
emplar aus Grab 141 zu nennen (Abb. 4g:3)23 Beide
verfügen überTüllen mit leicht eirgerickten Fortsät
zen für die Niete. Kürzlich wurde ein weiteres Ver.
g:echsstück ausArtänd publiziert. ieider ein Streu
fund (Abb. 48:4):24 Wie bei dem 5:Gck aus der Ge
gend von Knin sehen wir an der Frontseite Medail
ons mit gut ausgefuhrten Tierdarstellungen, bloß
sind es jetzt VierfüSer, keine Vögel. Verwandt sind
auch die beiden gußgleichen Hauptriemenzungen
aus Györ— Tgavetö-dülö 545 und Mödling 325
(Abb. 48:5)125 Die Riemenzungen sind einteilig gegos
sen und tragen Tüllen ohne Nietfortsätze. Auch hier
finden sich Tierdarstellungen in Medaillons, doch
sehr schematisch und wenig qualitätvol ausgeführt.
Immerhin läßt sich erkennen, daß Vierfüßer abgebil
det sind, keine Vögel.
Betrachtet man die Vögel von Skradin Smrdelje
isoliert, dann findet sich ein ähnliches Motiv auf
einer Riemenzunge von Komärno Schiffswerft,
Grab 36.26 (Abb. 49) Ungewöhnlich ist nicht nur die
Verzierung, das Stück ist konvex geformt. Weiters
befindet sich oberhalb der Vogelabbildung offenbar
der untere Rand eines weiteren gLeichen oder ähnli
chen Bildes, so, als ob die Riemenzunge gekürzt wor
den wäre. Auf der Rückseite befindet sich aber im
oberen Drittel eine löffelartige Ausnehmung für den
Riemen. Da diese Ausnehmurg nicnt nachträglich
angebracht worden sein kann, hat man für die Ne
benriemenzunge offenbar ein lärge‘es Original abgeformt und —damit die Proportion den Vorstellun
gen entspricht bei der Anfertigung des Wachsposi
tivs ‘eduzier,
—
—
Ant 41
Hauptriemenzunge, Skradin-Smrdelje (Kroatien). Mi .1.
Fotos Falko Daim.
Mare (Nagyszentmikläs) vor (z. B. Gefäße 13,14,20,
21)116 und auf den Blättchen der Hauptremenzunge
von Brestovac (vgl. Kap. 4.12). Die Seite der ursprüng
lich aus zwei Hälften zusammengesetzten Riemenzunge (Schmalseite des Riemenzurgerfragments)
aus Mikuleice war mit gravierten Kreisen verziert, von
denen unser Fragment natürlich nur die Hälfte auf
weist (Abb. 46b, Seitenansicht). Diese Gravur stellt ei
nen zusätz‘icben Beweis fur die ursprüngliche Kon
st‘uktion dar
Die geschweiften Seiten der Riemenzunge, der
Perlrand und die MedaiLonaufteilung findet sich an
awarschen Hauptrierenzungen derSpätawa‘enzeit 1
bis lila, wäh‘end die aus zwei Teilen bestenende Form
erst gegen Ende der Spätawarenzeit II auftaucht. Für
die spätawarische Gußindustrie vollkommen atypisch
sind jedoch die Vogeldarstellungen (dazu siehe Ober),
die im byzantinischen Material des 6. und 7.Jahrhunderts gute Vorbilder haben, die Halbpalmette und das
Dreiolatt,Vor al em ikonograobische Gründe sprechen
also für ein Produkt aus einer byzantinischen Werk
stätte, während die awarischen Paralle en eine Dat;e
rung in die Mitte oder das Viertel des 8. Jahrnun
derts gestatten.
117
124
Hampel, Altert hümer III, Taf. 3c7ff.
siebe die Typenübersicht bei Zabojnik, Gürtelbeschloygarnituren.
dieses wichtige Belegstuck. zeichnung beiL. Karaman, Iz toll
jevke hrvotskepmtloti (Krootische Vergangenheit) (zagreb 1930),
Abb 144. iep‘oduziert und zit e‘t bei X:llautz. Byzantinischen
Christentum Tat. XXXV orten. zuletzt. Duan jeIc ra. Starar:r
‘jatske nekracoe na podruöu -zmedu rekoZ r-an,e iCetine (Sp!‘t
-975:: Ta tXXX n9
4.6 Tv SKRADIN
—
—
FALKO DAIM
mcnografije 4,1998. tujc ‘V,arun bat sich mt besonderem En
gagement für die der Schutz und o‘e Effarscnung der koati
schon A‘tertumer des Mitcelahe‘s e ngesetzt uns erbaute
Knin e n Museum <‘catiscner 4 tertume‘. Gas 1893 e‘öffnet
wurde und erst 947 racn Split üsesiedel:e. Marun grundete die
nacn wie va‘ e‘scbeindende ze tscbrft Szoroh.nvotska prosvieca
und war unter anderem auch ko‘‘espcndierendes Mi‘tg led der
W ener zentralkomm ssion fur Schutz und Edö-rscnung se 41tertbumer und des Archäologischen Instituts in Wien,
SMRDEUE
Seit nunmehr über ioo Jahren ist ein außerordentlich
schönes Beschlagensemble aus Skradin Smrdelje,
Kroatien, bekannt, das im Museum kroatischer Alter
tümer in Split verwahrt wird. Die gegossene und ver
goldete Hauptriemenzunge, um die es uns hier geht,
‘,BvzANrlNrscHE,, GÜRTELGARNITUREN DES
8. JAHRHuNDERTs
ch danke Frau .M‘ sc. Maa ae:‘ nec 5pl;tü ‘die Mitte lung cer
°undumstande und zusätzlicl‘e w cbtige Hinwese. zun Lesen
und Wirker des ‘Annnerrn« se‘ kroatiscben 6 ter,ur,skunde,
_uo Ma‘ur. 5 ene ‘ur Maja Pet‘ nec Luio Morur‘, Storinarski
dnevnici (Muzej Hrvatskih arhecloskih spomenika Katalozl 1
.
—
116
118 Ich danke Herrn Mag. Anton Distelberger für den Hinweis auf
120 Einer der angekauften Beschläge ist bedauerlicherweise ver
121
schollen.
Ich danke Herrn Dir. Dr. Ante Milo5evi (Split) für die Erlaubnis,
das Stück zu beproben. Die Analysen führte Peter Spindler, Arse
nal Resea rch, durch,
FALKC DAIM
‘BYZANTINISCHE“ cuRTELGARNiTuREN DES
—
Kollautz, Bymntinisches Christentum 4.
Garam, Tic_‘sfüred Tat 66.19 und iz 8. ???
124 Kralovänszky.A‘rtdnd— Kopitäny-dülö 8, Abb. 22 5.
122
123
125
126
8. JAHRHuNDERTs
rettich. CyörTaf. xxviii. Katalog Awaren-Ausstel?ung. Ausgra
bungen Coldene Stiege‘, Mddling 1977, Abb. S.i unten.
Trugly. Komärno SchLfftwerft 258 und Tat. Vlll:7.
—
125
ABB.
49
Nebenriemenzunge aus Komärno
Sth(ffswerfl, Grab j6. Mi :1.
Fotos: Falko Daim,
—
1?
Co
1?
0
J‘0
-v
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0=
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ABB. 50a
0•
<anzianiberg (K‘nten. Österrei&),
Mi :1, Fotos. Nicola Sautner, IUF.
DI
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14.
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4.7 Typ KANZIANIBERG
— NOVOERKASSK
y
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—
3
1 1
s-
aL
Der erst kürzlich von Erik Szameit wieder behandelte gegossene und vergoldete Pferdegeschirrbe
sch‘ag vom Kanzianiberg bei Mallestig, Kärnten,
ungsweise ist in der n-.editerranen Kunst verbrei
fälltvor allem durch das seltene Motiv auf Zwei Vö-
gel mit Bändern am Hals flankieren einen Baum und
scheinen daran zu picken (Abb. 50)27 Diese Darstel-
1
x
52
<
126
FALKO
DaI.M
1
BvzANTIN ScHE« GÜR—LGABNITuREN DES
—
8. iAH—uNDErrs
127
Erik szameit, Dasfrbhmittelalterliche Grob von Grobeisdorf bei
FALKO DA-M
“3VZAiTINISCHE« cjUeLoABN:TJe\ 055 8.jA—RHu‘jDERTS
St. Kanzian am Klopeinersee, Kärnten. Ein Beitrag zur Dotierung
und Deutung awor;scher Bronzen Im Qsta/penroum.ArchA77,
1993, 224 mit Abb. 14, sOwie Anhang dazu: Peter Stadler, Die zeit
lkhe Einordnung des oworischen Fundmoterials von Baardarf
Grabeisdorf St. Peter bei Grofensten und vom Konzioniberg in
Kärnten anhand der Senat/an des gesamten aworischen Funäma
terals aus Alännergräbern Ebendort, 235—242, bes. 238.
127
auf awarischen Beschlägen des 8. Jahrhundert
kommt das Motiv nicht vor, vielleicht abgesehen von
zwei Beschlägen aus elarevo, deren Darstellung aber
in der Publikation nicht zweifelsfrei zu erkennen ist)29
Das Zierstückvom Kanzianiberg ist in die Mitte oder
das 3. viertel des 8. Jahrhunderts zu stellen und datiert
somit gleich wie die motivverwandte Riemenzunge
aus Mikuleice (siehe oben). Allenfalls der sehr hohe Ab
straktionsgrad der Darstellung vom Kanzianiberg er
scheint untypisch für die mediterrane Kunst. Denn
statt die Tiere und Pflanzen körperlich und naturnah
abzubilden, hat man das Motiv kerbschnittartig aufge
löst. Es zetällt damit in breite Linien aus Lch: unc
Schatten und ist nur mehr mit geuoter Blick zu lesen.
Regelrechte Stilvergeche annand des frühmittel
alterlichen Kunsthandwerks aus dem Donauraum
sind bislang kaum betrieben worden. Da wir aber
davon ausgehen kör.nen, daß zumincest die besseren
Künstler verschiegene Darstellungsweisen durcnaus
beherrscht haben, wird zu fragen sein, welche Gründe
für die Wahl von Motiven urd Stil ausschlaggebend
waren. Hängt der Kerbschnitt des 8. Jahrhunderts
noch mit dem ico Jahre früher in Mitteleuropa und
Norditalien gängigen Stil II zusammen? Stellt das
Motiv des Beschlags vom Kanzianiberg eine den loka
len traditionellen vorstellungen angepaßte varante
eines mediterranen Motivs dar? Ein kurzer Blick auf
cie bei den Awaren verwendeten Sti e zeigt, daß her
eoenfalls beide Wege begangen werden: Die präch
tige vergoldete Hauptriemenzunge der Spätawaren
zet von Wien XIII Unter St. Veit ist in Kerbschnitt
technik ausgeführt3° die etwa gleichzeitig in tausen
den Exemplaren he‘gestellten Greifenoeschläge zei
gen die Tiere in hrer ganzen Körper:ichkeit (z. 3. Leo
bersdortGrab71).‘3 Die Darstellungvom <anzianiberg
könnte somit eine Stufe in der Rezeption mediterraner
Motive in der langobardischen oder awariscnen Kunst
bezeichnen. Mit Hilfe von Materialanalysen könnten
wir hier einen Schritt weitergekommen sein, denn der
vergoldete Beschlag vom Kanzianiberg durfte einer
genauen chemischen Analyse unterzogen werden.32
tet,125
1
1
Unte-es Do-Gebiet. \acn Bälirt. Sceppe Abb. 24/
4
1
131
Daim, Leobersdorf Tat 70:6/8, 9:716/3-7
132 Ich danke Herrn Dr Kurt Karpf, Museum villach, fur die Geneh
migung zu Beprobung Zur Methode und den Meßergebnissen
siehe den Beitrag von Schreiner schaffer spindler Dolezel,
—
—
Materialanalytische Untersuchungen in diesem Band.
128
—
LJ
<ommt, we die Bozener Funde. also wohl aus einer
angobardischen oder römischen Werkstatt:33
Was Machart uro Darstellung des Beschlags vom
<anzianiberg betrifft, so kennen wir eine interessante
-
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Afla. 53b
Mikuit ce. M 2 1.
Graph k: Franz 5egme:h.
(..1.
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1
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—.
7•J
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b%,t
-t
—
-..—
—
:
—
128 vgl. beispielsweise die bekannten Reliefs aus der Kathedrale in
Sorrent: cavallo et al. (Hrsg )‘ / ßimntini in ltg/ja, 226, Nr 145
129 Katalog Menorotlifrom telorevo Tor. xiv4, 5.
130 Daim,AltfundeTaf 10
Aou 53a
.M <ukice. M 1.. Fotos: Ni:o‘a Sautre‘
ABO. 51
Parallele vom unteren Don, einen durchbrochen ge
gossenen Scharnierbeschlag. der nun im Museum für
die Geschichte der Don-Kosaken in Novoerkassk auf
bewahrt wird (Abb. 51)134 Im Gegensatz zu Kanziani
berg sind hier neben dem stilisierten mittigen Baum
zwei greifenähnliche Tiere dargestellt, sofern die
Ohren an den Köpfen von der Graphikerin richtig er
kannt wurden. Deutlich ist jedenfalls das schön ge
staltete Federwerk der Flügel zu erkennen. Ein weite
rer Unterschied zu Kanzianiberg bestehtdarin,daß bei
dem Beschlag aus Novoerkassk die Tiere aus dem
Baum zu entspringen scheinen, eine Darstellungs
form, die wir aus dem angobardischen Italien gut
kennen, zum 3eispiel vom sogenannten Calixtus-Bap
tisterium in Cividale (Abb. 52), und die offenbar über
die Langobarden in Italien an die Bajuwaren und Aia.
mannen nördlich 0er Alpen vermittelt wird.135 Se be
gegnet uns aber auch am B:schofshofner Rupertus
/7
SIA
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£‚7.j...
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1
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“,_-zrs :-\-.‘
71r‚.
ae
Aufl. 52
calixtus-Baptisterlum (Cividale, Italien). Foto: Falko Daim.
Das Grundmaterial besteht aus einer schwach zinnhaltigen Bronze (2,35% Zinn), allerdings einem ver
gleichsweise hohen Spurenanteil von 8o ppm Wis
mut. Diese Zusammensetzung ist (beim derzeitigen
Forschungsstand) ungewöhnlich und findet sich
sonst noch lediglich beiden beiden Nebenriemenzun
gen aus Bozen (siehe nächstes Kapitel). Man könnte
das wohl als Indiz werten, daß Kanzianiberg aus der
selben Werkstatt oder demselben Werkstattkreis
FALKO DAIM
1
133 Da6 Werkstätten in Rom auch rür den langobardischen Markt
gearbeitet haben, beweisen neue Funde aus Rom: Marco Ricci,
Relazioni culturall e scornbi commerciali nelI‘ltalia centrale roma
no-/ongobordo allg luce della Crypta 80/Ui in Roma. In: Lidia Paroli
(Hrsg.), L‘lto/ia centro-settentionale in etd longobarda. Atti del
Convegno Ascoli Piceno, 6—7ottobre 7995 (Bibliotbeca di Arcbeo
Iogia Medievale
«BYzANTINIscHE« GüRrEIOARNITuREN DES 8. JAHRHUNDERTS
FAIK0 DAIM
1
1
1
13,
Firenze
134 gähnt, Steppen 53/ mit Abb. 241. Ich danke Herrn Dr. Peter So
mogyl für wichtige Hinweise zu diesem Fundkomplex.
135 Dazu Karl Banghard. Einefrühmiitelalteriichecürielgornitur und
19g7( 239—273,
«BYzANTINIscHE« CÜRTELGARNITUREN Des 8. JAHRHuN0ERTS
ihre Motivg eschichte Archäologische Nachrichten aus Baden 59,
igg8, 24—3 5.
129
kreuz, wo Tierköpfe aus Rankenwerk entspringen,6
und auch auf dem Beschlag von Gic, dessen kulturhi
storische Bedeutung Tivadar Vida erkannt hat.‘7
Natürlich kann nicht als erwiesen gelten, daß der
Beschlag vom unteren Don aus einer byzantinischen
Werkstätte kommt, von denen sich einige allerdings in
unmittelbarer Nähe befunden haben müssen. Die
Ähnlichkeit mit Kanzianiberg läßt jedoch zumindest
gemeinsame Wurzeln annehmen.
4.8
ABB. 55
Komärno Schiffswerft,
Grab 149, M 1:1. Nach Trugly
Komdrno II, Tar. Llll:1,
—
—
MIKULäCE/BLÜTENZIER
Die spätawarenzeitliche Rankenmotivik verlangt nach
einer umfassenden Neubearbeitung, wobei die Mo
tive genauestens analysiert, gleichzeitig aber auch Stil
und Machart der Fundstücke berücksichtigt werden
müssen. Besonders deutlich zeigt sich dieses Deside
rat bei einer aus Silber gegossenen Riemenzunge aus
Mikuläce, deren Verzierung Beziehungen bis in die
chinesische Kunst der T‘ang-Zeit verrät.‘38 Eine einge
hende Behandlung des Themas würde der Rahmen
der vo‘liegenden Arbeit sprengen, ist aber für die Ana
lyse der Crabfunde aus Edelstal (Burgenland, vormals
Nemesvölgy) vorgesenen, weil sich unter den prächti
gen spätawarischen Furoen aus Edelstal eines der in
teressantesten Beispiele für das Rankenwerk mit Blü
ten befindet (siehe unten). Der °roolemkreis kann hier
nur ardiskutier: werden.
Fragment einer silbernen gegossenen Riemenzunge (Abb. 53(
Der zwingerteil feh.t. die untere r.älfte in zwe: Teile zerbrochen. 0e
Riemenzunge hat leicht geschweifte Seiten und läuft in einer etwas
abgerundeten Spitze aus. Die Riemenzunge ist beidseitig mit vegeta
bem Dekcr versehen, wobei Rare und Verzierung vortreten, der
5- ntergrund asgesenkt ist. vo‘derseite Aus cem lin<en arc ert
springt eine ‘eingliedrige Rar,ke. die sich soglech tei t. Be ce zweige
roller sich ein und enden in «9er .jbst‘ab e‘ten Blüte. aus v-färml
gen geschnittener «Kelchen« und daruber d‘ei halbjneen «B jter,
blitle‘n« bestehend. Knapo vor er oceren B‘uchste eder Riemen
zurge zweigt wiede eine Parke ab, ole wohl ein we teres. drittes
rrecaillcnartiges 5 utenornament geb det hat. Dabei Kreuzen sich
die Ranken ewelis kurz nach der Aszwe gurg, sodaß der Eindruc<
einer Perspektive und zugleich einer gewissen Lebendigkeit entsteht.
R..ckse te: Strenges symmetrisches Blatlmnamert. aus dre übe‘ein
ander angeorcneten nerz‘brw.gen Blättern. wobe in jedes wieder
‚36 volker Bierbrauer, Liturgische Cerätschaflen in Baiern und seinen
Nachtarregianen in Spätantike undfruhem Mittelalter. Liturgieund kunstgeschichtlkhehspekte. In Katalog der Ausstellung Die
Bajusvaren. Van Severin bis Tassila 488—788 (Rosenheim und
Mattsee ig88) 328—341, bes. Abb 226.
137 vgl. den Beitrag von Tivadar vida in diesem Band.
ij8 Ich danke Herrn Dr Lumir Polätek tur die uberlassung dieses
wichtigen Stückes zur Publikation.
130
ABB.
54
Komärno Schiffswerft, Grab 107. M 1 :1.
Nach Trugly, Kamdrno ll,Taf. XII 3.
—
zwei kleine dreieckige «Blattcben« eingeschrieben sind. Die herztor
migen Blätter stehen in Feldern, die vom Riemenzungenrand und
davon ausgehenden. zur Mitte strebenden Bägen gebildet we‘den.
Beidse tig des mirrierer und oberen “e‘zens erscneiren kleine
Falbb bflchen
0, 2 9.5. D M tte:: 28,07.58.
Außenstelle Miku Cice ces Archbolog schen nstituts der Arace
°undnum
mie 0er W ssenscnafter der Tschechischen Repub
mer 594496‘/60.
.
Wie bei der silbernen Hauptriemenzunge Mikulö
ce/Vogelmotiv (siehe oben Kap. 4.5) ist bei dem ge
genständiicnen Objekt die obere Hälfte weggebra
chen. Das ist insoferne bedauerlch, als die Bauweise
der Zwinge sehr aufschlußreich wäre. Die hier vorge
nommene Datierung in das mittlere Drittel des
8. Jahrhunderts ist somiteinergewissen Unsicherheit
behaftet. Hatte die Riemenzunge eine ‘normale«
Tü!le, könnte man sie etwas früher ansetzen, eventuell
noch in die Spätawarenzeit 1 (erstes Drittel 8. Jahrhun
dert). i\1it einer schlitzförmigen Tülle und Fortsätzen
für die Nie:e wäre das Stück deutlich später zu datie
ren, bis in die Spätawarenzeit III hinein.
Nun zu den Motiven:Aufder «Vorderseite« zeigtdie
Re mc nzu n ge zweiAbsch n it:e eines u rsp rün glich wohl
dreite‘lgen,asymmetrischen Ran<enwerks,wobei sich
die Triebe im Bereich der Abzweigungen kreuzen und
dadurch eine dritte Dimensior angedeutet wird
durch die überk‘euzung ergibt sich ein Vorder- und ein
Hintergrund. Die Enden derTriebe bildenjeeinen Kelch
aus, der dann drei bogenförmig ausgebildete Blütenblätter trägt. Die Rückseite der Riemenzunge ist sym
metrisch verziert, und zwar durch drei, ursprünglich
wahrscheinlich vier übereinander angeordnete, herz
förmige Felder, wobei injedes zwei Dreiecke schräg ein
gesetzt sind. Was damit wohl gemeint ist, verrät die
FALKO DAIM
—
1
«ByzANTINIscHE« GüRTELGARNITUREN DES 8.JAHRHuNDERrS
Schnallevon Komärno—Schiffswerft. GraDlo7,wo der
artige Dreiecke in einem herzförmigen Feld Bläfterdar
ste len, die aus dem breitesten Abschnitt des «Her
zens« entspringen (Abb. 54). Daß diese Komposition,
vor allemjedoch die Vereinfachung auf dem Stück von
Mikuleice, in einer mediterranen Werkstätte entstan
den sein soll, mag heftig bezweifelt werden. Das herz
förmige Element selbst kennen wir fre:lich schon vor
byzantinischen Schnallen des 6. und 7. Jahrhunderts.
Für das Rankerwerk mit Blüten liegen einige we
nige gute Paralleler. vor, von denen die schönsten vor
gestellt werden sollen: Eire durchbrochen gegossene
Hauptriemenzunge mit dreifacher Rankenzier und
Blüten mit Dreiblatt stammt aus Keszthely‘9 Bezeich
nender Weise verfügt die mittlere «Blüte« über vier
Blättchen, was vermuten läßt, daß die Anzahl der Blü
tenbläfter für den awariscr,en Kürstler nicht unbe
dingt eine große Bedeutung hatte.
Die größte der eberkopfförmigen Riemenzungen
aus Edelstal (vormals Nemesvölgy) trägt vorne am
«Hals« des Ebers und hinten ein Rankenwerk.4° Das
der Rückseite läuft injedem Abschnitt in einen
Kelch mit Dreiblah aus und zumindest in einem Fall
überschneiden sich die Triebe wien MikulCice.‘1‘
Deutlich simpler sind die Riemenschlaufe von Ko
märno— Schiffswerft 103142 und die Riemenzunge aus
Grab uS gestaltet.‘4‘ Beide zeigen jedoch deutlich die
entscheidenden Motive, den Kelch mit dem darüber
bogenförmig angeordneten Dreiblatt. Bei einem Ro
settenbeschlag aus Komrno Schiffswerft 128 und
einer dazugehörenden Nebenriemenzunge ist die
Kerntnis der deutlicher gezeichneten Motive der an
deren Parallelen notwendig, um die Verzierung ent
schlüsseln zu können. Die Dreiblätter haben sich teil
weise schon selbständig gemacht und bewegen sich
frei durch den Raum, wenngleich die Kelche noch gut
zu erkennen sind.“ Isolierte Dreibläffer tauchen auf
der Riemenzunge von Mikulice mit Voge!motiv sowie
den prächtigen Funden aus Brestovac und Weiden am
See wieder auf Es wäre durchaus denkbar, daß sie von
diesen Blüten abzuleiten sind.
Weitere Derivate der Blütenranke mit Kelch und
Hampel. Alterthämer III, Tat. 140:4.
140 Hampel, Altert hämer III, Tat. 105:12,13. zu den eberkopifärmigen
Piemenzungen siehe Garam, Üöcs. Das erwähnte Stück aus Edel
stal bildet Garam als Abb. 7:9 ab,
341
139
FALK0 DArM
1
«ByzANTINIscHE« GÜRTELGARNITUREN ors
8.
auf
—
Hampel, Altert hämer III, Tat. ios 12 und
342 Trugly. Karnärna II Tat. vi:,,.
143 Trugly Kornärno II Tat XXlll.,i8/6.
144 Trugly. Komärno II Tat. XXXIIIi und 2.
JAHRHUNDERTs
13.
131
mehr als drei Blütenblättern bzw. weiteren »Kelchen,
die aus dem untersten entspringen, kommen eben
falls einige Male vor, z. B. publizierte erst kürzlich va
Garam ein schönes Exemplar aus Tiszafüred, Grab
1149, wobei hier die Rückseite mit unserem Rankenor
nament versehen ist, während vorne die ganz singu
läre Darstellung eines Ringkampfs zwischen Mann
und Bär gezeigt wird.‘45
Die Prunkstücke unter den Parallelen zu Mikulöce
sind aber ohne Zweifel die beiden aus Bronze gegosse
nen und vergoldeten Phaleren aus dem Reitergrab 149
von Komärno Schiffswerft (Abb. 55)146 Ein sechsteili
ges umlaufendes erhaben gearbeitetes Rankenwerk
mit punziertem Hintergrund bedeckt jede der beiden
Scheiben,jeder Abschnitt zeigt eine Blüte, daneben
noch ein Blättchen. Am Rand der Phalere läuft eine
Borte aus gestaffelten Blättchen, ähnlich dem Motiv
auf Tiszafüred 1149 (siehe oben).
Wie die Rankenzier mit Blüten in das Karpatenbek
ken gekommen ist, läßt sich schwer sagen. Eine
Durchsicht der möglichen VOrbilder zeigt aber, daß sie
in der chinesischen Tang-zetlichen Thoreutik ver
gleichsweise häufig vorkommt. Den recht simolen
awarischer Varianten steht edoch ein unglaublicher
Reichtum an Tier- und Pflanzenmotiven der chinesi
schen Kunst gegenüber Einen guter Überblick der
chires‘schen Motivvielfalt gibt Bo Gyllensvärd.147 Un
sere einfache Blütenform mit ausladendem Kelch und
drei bogenförmig darüber angeordreten runden
Blättchen findet sich beispielsweise auf einem Silberkelch aus der Desmond Gure collection, London
(Abb. 56:1),l1Soder einem Silberkelch im Minneapolis
Institute of Arts (Abb 56:2).‘49 Eines der prächtigsten
Beispiele seiner Art, eine länglich-achtlanpige silber
1
ei
—
45 Ca-am, T,szafured Taf. 154149/5
146 Trugy. Komdrno!: 215 50w e Ta‘ LIII 1 und 2. Eir ausgezeichnetes
Foto 0er Phaleren publizierte Alexaroe‘‘ugly n einem pop,]
lärwissens:ba‘slicher Werk. 5r.do‘Trug y. cr.eK bs oraszldnck
ndpe A Komdromhajdgydr: avarte,r.etö 3rstis!sva 1994( 69,
Abb. 42.
147 cyllersvä‘d. Tdng gold ard siiver. 5 ne rncce,ne Zusammer
stellung: Han We Ha: newai Tangdai;r1:r.g: cuiban (cold
Ann. 56
Motive vor chinesischen Silbekelcben der T‘ang-Zet.
Gvlensvärc. Tor.g go/a or.dsierAbh 77 c (‘) und Ab 77v (21.
vergo dete Fußscbale. befindet sich im Miho-Museum
bei Kyoto:sc bereits puoliziert in einem New Yorker
AusstellungsKatalog.5 Die Außenseite ist reich mit
kleinen Jagdszenen sowieeinem Rankenwerk mit Pal
meten und Blüten cekoriert, Als weiteres Beispiel soll
noch der Deckel eines silbernen Topfes mit Bügelhen
kel genannt sein, unter dessen Ranken mit zahlreichen
Varianten vor Blättchen und Blüten aucn die gesuchte
Form eines Kelches mit drei Blättchen befindet.‘52 Das
gegenständliche Blütenmotv zeigen auch ein Silberkelch (Abb. 57)153 und ein Silberkästchen (Abb. 58)4,
beide aus Hejia bei Xi‘an und Prunkstücke des Shaanxi
History Museum, Xi‘an.
Die T‘ang-zeit iche Kunst stand unter einem star
ken mediterranen, persischen und mittelasiatischen
Einfluß und speziel die Rankenornamentik wird übli
cherwe;se auf die Anregungen über cie Seidenstraße
zurückgeführt. Auch der stark stilisierte Kelch mit
halbkreisförmig darüber angeordneten Blütenblät
tern ist oereits in der griechischen Vasermalerei be
kannt. Vgl. z. B. Klaus V:erneisel Bert Kaeser (Hg.),
Kunst der Schale—Kultur des Trinkens (München -990)
1
-c
ABB. 57
silberkelcn aus Hejia bei Niar.
‘ang-Dynastie. \acnShsanx/Proior.ceAbb. 5. 43.
—
kannjedoch kenen Zweifel geben, daß die speziellen
Ausprägungen der reichen T‘ang-zeitlichen Pflanzenornamente chinesische Eigenschöpfungen darstellen
und sie dürften überdies vielfach mit chinesischen Be
deutungen aufgeladen worden sein, so beim Lotus,
der die Reinheit symbolisiert, und an dem breiten Blü
tenboden mit den spitzen Blütenblättern zu erkennen
ist, Daß unsere Blütenform —Jessica Rawson spricht
von einem »Blütenkopf, der auf dem Schnitt einer Ra
.
Abb. aB.i und 12. bes. 28.12e (‚.Henkelpalmetten“). Es
und 5 5er der TargDynast e im Ir- und Ausland), (Sanqir
chubanshe, Xi‘an igEg) zum coldschmiedewesen. Franois
Louis, Die coldschmiede der Tang- und Sang-Zeit (Arrhdologr
sche. sozial‘ und wiflschaflsgeschichtliche Materialien zur Gold
schmiedekunst Chinas vor izg (Schweizer Asiatische Studien
Etudes asiatiques Suisses 32,1999). Weit ausgreifend auch.
Alexander Koch, ich danke Herrn Dr. Koch fur zahlreiche wich
tige Hinweise.
48 Cyllensvärd. T‘ang gold ond oliver Abb. 77 q.
49 Cyllensvrd, rang gold ond oliver Abb. 77v.
—
132
io Katalog Miha Museum South Wing g97) 266, Nr. 130.
151 Katalog Shumeifamily collection 150 Nr 76,
152 Katalog der Ausstellung Chinas goldenes Zeitalter Die TangDy
—
fl. chr,) und das kulturelle Erbe dersedenstrafle
(Dortmund 1993)146, Nr. 6o.
Shaanxi Province Abb. 5.43.
Shaanxi Province Abb. 5.143.
nastle (618—907
13
154
FALKO DAIM
1
«BYzANTINIscHE« CüRrELCARNITuEEN DES 8, JAHRHuNDERTS
FALK0 DArM
i..
1
sette ruht..55 in dieser Art im Karpatenbecken auf
taucht, ist jedenfalls auf einen Einfluß aus dem fernen
Osten zurückzuführen, da die hier geübte Art der
Komposition, vor allem der Umgang mit der zu deko
rierenden Fläche, sowohl der mediterranen wie auch
—
iss
“BYZANTINIScHE“ CÜRTELGARNITuREN DES 8. JAHRHuNDERTS
Jessica Rawson, Chinese Ornament. The Lotu5 ond the Dragon
British Museum, London, ‘984) 7, Abb. 5cd/Iv.
133
St
tt‘
t %t&%
‘W“
-.5.,..,
4
s
L
-
t.
Pl
L
—
Ann. 58
Silberkästcben aus Hejia bei Xi‘an T‘angDynastie,
Nach Shaonxi Province Abb. 5. 143.
der awarischen Kunst fremd ist. Ob der fernöstliche
Einfluß über Syrien und Byzanz oder über Mittelasien
und Südrußland zu uns kommt, wird nicht ohne wei
teres zu klären sein, weil die potentiellen Vermittler
das Motiv, zumindest in der reinen Form, selbst nicht
übernommen haben)6 Vielleicht sind chinesische
Originale (Seide, Gold, Silber) als Handelsware oder
Geschenke an die Lokalgrößen gelangt. Ein bedruckter
chinesischer Seidenstoff, wie er als Uberträger des
Motivs gedient haben kann, wurde in Turpan (Turfan)
gefunden und ist im Historischen Museum in Beijing
ausgestellt (Abb. 59).‘ Derivate, nichtjedoch die reine
Form des einfachen unc klaren BlCtenmotivs der
T‘arg-Silbergefäßefinden wr—ailerdings selten—
i56 Vgl. dazj die rechen Mate‘ alsammlunger zur mictelasiati
scnen Kunst von Boris Marscbak, 5!bersrhärze und zur sasan‘di
schen Kurst van Prudence 0. Harper, The Royo! Hunter Art afthe
Sasant,nEmpire (Ausstel‘ ngskata cg, New York ‘975). dies.. 51!ver Vesse:s of the Sosorion PerioC VoLi: Raps !mogery (New york
—
1951.
157 Chlno‘s 4ntiqs.y 8.130. Abb.
134
1
»ByzANtiNiscHE.‘
CÜRTELGABNITuREN
‘
r‘ i
Aun 59
Bedruckter Se denstoffaus Turpan (Turfan) T ang Dynast
Nach ChinusAntsqvstys 130 Abb 129
Vorbildern noch naher als die silberne Riemenzunge
aus Mikuleice Die chinesischen Feinschmiede stellen
ihre Szenen und die zarten Ranken in f‘e‘e Flacien die
allenfallseineDunzierteOoerfiacheerhalten DieAwa
ren (und derMiftelmeerraumj neigen dazu die Flachen
vollstandig auszufullen Daß sich die Ran<en sowohl
der Riemerzunge vor Mikulice wie auch der Phaleren
von Komarno uoerschneiden wurde als ein typisches
Merkmal der med terranen Kunst bezeichnet i6i Tat
sächlich sind Uberschneidungen von Ranken in der
‘fang-Kunst selten. Als Beispiel für eine feine Ranken
ornamentik mitüberschneidungen läßtsich allerdings
ein Spiegel m Miho-Museum bei Kyoto anfübren.62
Auch der bereits erwähnte Silbefteller aus Tibet in der
selben Kollektion zeigt sich überschne‘dende Ran
ken,103 und auch eine Silberschale aus Tschurinskaja
<dtalog Spare 0‘“ y .0 ecr an ‘57 Nr So
63 <ataiog Scraze CCS Dr en‘ 5 89 Ka‘ ‘Jr 49
162
euidlizhe ‘itteilung ttn °ro- Dr S‘anisia stanilov
West. N 5.11/2—3 ‘960, ‘2‘134.
DAiM
‘5,
‘.5-
i8 Tibet Katals‘g5rtt2edesOr1ents5, Sg. Kat -N- t9, Beispi&e aus
Basch<irier und jdnu,t en Mn‘schak, S.:Oerschötze 400 79
und St
ts9 Zuletzt dazu 5t29i5:av Staniluv Ver.ieiistm7,t sti!b chudsiestve
nno met,! r, po- ‘bar, uo.!go‘s!o orsrvo (Der B:üter.t!ott stil Pl
Kunstmeroi! des Ersten tuigorischen Stoozes). Protiemi 92 izkud
voss 1998/4, 3‘il.
i6o Cräf, Drochendorstellung, bes. Abb rund 2. Mit dem Einfluß der
chir,esischer. <uns: aufdie „Fi,rae“ Onamertik 0er Awaren be
scnäftigte sich bere ts Zo tn Takts, Same Chinese Elements ip
theArroftheEor;yMiddiehgescfrhecorparnian Bos‘n. East and
FALKO
t
“4
auch in Tibet, in Miftelasien und Osteuropa.‘8 Ob die
Rankenornamentik der Griffschale des 1upans Sivin
aus Pliska (Mitte 9, Jahrhundert) und verwandte Ver
zierungen mit unseren Blütenranken etwas zu tun
haben, werden weitere Forschungen zeigen.15° Fürdas
7. Jahrhundert ist ein chinesischer Einfluß auf die awa
rische Kunst insofern nachgewiesen, als eine Riemenzunge aus Abony, Grab 292, vorliegt, die einen typi
schen chinesischen Drachen darstellt (Abb. 5o),160
Durch die lockereAnordnung der Ranken stehen die
Phaleren ausKomärnol4gden möglichenchinesischen
129.
t
FALKO
DEs 8. jAHo4uNoERrs
4..
OAiM 1
“3YzANriNiscME“ CäRrEccARNiruseN
DES
8,
jAnRHuNOERTS
135
Aeo. 60
Mittelawa rische
Hauptriemenzunge aus
Abony, Grab 292. Mi :1.
Nach Cr61‘, Drachen-
darstellung Abb.
2.
w
(Udmurten).‘5‘ Dies sprichtallerdirgs nichtzwingend
gegen einer, ‘Jrsprung der »organischen« Ranke aus
dem Mediterraneum,
Daß ein vermutliches Birdeglied von den östlichen
Vorbildern zu den awarischen Nachschöpfungen des
8. Jahrhunderts ausgerechnet in Mikuleice gefunden
wordrt ist, wo wir ähnlich starke mediterrane Ein
flüsse feststellen können wie etwa in Keszthely,
könrte als vorsichtiges Indiz dafür gewertet werden,
da auch der «chinesische Impuls« über die Fern
straße von der oberen Adra nach Südmähren gelangt
4.9 Tv HOHENBERG
Immerhin stellt die Riemenzunge aus Mikuleice in
der kleinen, gut umreißbaren Gruppe von Gürtelver
zierungen und Phaleren mitzarten Ranken und Blüten
das einzige Objekt aus Silberguß dar und könnte so
am ehesten die Verbindung zur Kunst der Seiden
stra)e darstellen. Sie wäre dann, vielleicht gleichran
gig mit den Phaleren aus Komärno, einer der Prototy
pen, von denen dann die awarische Variante der Ranke
mit Blüten ihren Ausgang nimmt. Der, Künstlern, wel
che die R‘emenznge von Mikulice und die Phaleren
aus Komärno hergestellt haben, könnten genuine ori
entalische Objekte (Silbergefäße oder Seidenstofr‘e)
vorgelegen haben, deren Dekor dann für den Gürtelzierat umgesetzt wurde.
BOZEN
Am 6. April 189Ls:ie3en Landarbeiter beim Ausheben
einer Krautgrube in Hohenberg, Steiermark, auf meh
rere Skelette,‘65 Bei einem davon fand sich unter ande
rem ein Eisenschwertund mehrereGüftelbestandteile:
Schnalle, Riemenzungen und Beschläge (Abb. 6t—73).
G‘ürtelgarnftur aus Messing, vergoldet. Fundort Hohenberg,
Steiermark
i.
Ist.
Eine mediterrane Provenienz der silbernen Riemenzunge aus Mikuleice mit Blüten ist jedoch aus zwei
Gründen unwahrscheinlich:
• Das Motiv »Ranke mit Blüten« kommt in dieser
Form im Mediterraneum nicht vor
• Die undeutliche symmetrische Zier der »Rückseite«
spricht gegen eine Werkstatt am Mittelmeer Das
Motiv ist nur in Kenntnis anderer awarischer Ob
jekte zu erklären.
—
2.
schna ‘e, MessirgguR. feuervergoldet. Abb. Ei)
U-förm 5er Beschlag mt Perlrarc Lid zier ajs e kleHten Kra
ten, aus denen Je 5 verschieden lange Blättchen entspringen, da
zwischen schräg angeordnete kleine Rippen. sodaß der Eindruck
eines flächendeckenden Flechtwerks entsteht. Oiese verzierung
tritt auch an der Rückseite undeutlich hervor. Scharnier. Schnal
lenrahmen und Dorn mit flächendeckender eingeschnittener
Rankenzier, stellenweise mit Hintergrundpunzierung. Der Be
schlag war mit drei Nieten am Riemen befestigt.
63, 8 )Beschlag) 25, 8 (Rahmen) 40,5, 0 (Beschlag neben Schar
nier) 6,0 (Rahmen) 6. 0 (Dorn bei Fortsatz) 8.
Steiermärkisches Landesmuseum loanneum, lnv.-Nr 9267.
Schildförmiger Scharnierbeschlag. (Abb. 62)
Aus zwei Teilen. Messingguß, feuervergoldet. Perlränder um Be
schlag und Anhänger. Hauptzierfeld mit profilierter Kreislappen
zier, formal entsprechend der von i. Am zierfeld des Anhängers
drei, in einem Knoten entspringende Blättchen. ähnlich einer Lili‘
enblüte. Scharnier mit eingeschnittener Rankenzier und Hinter
grundpunzierung. Seite mit einfachem, eingeschnittenem Flech
band verziert. An der Rückseite wird am oberen Ende des Be
schlags die Ausbesserung eines cußfehlers sichtbar.
43.5,827,07,0 (Anhänger) s
tandesmLseun loanneum, lnv-Nr, 9273
136
(
9274.
4. Scha‘nierbesch ag, w e 2. (Abs. 541
ze“e 0 des Arsängers ajsgebrocher..
L43, 826,07,0 Anhänger) 5.
Ste e‘ma‘kiscnes Lancesmuseum nanneum. iv- Nr.
isz rv‘,arscnak. Siiberschötze Ass. 82.
1
1
3. Scharnierbescilag wie 2. Abb. 63)
43. 2 27. 07. 0 Anhärger) 5,5.
St&ermä,<isches Landesrjseum Isanrejn liv -Nr.
‘41
9275.
Ana. 61
Hohenberg Steiermark. Östeeicn::. schnal!e W.
i6 Fiscnbach, Hchenberg: Fett cn Metankunst 267f
FacKo DArr,i
1
“3YZAN7rNIScHE,,
GüpTEccAeNltuE» ors 5. J8HeIu«oErs
i.
M Fotos
FALK0 DArM 1 «övzANrr«‘scHE« CüRrEccakrsirflEN
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ii-
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2
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1AnkHUNoETs
Fotcs- OlMa ch‘s:os. C‘apbik :.anz Siegretb.
137
1
0
Ii
ABB. 62
Hohenberg Steiernark, Österreich), Scharnierbeschlag Nr.2 M Fotos i Graphik 2:1.
Fotos: Olivia Chrstos: Graphik: Franz Siegmeth.
138
FALKD DA1M
Aaa. 63
Hohenberg Steiermaik, Osterreich). Scharnierbeschlag Nr 3. M Fotos
Fotos: Olivia Chistos: Graphik. Franz Siegmeth.
»BYZANTINISCHE« GÜRTELGARNITUREN 058, JAHRHUNDERTS
FALKO DAIM
ÄL
»BYZANTINISCHE« GÜRTELGARNITUREN DES
8.
1:1,
JAHRHUNDERTS
Graphik
2:1.
139
1
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ABO. 64
Hoherberg Steierrark. Österreich}. Echa‘9ierbescnlag Nr 4. o:os : Graph <2:1.
Fotos: O!iva Chrstos: Grapiik: anz Siegmeth.
140
Fauco Dw
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Hchercer Steermark. Öste‘e!cn). $:harr:erbes:hlag \r
Fotos: o:ivia Cbrs:os: C‘apb <: Franz 5 egmetn.
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Craphi<
2:1.
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ABt. 66
ABB. 67
Hobenberg (Steiermark, Österreich), Scharnierbeschlag Nr.7, M Fctos
Fotos Olivia Chrstcs; Graphik: Franz Siegmetb.
Hohenberg (Steiermark, Österreich), Scharnierbeschlag Nr. 6. M Fotos 1:1, Graphik 3:1.
Fotos: Olivia Cbrstos: Graphik: Franz Siegmeth.
142
FALKO DAIM
]
«BYzANTINIscHE« GÜRTELGARNITUREN DES
8.
1:1, Graphik 2:1.
FALKO DAIM “BYzANTINIscHE“ GÜRTELGARNITUREN DES 8. JAHRHUNDERTS
JAHRHUNDEETS
1‘
143
1
WW:e
‘‚4‘
1
.
%
6
d
1
•1
2
3
Hohenberg (Steiermark, Österreich).
144
1—
Aoo. 68
Nebenriemenbeschlag Nr 9:2— Nebenriemenbeschlag Nr.10:3 Nebenriemenzunge Nr. ii.
M Fotos i :1, Graphik 2:1. Fotos: Olivia Chrstos; Graphik: Franz Siegmetb.
ABO. 69
Hcbenberg (Steiermark, Österreich). 1— Nebenriemenzunge Nr.
Fotos: Olivia Cbrstos: Graphik: Franz Siegmeth.
—
FALKO DAIM
»BYzANTINIscHE« GÜRTEL0ARNIruREN
DES
8. JAHRHUNDERTS
FALKO DAIM
ii
(
»BYZANTINISCHE
GÜRTELDARNITUREN DES
8.
12; 2—
Nebenriemenzunge Nr.
JAHRHUNDERTS
13.
M Fotos
1:1,
Graphik
2:1,
145
r
-
i.
1
1
2
H:beqbern (S:eienark, Osterreich).
146
—
ABO. 70
2rcpellerbesc.iIag Nr.8; 2— \eLenrie‘ner2nge Nr. it M Fotcs 1:1. Grapnik 2
FD:os. Cliv a Cbs:os, Capbik: rrarz Segmeth.
FAI,o OA‘M
1
BYZANrINISCNE«
CüRrELcAjIrLnN
ABB.?]
-lobe9bfrg (Sternark. Osterre c).
:.arz Siegmeth.
FALKC DA1M
OES 8.JAHRWN0ERr5
.Js
1
i
—
Lochscnutzer Nr.
SYZANONISCHE« CURrELGARNIru€N DES
15: 2—
Lechselutzer Nt 5. M Fotos
8. JAHpHu4cERrs
1:1.
Graph
2 1.
Fctcs: Cliva Cb‘s:os. Grasiik
147
r
1
ABB. fla
Hohenberg (Steiermark, Österreich). Hauptriemenzunge Nr. 17. Mi:
Fotos: Olivia Chrstcs.
148
FALKO DAIM
»BYZANTINISCHE« GÜRTELCARNITUREN DES
8. JAHRHUNDERTs
72b
Hchenber (Steiermark, Österreich), Hauptriemenzunge Nr.
Graphik: Franz Siegmeth.
ABB.
FALK0 DAIM
«BYzANTIN5CHE« GÜRTELGARNITUREN
0558.
17.
M
2:1.
JAHRHUNDERTs
149
r
Ans. 74
Nebenriemenzunge mit abgelöstem
Perlrand,
Fotos: Falko Daim,
1
Scnarnierbeschlag. wie i. (Aub. GsI
143,827,07, D (Anhänger) 5.
Steiermärkisches Landesmuseum laanneum, lnv.Nr, 9276.
14
Nebenriemenzunge, wiefl. (Abb. 70 2)
34—35,817 (Zwingenende) bzw. 18 (unteres Ende). D 12.
Steiermärkisches Landesmuseum loanneum, lnv.-Nr, 9272.
6. Scharnierbeschlag, wie 2. (Abb. 66)
44,827, D 7,0 (Anhänger) s
Steiermärkisches Landesmuseum loanneum, Inv-Nr. 9277.
15.
Lochschützer, Messingguß, feuervergoldet. (Abb. 71:1)
Rand aus Ranken gestaltet. Zierfeld mit kleinen Kreislappen ver
ziert. Der Beschlag war mit drei Nieten befestigt.
26, 8 21, D 2.
.
7. Scharnierbeschlag. wie 2. (Abb. 67)
L43, 826, D 7, D (Anhänger)
Steiermärkisches Landesmuseum Icanneum, lnv..Nr. 9278.
7
Sleiermärkisches Landesmuseum loanneum, lnv.-Nr 9280.
.
8 Prose e‘seschlag aus Mess:nggß. feervergoldet. (Ab, 70‘‘
\ et mit silberrem ierwnf :lä:bendeckende Zier aus wrzg-en
Kre slanoen.
L79, 8 (Enden) 12—13.8 (Mitte) 11, D (Enden) 6,5.1 (Niet ‚nk,. Zier
‚6. Lochschützer, wie 15, (Abb. 71:2)
26, 821, 0 2.
Steiermärkisches Uncesmuseum :oanr,eun nv.Nr. 9281.
17.
kopfl i6.
S:e:e.märk sches Landesmuseum Icar.neum, lrv-N‘. 9279
massiven Kugelr. ‘suervergc!det. Vorce‘- ura RGc<plat:en sind
mit <!eiren sro5lierten, sauber nacngearoe‘teter K‘e slapsen
verziert. wubei sich an der Abzweigunger der Ranker jeweils
9. \esenriemenbescblag (Ab, 58
kleine Knoten acer Lappen befinaen. Der U-förmige, ebenfalls
gegossene Seitenteil ist mit Filigran verziert, bestehend auS 3
Formal und technisch wie Lochschützer )i), doch ist die Verzie
rung kohärenter Inder Mitte ein knotenartiger kleiner Lappen.
nach oben entspringt daraus ein kleines, mittiges Blättchen
sowie zwei symmetrische, sich wieder an Knoten teilende Kreis
lappenranken, nach unten vier Kreislappenranken. Der Beschlag
war ebenfalls mit drei Nieten befestigt.
L 15, 8 s6,, D 2.
itt
0
4
.0
tu
5
0
0
Kardeldrähten und 2 randlichen Perldrähten,
72,8 28 (am Zwingenende) bzw 30 (am unteren Ende), D i6.
Steiermärkisches Landesmuseum loanneum, lnv.-Nr, 9268.
i8. Gliederband aus Blech, vergoldet (Abb. 73)
UnbekannterVerwendung (zum Schwert oder Sporn?). Der recht
eckige Blechbechlag trägt die Reste von vier Nieten, wovon eine
Steiermärkisches Landesmuseum loanneum, lnv Nr. 9282.
5)
10. Nebenriemenbeschlag, wie 9. (Abb. 68
‘5
c
z
0
Neberriemenzurge. Messinggu% und F ;igran. (Ach. 68:3)
Aus ii leden (onne Niete(. ‘crmal rd technisch w e Die Per‘rän
de‘ samt \iet‘ortsätzer s id :ewei‘s in ei“em gegcssen. beim
seitlcnen F‘ gra‘i fenler die ‘ard cner Re‘ orante.
34. 8 ‚8, 0 12.
emärk.scbes Landesmuseum Izanneum, In V 9269.
.
.0
‘3
0
5)
12. Nebenriemen2unge. wie i. (Abb. 6g
i)
Der eine Perlrand hat sich gelöst, wodurch dertechnische Aufbau
deutlich sichtbar wird,
5)
.5 v,
35,8 i8,
012.
0 (Perlrand) 4,6.
Steiermärkisches Landesmuseum loanneum, lnv-Nr,
13. Nebenriemenzunge, wie
34,535, 8 ‚8, D
11.
9270.
FALK0 ‘DAIM
1 .‘ByzaNTlsnscHr., CLp—rcAsJ:ruRrN ors 8, jAH,-uNoERT5
FALKe DA,M
‚
Diese Bestattung stellt bis heute den wichtigsten
archäologischen Komplex der alperländischen Karan
tanen dar. Erik Szameit hat erst vor wenigen Jahren
das Scnwert neufl ‘orelet und konnte zeigen, daß es
sich um eine vorzügliche karolingische 5patha vom
Typ Mannheim hande)t, die in die Mitte des 8. Jahr
hunderts zu datieren ist.‘66
Die Cürtelgarnitur wurde gerne als Meisterwerk
awarischer Kunsthandwerker bezeichnet. Ich selbst
(Abb. 69:2)
12.
Steiermäikisches Landesmuseum oanneum, mv Nr 9271.
150
vollständig erhalten ist, Das Material, das mit dem Blech vernie
tet worden ist, muß etwa 2 mm stark gewesen sein,
Crh. 1102.8 (Bescliagl 22,8 (Bard( 23. D 3.6,0 (Blech) 1.
Steermärkisches Uncesmuseum :oanreun. nv.Nr, 9285.
2)
15,815,5,0 2. Gewicht 1,19 g.
Steermärkisches Landesmuseum Icanneurr. lrv..N‘. 9283.
11.
auotriemenzunge aus Mess nggu‘3 und rilg.an. (Ass. 72(
Beslehend aus 17, mit Siioerverlbceten Teilen (ohne Niete) una
«ByzAs:
i66 Szameit, Schwerter 386.
NIsc—E‘ cÜTELGARkItunrN ois8 JAH—LNDEQr5
151
76
Die Konstruktion der
Ne be n ne mc n zu n gen
Aoo.
r
von Hohenbeng
Graphik: Franz Siegmeth.
-‚
ABo, 75
Die Konstruktion der Hauptriemenzune von Hohenberg.
Graphik: Franz Siegmeth,
wertete sie als Beweis dafür, daß die Karantanen au
ßerhalb der awarischen Machtsphäre die Repräsenta
tionsmittel der immer noch gefüchteten Nachbarn
verwendeten, während sie gleichzeitig Zugang zu
fränkischen Waffen hatten. Zweifel tauchten erst auf,
als einige technologische Details entdeckt wurden,
152
die für awarische Gürtelbeschläge untypisch sind:
Nach den Analysen, die Manfred Schreiner, Akademie
der Bildenden Künste, mit Kollegen durchgeführt hat
(vgl. ihren Beitrag in diesem Band), sind die Garniturteile aus Messing gefertigt. Die awarischen sind dage
gen üblicherweise in Bronze gegossen, wobei in der
FALK0 DAIM
1
«BYzANTINIscHE‘ GÜRTELGARNITuREN OESE. JAHRHuNDERTS
FALK0 DAIM
41
«BYzANTINIscHE« GÜRTELGARNITuREN DES
8.
JAHRHUNDERTS
153
Hälfte des 8. Jahrhunderts allenfalls ein Teil des
Kupfers durch Blei substituiert wurde. Desweiteren
sind die Riemenzungen sehr aufwendig, aus zahlrei
chen Teilen gefertigt (Abb. 75—76). Die Einzelteile hat
man dann mit Silber (i) zusammengelötet. Wo hätte
man eine Werkstätte zu vermuten, die Derartiges her
gestellt hat, und wieso findet man gerade ein Spitzenprodukt »awarischer Kunstschmiede im benachbar
ten Ausland? Etwa zur gleichen Zeit fand Lorenzo Dal
Ri, Denkmalamt Bolzano/Bozen, bei einer Kirchengra
bung in St. Vigilius, Bozen, zwei Nebenriemenzungen,
die Genen aus Hchenberg sehr ännlich sind.‘6
2.
-
4t t
r4J
:4
L
Zwei Nebenriemenzungen aus Bronzeguß. Sozen, St. Vlgilius.
ALb. 77)
1.
2.
‘‘ehem emerzurge as Brorze ve‘gcldet (Ao, fla:1, flb;i).
Rulsenförmig. hohl gegossen. Paraltete Seiten, halbrunder Ab
scb uß: an oberen Ende Fortsätze cü die Nete. davon e•..er ac
gebraten urd durch arge ötetes Brorzestdck ergänzt. 3eidsetigg ein de<oriert: M;ttg zefeld mit k e nblät:‘ge‘ ankerze‘,
unlau‘erd Perlrand. Dc Seite mit igranintator versenen. D
Niete trugen silbe‘ne Z r<öpfe, von ororzerem ‘erldrab:‘ing
umgeben, davon zwei \netköpfe <amplett, eirer ‘ragmer: e‘t.
eire‘fe‘;ft.
265, 0 13.5. D (Mitte) ii,, D (unteres Ende) la. C 13,26 g.
Fundnummer 94
Nebenrienenzunge aus Bronze, vergoldet, wie 94. (Abb. 77a:2.
77bz)
Auch hier ein Nietfortsatz abgebrochen und ersetzt. Von den
Zierniettöpfen fehten auf der einen Seite beide Silberkappen.
26, 0 13,5, D (Mitte) i1,. D (unteres Ende) 12,4, c 13,46 g.
Fundnummer 95
Die chemische Analyse der beiden Riemenzungen
ergab,daß es sich im Gegensatz zum Gürtelzierat aus
Hobenberg um eine reine Bronze mit einem Zinnge
halt von durchschnittlich 4,3 (FNr. g) bzw. ‚6 %
(FNr. 94) handelt, allerdings mit einem ungewöhnlich
hDhen Spurananteil von 577 (FNr. 94) bzw. 4000
(FNr. 95) ppm Wismut. Dieses Analyseergebnis läßt er
stens Vermuten, daß die Güsse nicht aus derselben
Tranche stammen und zweitens, daßeine Zusammen
hang mit dem vergoldeten Pferdegeschirrbeschlag
vom Kanzianiberg (siehe oben) besteht. Obwohl die
beiden Riemenzungen auf den ersten Blick nicht so
fein gearbeitet erscheinen, wie die kompliziert zusam
mengesetzten aus Hohenberg, ist der GuZ nicht ganz
ohne Rafinesse,denn die Riemenzungen sind bis in die
Spitze honl gegossen, was vielleicht mit einem ge
brannten Tonkern oderaber miteinem Eisenkeil erzielt
werden konnte. Daß diese Methode zumindest fall—
—
*
ABB. fla
Nebenriemenzunger aus Bozen. St. V‘g us (Suotiro!. ta en(.
Fundnumre‘ 91,2— rundnumre. 95.
Mi :1. Fotos: N cc a Sautner. luR
-
—
weise angewarot wurde, bewe‘st ein Driginaltund
stück in Sammlerbesitz, leider ohne Provenienzan
gabe, bei dem der oxidierte Eisenkeil noch in derTülle
steckt). Offenbar ist die Tülle beim Versuch, den Eisen
keil herauszuziehen, gebrochen und man hat das Fehlstück einfach weggeworfen. Für die Anwendung die
sesTricks im Fall der Bozener Riemenzungen sprichtdie
Tatsache, daß der Hohlraum tatsächlich nach unten
hin schmäler wird (siehe Röntgenbild, Abb. 78). Einzel
heiten dieses Gußverfahrens werden allerdings nurex
perimentell und modellhaft zu klären sein.
Eine perfekte Parallelezu den beiden Riemenzungen
aus Bozen stammtaus Biskupija—Crkvina und befindet
sich heute im Museum kroatischer Altertümer in Split
(Lnv.-Nr. 28). Das Stück wurde durch den Drdensmann
Lujo Marun im Zuge unsystematischer Grabungen im
Bereich derBasilika von Crkvina zwischen 1g87 und 1912
geborgen, vermutlich in den Erdschichten im Nartbex
der Basilika.‘58 Inwieweit die Datierung der Riemen
amge in die Mitte des 8. Jahrhunderts in der Diskus
sior um die Datierung der Basilika selbst von Bedeu
tung ist, wirc die kroa:ischeArcnäologie beantworten.
2
Asn. 77b
Nebenriemenzungen aus Bozen, St. Vigilius (Südtirot, Italien).
Fundnummer 94,2— Fundnummer g. M 2:1,
Graphik: Franz Siegmetb.
—
sätze am oberen Ende (für die Niete), haibrunder unlerer Ab
schlul. Beidseitig zungenförmige zierrelder mil je zwei uberein
ander angeordneten symmetrischen Paaren von 5-Ranken, Beid
seit g umla j‘erc ein sta‘<er Pc‘ rand. Dc Schmalseite md wenig
o‘dertlicn eingrav e‘ter Flecb:sände‘n verziert. Der Hon aum
verengt sich gegen das urte‘e Ende leicht.
22,3 iz,8, D ca. 9. innere S‘eite an oberen Ende 12, G ‘0,35 g.
Museum kroatiscner A tertume‘ So .t, <roaten. nv -Nr. 28.
Nebenriemenzunge aus Blskuplja (Abs. Ba(
n e ncr Te aus Burtme:all ncnl gegossene Nesenrieren
zunge. ceorurgen. zwei Paar etwa c‘eieck ge‘ durchlochter Eort
Soweit ich sehe, wurden b‘slarg außer den beiden
Nebenriemenzungen aus Bozen und dem Gleichstück
aus Biskupija keine über die gesamte Länge hohl ge
gossene Riemenzungen diagnostiziert. Nun liegt aber
ein weiteres Stück vo, das als Streufund in der Ge
‚68 cn danke Frau Mag Maa Pc:‘ nec‘u‘ präz se Angaben zu den
Furdunstärden cc‘ gegenständlichen R emenzurge. vgl. auch
167 Vgl. der. Beitrag von Lorenzo Dal Ri n diesem Bart
154
Arm. 19.
FacKo
DslM
1
‘-Byz4»riNscE,, CutrctcARNIrurr4 OES8.
jA,RHuNUERTS
FALKe DArM
k
gend von Varna, Bulgarien, gefunden worden ist und
sich jetzt in der großen Sammlung einer Versiche
“ungsgesel(schaft in Varna befndet.‘°
Nebenriemenzunge aus der Umgebung von Varna (Abb. 83)
In einem Tel aus Buntreta bau gegossere Riemenzunge. Par
21 cc Seiten. na‘s‘urcer untere‘ Abscnli,3, Osen Mitte ein. Ne:
loch, dort cie Ruckwand ha oruna ausgesrocner unten Mitte
ebenalls k‘e les Lccn, ecendort die nterwand etwa Lnm groß
‘6g Dc Kenntnis von olesem wicbtgen °t,nd inc die ‘otos ve‘danke
ich ‘,au D‘. Aura Haralambieva und —e‘‘n Mag 30jan Tolev Iva
nov, se dc varra Mag. lvanoverteöte mir auch ole Erla‘ubr 5, Gas
Stück hie‘ zu oub!zie‘en, wsur ibm nerzlich gecar<t sei.
1 ‘,BvzANnNiscHr., GÜRTELGARNiTueEN orsß. JAHeKuNcrers
155
1
An. 79
Nebenriemenzungen aus
Bozen, St VigWus
(Sudt oL Ita enL
1—
unanu“1r.er94
2— Fjrcnum“ner 95.M 2:1.
Rbntgeraufnahme
Friedel Bock, IU
Graph k: Fanz 5 egme:n.
1
Ans. 79
Wandmalerei aus 5. Maria Antiqua, Rom, Zachariaskapelle. Mitte 8. Jh.
umzeichnung der Kinderdarstellungen. Nach Rettner, Santa Maria Antiqua 276, Abb. 6.
2
curchlocht. Vcrce,serte ‘cii ‚na copselt svm-netr.scnen Ran
<ei- und Pairnettenwe‘< verziert. wcbei das Mctiv vIIkcmmer
fach e‘sche nt oie Zwiscner‘ume aber feir kerbscnntta‘tig ab
eetie sind.
_33 313, 0 ca. 3.
Versichcrungsgese schaft Balga‘ a Varna
Das Stück wird, gemeinsam mit anderen Streufun
den aus der Umgebung von Varna. bei der lnte‘preta
tion des Schatzes von Vrap eine groSe Rolle spielen, da
nier vorzügliche Parallelen zu den Güftelbestandteilen
vorliegen. Das Ornamert cer gegenständlichen Rie
menzunge istveRvandt mtdem dergoldenen Riemen
schlaufe von Vrap, die ebenfalls doppelt symmetrisch
verziert ist, wobei zwei mal drei Blätter in herzförmige
Rahmen eingeschrieben sind.7° Während jedoch diese
2
herzförmigen Felder bei der Riemenzunge aus Varna
mit den Spitzen zueinander stenen, berühren sich bei
der Riemenschlaufe aus Vrap die Herzen mit der Basis.
Eine wHlkommene Überraschung wird Arro Rett
ner, Frankfurt am Man, verdankt der bei einer Fuh
rung in derfrühmittelalterlichen Kircne Santa Maria
Antiqua, Rom, die für die Öffentlichkeit gesperrt st,
auf ein Fresko cer Mitte des 8. Jahrhunderts aufmerk
sam wurde, wo ein Junge mit Kaftan und vielteiligem
Gürtel dargestellt ist. Die Rieenzunger weisen
dabei durchaus Merkmale der Hohenberger Be
schläge auf (Abb. 79—80)7‘
Zwei Vergleichsstücke aus Szeged und Zäbony (obe
res Theißgebiet) wurden von Csaba Szalontai einem
Ans. So
170 Siehe 5. 95 mit Abb. 9:4.
156
17,
Siehe dazu Beitrag von Arno Rettner in diesem Band.
FALKo DAIM
»BYzANTINIscHE« GÜRTELGARNITuREN DES 8.
JAHRHuNDERTS
Wandmalerei aus 5. Maria Antiqua, Rom, Zachariaskapelle. Mitte 8 )h.
umzeichnung des vielteliLgen Gürtels. Nach Rettner, Santa Maria Antiqua 277. Abb. 7.
F.io DAIM
‘BYzANTINIScHE« CÜRTELGARNITuREN
DES
8. JAHRHuNDERTs
157
84
Jmgeb‘ung sirm am
(sremska Mitrovica, Serbien).
Fotos: British Museum, London,
Ohne Magstab.
ABB.
1‘
‚
1
Hauptrlemenzunge, gegossen und vergoldet. Fundort angeblich Sir
mium (Sremska Mitrovica, Jugoslawien). (Abb. 84)
Massive vergoldete Riemenzunge aus einer Kupferlegierung. Das
in einem gegossene Stück ist zungenfärmig und beidseitig ver
ziert. Die verzierung imitiert eine Knmpositkonstruktion mit ver
scb‘edener F.i:gan. und Canulatonseiementen. Sie besteht
aus e nem L.DFm gen. m Qaerschn‘ct‘ecnte:k gen Rahmen
m t eirem Quersteg nahe dem Ende, welcher das lnre‘e der Rie
menzunge ‚n zwei Abscnnitte teilt E,ner ist dein und recbtecdg,
der andere lärge‘ und zungerförmig. Darinnen f,ndet 5 ci ein
2
flachet urcnbrocbener St‘ei‘en, n den ein Orrament, aeste
bend aus furt s.rb eins‘ehercen Rarken, eingescnnitten arc
An.
81
-gebohrt ist. Die Ranken zeigen mehrfache Abscbnurungen. zwi
schen denen sie sich verzweigen. Eine Ranke folgt dem Rand,
während sich die zweite kreisfärmig einrollt. Der sich eindre
hende Zweig ist ebenfalls zweifach abgebunden. Nach den Querstreifen zweigen wieder kleinere Ranken ab und enden in kleinen
voluten. Zusammen ergeben die kleinen voluten jeweils durch
z Umgebung von Szeged (ungarn); 3— Zähony. 1,2— ohne Magstab; 3— Mi
1,2 nach Hampel, AfterthümerTaf. 93/16, 12a; 3 nach Szalontai, Hohenberg Abb. 1/2.
—
iii
Nebenr.emerzange von 6iskup.a M
• __
ii,
Ao 82
Fotos Faiko Daim.
Typ Hohenberg Zähony zugeordneV‘1, und stehen
aflein was Form und Dekor betrifft—quasi zwischen
meinen Typen Aleppo und Hohenberg Bozen
(Abb. Si:i und 3). Während das Stück aus Szeged eine
geradezu beherrschende Feldaufteilung wie Aleppo
aufweist, wobei sich in den Feldern relativ simple
kleine Roseften befinden, zeigtdie Hap:riemenzunge
aus Zhony eine feine Rankenzier, die entfernt an das
—
—
1
brochene Scheiben. Vorder- wie Rückseite des massiven Rahmens
der Riemenzunge tragen Reihen von Halbkugeln, die eine aufge
setzte Dekoration imitieren. De Scnmalse,ter der Rier.enzunge
erscheinen a 5 Streifen, in der &ne Fiscbgrät-Zier eingeschnitter
ist. we cne drei reseneinander aufge ätete, ve7wirnte Drant
paare (Filigrard‘aht) nacbahmt Die Ränder sind engekerbt, um
eine autge.ätete Perlarahtzier vorzutäuschen Am ‘ecnteck gen
cse‘er Ende set ndet s ci c‘e Zwirge mit d‘eieckigen :crtsätzer
für die Niete, gegossen in Nachahmung einer Cranulationszier.
Maße. L 8 mm, 821,013 mm.
Privatbesitz
(Beschreibung: Dafydd Kidd)
A. 83
Nebenriemenzunge aus der Umgebung von Varna.
Mii. Fotos: Museum Varna.
Exemplaren orientierten. Erst wenn einwandfreie‘
technische Kriterien gefunden worden sind, die Zuweisungen an awarische oder byzantinische Werk
stätten gestatten, wird entschieden werden können,
ob es sich bei den Riemenzungen von Zähony und Sir
mium um original byzartirische Objekte hardeh.
410 Tv ±ITAVSKÄ Tö
—
STOLBCCAIPFLANZENZIER
(PFER DEC ESCH IRR BESCH LAG)
Der bereits genannte Fund von Stolbica am oberen Don
enthielt unter anderem auch einen gegossenen Pfer
degeschirrbeschlag, annähernd trapezförmig, mit
einem langfechteckigen Riemendurchzug (Abb. S))74
Die symmetrische Rankenzier mit Weintrauben (?)
schließt gegen den Riemendurchzug mit einer Perl
reihe ab. Eine gute Parallele dazi findet sich im Fundmaterial von 1itavskä TÖÖ, Slowakei (Abb. g6)75, ein
Gleichstück—vielieicht sogaraus derseben Gußform
kennen wir aus Keszthely (Abb. 7),h76 Die Ähnlichkeit
mit dem Beschlag von Stolbica und die reiche Rankenzier genügt natürlich noch nicht als Beweis für eine by
zantinische Herkunft, daher werden technische Unter
suchungen notwendig sein, um die Frage abzuklären.
—
—
—
73
172
158
s_‘alontai. Hohenterg 145—162. bes. Abb.
‘‘2.
Die beiden Hauptriemenzungen sind also in der Art
vieler spätawarischer in einem Stück gegossen. Die
Zwinge wurde vermutlich mitgegossen und nachge
feilt. Die Herstellung erfo(gte somit—trotz der quali
tätvollen Nachbehandlung zeitsparend. Es könnte
sich dabei um preiswerte Handelsgüter aus byzantini
schen Werkstätten handeln, aber auch um awarische
Produktionen, die sich an genuinen byzantinischen
Hohenberger Dekor erinnert. Ein Gleichstück zum Ex
emplar aus Zähonywurde angeblich in der Umgebung
von Sirmium (Sremska Mitrovica. Serbien) gefunden
und gelangte in eine )rvatsammwng)?S
ci danke Herrn Dr Dafyss
Kidd für 0 e entsprechende .n‘orma
ton für die Fotos ure de ausfuh‘ ne Beschreibung des Stücks.
FAlKo DAIM
1
‘,ByzANlIr,IIscHE« GURTELGARNiTUREN DES
8. JAHRHuNDeRTs
FALKO DAIM
1
1
174 Kropotkin. Kfady Abb. iS:i,
i. Reihe Mitte; Bälint,
Steppen 59.
Abb. 27.1.
175 Vojtecb BudinskKrieka, Pohrebisko z neskorej doby avorokej vzi
tavskej Täni na S(ovensku (Ein Cräberfeld aus der späten Awaren
zeit kiravstä Tän jr ocr SiowokeO. SlsvA,ch iV-i. 1956, ioz Tar
IX:. Der enlscbeiderde Besch ag ist auch abgebildet bei zderk
Klar ca. not t ky s/agonskäno osid(eninotich zem(P‘aha ig56
io. Abb. 3s. e‘ste Reihe rechts.
176 ch danke errn Dr Gäbor Kiss fur der Hinweis aufdiesen Ge
sch ag: HampeI,Are‘thümer III, Ta!. 157,10.
«BYzANTINIscHE« GüRT€LOARNiTuREN 058. JAHRHuNDERTS
159
4.11 Tv M(RULiICE /SPITZ ZULAUFENDE RIEMENZUNGE
Ass. 88
MIT KNOPFENDE
Riemenzunge aus Mikuleice.
Mii, Fotos: Nicola Sautner, IUF.
Dieser Typ, der bislang besonders aus der ka‘clingi
schen Archäologie in vielen verschiedenen Variatio
nen bekannt ist, geht sicher ebenfalls auf mediterrane
Vorformen
Wir sind versucht, sie als späte
Reflex:on der larzetiförmigen bzw. amphorenförmi
gen spätantiken Riemenzungen zu sehen.‘8 Eines der
beiden Exemplare aus Mikulce soll genauer vorge
stellt werden: Bei Profantovä,Awarische Funde, sind
beide abgebildet: Taf. 22:1 und 24:8.
Ans. 25
Sto s)ca (oberes Dor Cebiet.
Nach 8ä nt, Steppe Abb. 27
v
Riemenzunge aus Bronze, MikulEice (Abb. 58)
-e cnt cacn‘örniger Querschnitt, nach unten spitz zulabfend.
fit Eni<nsp‘ Am oberen Ende gent die sonst ‘echt mass,v wir
kende Riemenzungejäb in einen dünnen, doppelt gelochten
Blechteil über, der rechts leicht beschädigt ist Die vorderseite der
Riemenzunge ist etwa symmetrisch mit eingetieften (wohl mitgegossenen) Linienwinkeln verziert, eine Linie begleitet das
obere Ende. Die Rückseite ist unverziert und leicht narbig.
31, s.6. 0 (oberes Ende) 4,0 ‚8 g
Au8enstelle Mikultice des Archäologischen Instituts der Akade‘
mie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, Fundnum
mer 594—7245)59.
Ass. 86
Von einem zweiten Blechteil, der mit dem hinteren
eineZwingeergeben hätte,finden sich beim Mikuldcer
Exemplar keinerlei Spuren, weswegen in diesem Fall
nicht von einer Spaltriemenzunge gesprochen werden
sollte. Allerdings ist sehrwahrscheinlich, daß es ihn ge
geben hat und die letzten Reste davon wegkorrodiert
sind. Zur Befestigung des Riemens dürftedererhaltene
Blechteil etwas zu fragil sein und im übrigen müßtedas
Riemenende sichtbar vor (!) dem Blechstück vernietet
worden sein, was eine ästhetisch wenig befriedigende
Lösungergeben näte. DieMassederspitz zulaufenden
oder halbrund abschließenden Riemenzungen mit
<nopfende sind iedenfalls Spaltriemenzungen.
Mechthild Dörrlam.m-Schulze wurde auf diese Rie
menzungenform aufmerksam, als sie die frühmiffel
alter‘ichen Fundkor‘tplexe in Kroatien studierte. Die
Verbreitung der Spaltriemenzunge mit Knopfende in
Italien, Dalmatien, Nordkroatien (Schatz von Bres:o
vac), in Mähren und in mehreren Fällen sogar in Ost
oulgarien spricht tatsächlich gegen eine Herkunft aus
dem karolingischen Westen,
Durch die eigenartige Konstruktion der Zwinge
hebt sich dieser Riemenzungentyp von allen anderen
i77 Ich danke Frau Dr. Mechthild Schulze-Dörrlamm fur entspre
chende Hinweise.
178 Z. 8. Bullinger, Spätantike CürtelbeschlägeTeil 8, Tat. XIII 3,4 u. a.
i6o
2itavskä TÖ (Slowakei),
Nach Klanica, Poätky s/ovonskdho Abb.
1.
Ass. 89
Reihe rechts.
Konstruktion von Riemenzungen spätantiker Garnituren,
Nach Bullinger, Spätantike Cürtelbeschläge Teil 8, Abb. 4:1—3,6.
Was die Genese der Spaitriemenzunge betrifft, so
ist sie bereits ein wichtiges Element der spätrömi
schen Militärgürteln, sowohl in Blech- wie auch in
Gußvarianten (Abb. 8g),h79 Während aber im Westen
die Spaltriemenzunge bis in das 8. und Jahrhundert
bestimmend bleibt tritt sie uns im Karpatenbecken le
diglich bei den sog. zahnschnitwerzierten Riemenzun
gen der ersten Hälfte des 7, Jahrhunderts entgegen,
wo eine au,%erordentliche Variationsbreite a1lgemein
an technischen Lösungen zu bemerken ist. Die wohl
berühmteste Spaltriemenzunge ist das prächtige gol
gene Exemplar aus der ehemaligen SammlungJanko
vich (Ungarisches Nationalmuseum), die zu einem
Schwertgehänge westlchen Typs gehöft.180 Die Garni
.
Ans. 87
‘cesztbe y Nach I—amoelh/zerrt-,firner II
af 157/ID.
gegossenen Riemenzungen des 8. Jahrhunderts im
Balkan- und Karpatenraum ab, die hohl gegossen sind,
über eine Tülle verfügen oder aus zwei Halbschaien
hergestellt sind. Letztere blden einen Zwischenraum,
der das Gürtelende aufnehmen kann, Welche techni
sche Verfahren bei der Herstellung der Spaltriemen
Zunge gängig waren, wird in einer eigenen Studie un
tersucht werden. Zumindest in manchen Fällen wurde
offenbar ein Eisen- oderTonkeil in der Gußform fixiert,
ähnlich wie bei der Tülle. Bisweilen könnte auch ein
rechteckiges Blechstück an der Rückseite der Riemenzunge angelötet worden sein,
FALK0 DAIM
»BYzANTINIScHE,,
:8 uns Teil 8,
Abb. 4. Horst Wclfgang Bäbme ve‘we s: in s&nem cpus rico.
gnum et-erfalls aufEullirge‘ ha‘s: WoVgarg Bönre,Cerrnoni
sche Crabfunde dec 4. bis5 Jahrhunderts (Munchner Beiträge
zur vor- und Fruhgescbichte 19,1974) gaff.
i8o caram Kiss, Goldfunde 50, Nr 47. Die Interpretation des En
sembles als wadenbindegarnitur durch Peter straub ist abwe
gig: Bemerkungen zur Bestimmung des Jankovich-Goldes. com
mArchHung 1999, 94—105, bes. Abb 4:3,4, mit ausführlichen LI
turaus Budapest— Farkasvölgyzeigt jedoch gegossene
Tüllen (fl, wobei der Querschnitt des Riemeneinschubs
präzise dreieckig ist, also durch einen Keil gebildet
wurde (Abb. 90)181 Die zahnschnittverzierten Riemenzungen scheinen also die Wiege der Tülle zu sein, die
dann in der Spätawarenzeit 1 und II (grob erste Hälfte
8. Jahrhundert) bei Riemenzungen die allgemen ver
wendete Befestigungsart darstellt. Daneben dürfte
sich die Spaltriemenzunge aber nicht nur im Westen,
sondern auch am Balkan über dasS. Jahrhundert hin
aus gehalten haben und wir werden wohl nicht fehlgehen, wenn wir diese südoszeuropäschen Exemplare
als »mediterrane« Produkte ansprechen.
Es wäre im übrigen reizvoll, die Typochronologie
der zahnschnitwerzierten frühawarenzeitlichen Gar
nituren unter dem Gesichtspunkt der Herstellungs
179 Bullinge: Spdtontikecüne!eescniägeeil A.
—
GüRreLcARNri-uREN DES 8.JAHRHuNDERTS
FALKO DAIM
1.
1
‘,BYzAuTINI5cHE‘ GÜRTELCARNITuRrN DES
teraturangaten. Das ‚Quacrar.um«, ein sog. Raitenbesohlag,
beweist eindeutig, daß hier ein germanisches schwertgehänge
vorliegt: Daim, Leobersdorfl3z, Anm. 93, Tivadar vida arbeitet an
einem eigenen Beilrag zum Jankovich-Gold: commArchHung
2000. in vorbereitung.
‚8i Nagy, M ‚Budapest Taf. 83:A/13—15, Ich danke Frau Dr. Eva Garam
fur die Erlaubnis, die stücke fotografieren zu dürfen.
8, JAHRHuNDERTs
i6i
verfahren und der technischen Details nochmals zu
überprüfen. Derzeit neigtdie Forschung ja derAnsicht
zu, der Zahnschnit: hätte sich im Karoatenbecken ent
wickelt, wobei Anregungen aus Italien besondere Be
deutung gehabt hätten.182 Die stärkere Einbeziehung
materialographischer und technischer Kriterien in die
historische Interpretation könnte die Forschung einen
wichtigen Schritt weiter bringen.
412 Tv BRESTOVAC—WEIDEN AM SEE
ADD. 90
Budapest
Der Fund von Brestovac, Kroatien, kam 1821 im damali
gen Presztoväc, Komitat Pozsega, zutage. Die golde
nen Gegenstände wurden für die kaiserlichen Samm
lungen erworoen und werden heute im Kunsthistori
schen Museum, Ancikensammlung. aufbewahrt. Den
als praktisch wertlos erachteten Rest hat man bedau
erlcherweise seinerzeit nicht angekauft und zurück
geschickt.‘ Der erhal:ene Komplex besteht aus einer
Anzahl von Ohrringen, darunter auch einer mit ova
lem Ring, einem Fingerring und zwei Goldknöpfen
(Gombiki). Dazu kommen eine Riemenzunge mit drei
Nietlöchern und einem Fortsatz am runden unteren
Ende (vgl. Kap. 4.11). Was wir nun als Typ Brestovac an
sprechen wollen, ist die prächtige getriebene und mit
Perldrähten und Filigranauflagen versehene Goldschnalle sowie eine dazupassende Haupt- und zwei
Nebenriemenzungen. wobei letztere ursprünglich
sogar noch über einen Steinbesatz verfügten.
Die Gürtelgarnitur aus dem Schatz von Brestovaca
i.
Goldene schnalle (Ast 91 1)
Forn und Verzierung Goldene Scnralle Ovale Öse aus rundsta
sgem D‘ah-t, geschniedeter Dorn m t dachf&migerr Grat und
182
Margit Nagy. Frühawerenzeitliche Grab/ende aus Budapest. Be
merkungen zuraworenzetIichen Tiernrnamentik, In Popolidelle
steppe: Unn!, Avor4 Unger!. Settimane di studio dei Centro ta
liane di studi sull‘alto medioevos xxxv, spoleto 1988.373—411 mit
Taf. —xxi; dies., Ornamente Acer/ca 1. Az acer kerl ornamentika
geometrikus elemei (Ornamente Acer/ca 1. Die geometrischen Ele
mentederawarischen Ornamentik. StudieArch iv, i998, 377—459;
dies., Ornamente Avarica II. Afonatornamentike (Ornamenta
Acer/co II. Die Flechtbandornamentik). studieArch v, 999,
279—316. \‘o:h urgedruckt O‘scva Heinrich-Tames<a. Die Zehn
scnnirrcrnomenuk. Germanische E,rflossein der Frühawerenze,r?
Magisterarbei: an
0€‘ Ph opniscien FaKultät der Humbcld-Jni
verstät zu 3e‘hn 1999)
183 Katalog Vom Altertum es Mittelalter 90.
184 Herr .V.ao vikto‘ F‘eioe‘ger nat oe Cürtelgarr tu-teile jn:er
sicht jrd ich verdanke hrn weser.tliche Tee der tec-nr schen
Bescnre Sung Darke aucn Frau Mag. Birait Bühler ‘ür e nige zu
sätz. .cne Hinwe set
1 6z
— Farkasvögly. 0. M.
Foto- Falke Daim.
tleinem —ocker. lrsgesarnt acht Percrantstur(e paa‘weise bei
ce‘seits Je‘ Dorraufiage und be derse ts oer Osenbasis aufge 5tet. Bescnlag bre t zungeriö‘m.g aus Biecn, getrieben und pun
ziert, sowie mit afgeldteten °erldrähten ve‘z e‘t. Ein gerades
und en J.förmges °erldrabtstü:k umgeben ein zJngenörm
ges Mitte feld. gefjlft mi: gen‘ esener Halsreisen, Blättchen
und winz gen <re,slapsen. Die <re,slassen sind teint: prorihert
und tragen e ein kleines eingescnlagenes l.acb, die Blättchen
sind gekörnt. um dieses Mittelfeld verläuft eine Borte mit stäb
chenrankenornament, wobei sich ein Grundmuster acht mal
wiederholt, vier, andreaskreuzartig angeordnete, leicht ge
krümmte Ranken laufen in winzigen Röllchen aus, und sind mit
tig durch ein halbkreisförmiges Blatt «verknotet«. Der Seiten
streifen trägt ein Flechtbandmuster, kombiniert aus drei Paar ver
zwirnten Filigrandrähten und zwei randlichen Peridrähten.
Technischer Aufbau, Fehlstellen: Die Öse ist aus Draht zusam
mengebogen und die Enden verlötet. wobei die Lötstelle nach
dem zusammenbau unter dem Dorn verschwand. Der Draht
wLrde vernutlicn ausgescbm edet und dann sauser geglättet.
nacndem er keinerlei Focettierungen oder ‘egelmäS ge Kratze‘
zeigt. D.e Öse s: du‘ch 5e‘ s‘antrirg en ve‘z:e‘t. wobei d:e ein
zeiren ‘erle‘abtstücke. sämtlich etwas zu kurz, so aufgelötet
wurden, daS die Stö3e zum Inneren der Öse ze gen. An der Ösen
sass wu‘der zwe‘ zusar.mengebogene B!echstreifen zum
Scham e‘ angesetzt. Der Dorn wurde ausgeschmiede:. das band
fö-mige Ende e ngerslh und ne-:ö:et,
Der Beschlag besteht aus einer rrontplatte. deren zier mittels
verschiedener Punz,ereisen getrieben und eingeschlagen ist,
Die zwei Peridrähte, welche das Mittelfeld umgeben, sind aufgelötet. Die Frontplatte ist auf zwei stehende Seitenstreifen ge
lötet. Der scharnierseitige Abschnitt ist unverziert und trägt am
Ende zwei zusammengebogene Blechstreifen, die zum schar
nier gehören. Der u-fdrmige Teil, der die Beschlagseite bildet,
besteht aus einem Blechstreifen, auf den zwei Paar verzwirnte
Filigrandrähte und randlich zwei Peridrähte aufgelötet sind.
Die Frontplatte ist mehrfach beschädigt: Zwei kleine unregelmä
ßige Löcher sef nder s ch knaoo innerhalb des balbrunder
Erces, ein gro3es am recnter Scba‘nierrand. zwe: kleine an Im
ker Scna‘nierrand. Vor der Jnterse;te gesehen, s;tzt nre‘na,s
des einen k e nen Loches ein wenig uberschuss ges Gcd!ot of
fenbar sind b e‘ die 5:ecKösen angelötet gewesen. Die Schnalle
muß brutal vom R‘emen entfernt worden sein, saoaß die S:eckö
5er rr:tsamt cen Teilen 0er Frontplatte. an denen sie ange ö:et
waren, aus der Schnalle ger ssen worder, sind.
FALKe DAIM
-
1
«ByzANTINIscHE« GORTELGAtNITuREN DES
8. JAHRHuNDrRT5
1
-‘;
—.——
2
3
An. 91a
B‘estovac (Kroatier,). M
rctcs: N:cn a Sautre‘ :uF
An. 92a
8-estovac (roa: en). M 1:1.
rotos: Njcoia Sautner, iUF.
FALKe DAIM
“BYZANTINISCHE« GÜRTELGARNITuREN Des
8.
JAHRHuNDERTs
163
0°C
1
(4(11
1
E
00
Lfl
C
‚0
0‚0
‚0
0
3
Ass. 91b
Brestovac Kroatien). Mi :1.
Graphik: Franz Siegmeth.,
164
FALKO DAIM
«BYZANTINISCHE
CÜRTELGARNITUREN DES
8
(“1
0
JAHRHUNDERTS
FALKD DAIM
1
1
“BYZANTINISCHE« CÜRrELGARNITUREN DES
8. JAHRHUNDERtS
0
165
Die Schna e wurce aus 28 Teilen zusammengesetzt, dazu kornren roch ole nun fehlenden, wohl ursprünglich drei) Stec<ösen
fü‘ die Befestigung am Gurtel.
L52,3 bzw 545 (ir.kI. Dorn). 324,4 (Beschlag) bzw34,7 (Öse), D 5,2
(Beschlag), C z6,8 g
Kunstnisto‘scbes Museum, Antikersamrrlurg, lnv -\r. VII Bjo
a, Goldene Hauptriemenzunge (Abb. ga)
Dc Haupt‘ emenzurge sesteht aus Co 15 ecn, Perl- und Fillgran
draht und ist stark beschädigt. Ein Teil der einen Schauseite ist
herausgerissen und die beiden Teile der Zwinge (So, 82) waren
vom Körper der Riemenzunge (‚g) getrennt werden.
Form und Verzierung: Wie der Schnallenbeschlag ist auch die Rie
menzunge in ein zungenförmiges Mittelfeld und eine Bordüre
gegliedert. Das Mittelfeld zeigt kleine Blättchen, teilweise ge
kbrnt oder durch Punkt- und Keilpunzen (»Komma‘) verfeinert.
Drei Paar winzige Kreislappen ragen vom Rand in das Mittelfeld,
das durch zwei große Bögen in drei größere Abschnitte unterteilt
wird, Ein zusätzlicher winziger Bogen verbindet das unterste
Kreissiappenpaar Die Bordüre zeigt zehn Motive andreaskreuz
förmig angeordneter Stäbchenranken,jeweils mit einem Blätt
chen »verknotet», sowie am haibrunden Ende der Riemenzunge zwei Paar zusätzlicher Ranken.
Die Ruckplacte war effensicitlich garz ähnlicn verziert. -dccn hat
man zumircest das untere Ence des M trelfe Set le cht variiert.
um sen Raum zu fuller.
Vcnsesre‘er 5crmschörhei: ist die Zwirge mt nrem räft g
prof ‘ier:en Umriß. Ir der Mitte befircet sich e ne andreask‘euz
artig angeordnete und mit zentralem Blatt verknotete Stäbchen
rarKe, daresen zwei gekü‘nte Biä:tcner. D e \ etlöcner 5 nd von
jeweils zwei Ranken eirgefa‘3t. Die Zwirge lä.ft nacn eher in
drei gefiederte (fl BUttcben aus.
D:e Seitenteilesire analog zurSchralle mi:einem F ecntdekc‘rver
sehen, ebenfalls aus riligrandraht und zwei Peridrähten gebildet.
Technischer Aufbau, Fehistellen Der technische Aufbau der Rie
menzunge entspricht weitestgehend dem der Schnalle. Die Rie
menzunge besteht aus einer getriebenen und punzverzierten
Fiont- und Rückplatte, wobei jeweils ein zungenförmiges Mittel
feld von Perldrabt umgrenzt ist (jeweils ein Uförmiger und ein
kurzer gerader Perldrahtabschnitt). Front‘ und Rückplatte laufen
in der Zwinge aus, die zur Befestigung der Riemenzunge am Gür
tel gedient hat. Die beiden,jetzt abgerissenen Zwingenteile sind
innen durch ein glattes aufgelötetes Coldblech verstärkt, sodann
wurden die Löcher für die Niete von außen durchgemeißelt und
die Ränder geglättet. Die Zwinge ist vom eigentlichen Riemen
zungenkörper optisch durch einen Perldrabt getrennt.
Am zwingennaben Ende des erhaltenen Riemenzungenkörpers
oef »,dec sich eir kleines rur.des Loch. von irner racn außen
ourcngescnlagen. Am runen unteren Erde der crontp atte ist
eine k‘äftige, wonl reuze tliche. Feil- oder Scheifseur zu sener.
Ernahener <ö‘5er (79): L 32.8. 3 30.5. D 7. Zw nger:e Vordersete
(So). Zwirgenteil Rückseite (8z): :8,7, 327.0, D i,S. Rekors:‘uierte
L der Riemenzunge A9, 0 21,7 g
Kurs:nistcriscbes Museum. Artikersammlung, lnv.-Nr. VII 879,
VllB 8o,Vl 882
—
—
-
3. Goldene Nebenriemenzunge (Abs. 91:2)
Fo‘m urc Verz e‘urg- Zungenfö‘mige \ebenrienenzunge aus
Coldblech. Die Frontseite trägt in der Mitte eine längliche, eben
falls zungenförmige Steinfassung, der Stein fehlt. Um die Fas
i66
sung sowie randlich Perldrab:. cazw.schen eine Reihe ‘e »,er Qua
drate. Auf der Ructsei:e 5-Rarke. die in sfeil.artige Blätter aus
läuft. die iherse ts roch -durch,e zwei Kreis- und DreiecKspunzen
gegliedert s nd. Diese ten wesen eiren Mittelgrat aufscw.e
eine engeritzte Fiscbgrätzet deren Richtung nach jeweils 2 bis
erei Linien wechselt, sodaß oazw schen Rbomber und Andreaskreuze entstehen. Nar.e der Zw nge en mehrfach eirge‘ ssenes
an der Ruc<platte oFens cntlich dosseit gesch agenes Nietocb.
Techr sche» Au‘hau, Fehlstel.en- Zungenfcrm ge Frontplatte m
ebensolcberzentralerVertiefungfur dieSteinfassung, umlaufend
Reihe von getriebenen kleinen Quadraten mit unscharfem Rand,
Ruckplatte mit erhabener 5-Ranke (Zwischenräume mittels Punz
eisen zuruckgesetzt), Vorritzungen erkennbar, am unteren Ende
kleiner Lbtrest (Ausbesserung?). Zwischen Vorder- und Rückplatte
U-förmiger Seitenstreifen eingelötet. Dieser besteht aus einem
Blechstreifen, auf den wiederum ein dacbförmiger Blechstreifen
aufgelötet ist. Dieser ist mit eingeritzten Linien verziert, die fisch
grätartig angeordnet sind, durch Rbythmuswecbsel jedoch auch
Rbomben und Andreaskreuze ergeben. An der rechten Ecke Zwin
ge/Ruckenpiatte befindet sich eine Fehlstelle, die offenbar durch
zu hohe Temperatur beim Löten entstanden ist. Die Kante ist ein
gebrochen und das Lot über den Seitenstreifen geronnen.
Die Frontplatte trägt randlich einen Peridraht. ein kurzes Stuck an
derZwirge. sowie ein langes u-‘orm ges. m ttig ist eire Steinfas
surg aufgelctet, bestehend aus eirem Goldb:ecbst‘e fer und
darar arliegene ein weiterer °erld‘aht.
LiS,8, Bn.5, D.S ozw.7.7 in<l Steinfassung). 05.3 g
Kunstb storscnes Museum. Antikensamm urg nv -\‘. VII 8 7
Ann. 93a
Weiden am See (Burgenland. osterreich). Mi
Fotos: Nicola Sautner, IUF
4. Goldene Nebenriemenzunge (Aos 913)
Form und Verzierung: We Neoenriemenzunge 75.
Technischer Aufbau Peh s:e. en: Die Nesenrierenzunge 77 ist
stark bescnädigt. nsbesoroe‘e », die S:e n‘assurg ve‘druc« und
cerrandlicbepe orantargverschliffer.lm. Prirz.p istdasStuccvie
75 gefertigt, doch zeigen sich einige Unterschiede. Der Peridraht,
welcberdie Steinfassung umgibt, liegt mit dieser in derVertiefung
der Frontplatte. während bei 75 der Peridraht außerhalb der Ver
tiefung verlötet ist Die Ritzungen am Seitenstreifen sind gröber,
reichen nicht ganz bis zum Rand und haben fast eine Keilform.
Li8,8, B 12,0, D ‚8 bzw. 6,o (inkl. Steinfassung), 0 6,c g
Kunsthistoriscbes Museum, Antikensammlung, Ins-Nr. VII 677
Erst kürzlich wurde ein in Vielerlei Hinsicht ver
Wandter Scharnierbeschlag in Weiden am See gefun
den und gelangte in eine Wiener PriVatsammlung
(Abb. 93). Anläßlich der Burgenländischen Landesaus
stellung igg6 »Hunnen + Awaren‘» wurde das Stück
erstmals VorgesteBt.»5
Scharnlerbeschlag aus Silber. Fundort angeblich Weiden am See
lAos 93)
Form. Verzierung, Technik Scna-nierbescnlag aus Si oe‘c ed.
teilweise vergoldet. Der Hauptteil bestent aus einer durchbro
cher gearbeteter Zierplatte mit stäbcbenrankerdekon Die
Durcnbrüzhe sind ausgestemmt. Daran angeibtet eir umlaufen
des. ungebdrte tes Band, außen mt F.ecbtdeor Sciarriersertig
ebenfalls eir Blechstre.fer. da‘an angelötet cas Schanier. Vor
iBs Katalog Hunnen
FALKO DA1M
(
*
Awaren Kat..Nr
5235.5.326
«BYzANTINIscHE» CüRTEIGARNITuR5N OtS
mit Abb. S.
327.
8. JAHRHuNDERTs
Aeg. 93b
Weiden am See (Burgenland, Österreich). M
Graphik: Franz Siegmetb.
FALKe DA1M
2:1.
»ByzANTINIscHE, GuRTEIGARNITuREN DES
8. JAHRHuNDERTs
167
4N
4?
1
IN
f1 1
aÄ/k
ABB.
95
Die —rstel‘ ng ce‘ Pseudoscnralle vcn Tpe (Ungarn).
Nach Läszä. Steppen vö:kerAba o.
‘erler 3.1—3.7. Gew cii (Hauptteil sa‘nt Scham erdes Anbärge‘s)
Dzw (Arhängercbne Schamnieh 8.g.
Privatbes tz
14.2
ABB.
94
Der Scharnierbeschlag ist sehr aufwendig herge
stelitworden (siehe Abb. 94). Der Oberteil besteht aus
einer getriebenen uric ausgestemmten Silberplafle,
deren oberer Rand mit einem Peridraht umgeben und
mit aufgelöteten Kugeln verziert ist. Der umlaufende,
stehende Randstreifen allein besteht aus g Teilen: Auf
einen Silberblechstreifen wurden drei zusammenge
drehte Drahtpaare (Kordeldrähte) und randlich je ein
Perldrahtverlötet. Von unten waren drei Steckösen zur
Befestigung des Beschlags am Gürtel angelötet, doch
0 e Zusanmensetzung des Scharnierbescnlacs aus v‘e cen am See (Burge—.Iarc, Oslerre cn)
Graph <: Franz 5 egmetn
hinten sind an der Bärtelung des umlaufenden Streifens die
Reste dreier angeläteter Steckösen erkennbar. Der Anhänger be
steht ebenfalls aus einem umlaufenden Silberblecbstreifen, der
außen mit Flecbtdekor versehen ist, bestehend aus drei Paar ver
zwirnter Drähte (Filigrandrähte), die zusammen mit zwei randli
chen Perldrabten aufgelötet wurden. An der Schauseite ist ein
von vorne getriebenes Blechstück aufgelätet, das mit einer sarg‘
fältig nachgearbeiteten Stäbchenrankenzier versehen ist die
-
i68
FAtKo
Rückseite war mit einem glatten Blech abgedeckt, dasjedcch teil
weise ausgerissen bzw. eingedrückt ist. Beide Teile des Scharnier
beschlags tragen einen Perlrand aus verläteten Silberkugeln,
daran innen anschließend einen umlaufenden Peridraht. Mit
Ausnahme der Rückseite des Hauptteiles und der Innenseite des
Anhängers ist der Scharnierbeschlag vollstandig feuervergoldet.
Hauptteil L (ohne Scharnier) 31.8,927,1, D 8,2, Blechstärke hinter
Scharnier o,8, Anhänger L 17,7,923,6, D 8—8, Durchmesser der
DAIM
»BYZANTINIScHE« GÜRTELGARNiTuREN DES
8. JAHRHuNDERTS
FALK0
II
1
DAiM
«BYZANTiNISCHE« CCIRTELGARNITuREN DES
sind davon nur mehr die Reste gut erkennbar. Der An
hänger ist geich gebaut, nur ist die Schauplatte nicht
durchbrochen gearbeitet, und van unten hat man den
Anhänger mit einem glatten Silberblech verschlcssen.
Die Machart des spätawarenzeitlicnen Schamnierbe
schlags ist in velem der Herstellungstechnik der Be
schläge vom Typ Böcsa vergleichbar, die Gyula Läszlö
untersuchthat(Abb. 95),lSGDieser Beschlagtyp. in einer
komplizierten Weise aus gegossenen und getriebenen
Teilen, aus Drähten, Kügelchen und mit Glas- oder
i86 Läszlö, Steppenvä)ker 83. Abb.
8. JAHRHUNDERTS
4D.
169
y. a
L
Aoo. 96
Sinnicolau Mare (Nagyszentmiklös, Rumänien).
Nach Arneth, Monumente c III.
Steineinlagen zusammengesetzt, findet sich tech
nisch völlig einheitlich in mehreren frühawarischen
»Fürstengräbern«, darunter auch in Kunbäbony, aber
auch im Komplex von Mala Pereöepina, Ukraine.1S7
Die goldene Schnalle und die Riemenzunge von
Brestovac sowie der silbervergoldete Scharnierbe
schlag aus Weiden sind durch die Stäbchenranke und
die gleichartig gestalteten Seitenteile miteinander
verbunden. Allerdings übertreffen die beiden Goldob
—
—
187 zu diesem Fundtyp zuletzt: Elvira H. Töth Attila Horväth, Kun
—
bdbony. Oos Grob eines Aworenkhogons )Kecskemet 1992) 97ff.
zu Mala PereSepona zuletzt: Natalja A. Fonjakova ziata A,
Lvova Boris. Martak vera N. zalesskaja, Derschotz von Mob
PereepJno (Molojo Pere%epino). Katalog Hunnen + Aworen
209—224. Vermutlich wird sich bei einer erneuten uberprüfung
des Problems herausstellen, daß auch diese Carnituren aus by
zantinischen Werkstätten stammen oder zumindest mit Hilfe
byzantinischer Technologie hergestellt wurde.
—
—
170
—
jekte den Silberbeschlag noch an der Feinheit der De
tails, insbesondere bei der Gliederung der feinen Blätt
chen durch eingepunzte Keile und Punkte. Diese Zierelemente kennen wir in dieser qualitätvollen Ausfüh
rung lediglich von denjüngeren Teilen des Goldschat
zes von Sinnicolaul Mare (Nagyszentmiklös, Rumä
nien. Abb. g6g8).‘ Die Schale Abb. g8 mit Kreuz im
zentralen Medail)on ist eng mit dem prächtigen Gefäß
Nr.19 verwandt, das über dunkelb)aue Glaseinlagen
verfügt hat und das Franz Siegmeth computergra
phisch rekonstruiert hat (Abb. gg).
Die Stäbchenranke taucht in einer Art »organi
scher Urform« als verknotete Ranke auf den Neben
riemenbeschlägen von Hohenberg auf. Im awari
schen Kunsthandwerk entsteht daraus offenbar die
1
jfl
Aoo. 97
Sinnicolau Mare (Nagyszentmiklös, Rumänien).
Nach Arneth, Monumente c iv.
sogenannte Lilienzier, wobei die ursprüngliche Ver
knotung—zunächst noch gut erkennbar— allmählich
verschwindet.‘8 Eine aus Goldblecb getriebene Ne
benriemenzunge mit Stäbchenranken stammt aus
Mät&szalka an der oberen Theiß (Abb. ioo). Sie be
steht aus einem Front- und einem gleicher Rückteil,
sowie einem U-förmigen Seitenstreifen, der mit den
beiden zungenförmigen sauber verlötet ist. Unter-
189
i88 Katalog Hunnen
FAIK0 DAIM
+
Aworen 439—445, bes. Abb.
5.303
»BYzANTINIscHE« CüRTELCARNITuREN DES
8.
und 445.
zuletzt dazu: csaba Szalontai, 4 ks6 ovor korililiomos övveretek.
Somogyi Müzeumok Kbzlembnyei Xl,
JAHRHuNDERTs
FALK0 OAIM
1
halb der Zwinge ist noch ein umlaufender Perldraht
aufgelötet. Da sich die Riemenzunge von Mätöszalka
formal und von der Verzierung her von diversen ande
ren Riemenzungen aus awarischen Gräbern nicht un
terscheidet, wird sich mangels archäologischer Para)
lelen aus Byzanz kaum endgültig klären lassen, ob sie
aus dem Mediterraneum stammt, oder doch aus
einer awarischen Werkstätte.9° Aus dem nördlichen
190
1995,127—143.
“BYZANTINIScHE“ CÜRTELGARNITuREN DES 8.jAHRHurJDERT5
Eine vorzügliche, stark vergrößerte Abbildung bringen Caram
Kiss, Goldfunde 6c f mit Abb. 7°.
—
171
Ans. 99
Sinnicolau Mare )Nagyszentmiklös, Rumänien). Gefäß 19. Graphische Rekonstruktion: Franz Siegmeth.
ii
_2,_
—
2
12
t2 \.r
a
.3.
-“.
s-a.
Ann. 9S
Sinnicolau Mare (Nagyszentmiklbs, Rumänien).
Nach Arneib, Monumente G IV
Umfeld der Awaren kennen wir zwei wichtige Ver
gleichsfunde, eine Riemenzunge aus MikulCice, Südmähren (Abb. lol)191, und zwei Riemenzunger aus
Blatnica, Slowakei (Abb. 102)192.
191
Zuletzt: Profantovä, Aworische Funde 68i und Tat. 25/5: Katalog
Hunnen + Aworen Kot-Nr. 5.245.5.332 und Abb. 5.333. RFA bei
MaMalka. Röntgerfiucreszerzana VSC 751, Tab. 2 erste
Lene.
—
192
172
—amp&,
Aizerthurner Tat
321:9,10.
Ass. 100
Mätszalka (ungarn). M
Fotos: Falko Daim.
Einteilige gegossene Hauptriemenzunge aus Messing, vergoldet,
aus Mikuklce (Abb. ‚oi)
Wo die Vergoldung fehlt, ist der Messingkörper der Riemenzunge
narbig korrodiert und rötlich verfärbt. Parallele Seiten, runder un
terer Abschluß, Zwinge besteht aus einem etwa 5 mm eingelas‘
senen Schlitz, daneben vorne und hinten je zwei etwa dreieckige
gelochte Fortsätze, in den Löchern Kupferniete. Die Riemenzunge
zeigt einen wulstförmig ausgebildeten Rand, der ein schmales
zungenfbrmiges,durchbrochenes Zierfeld umgibt. Dieses Zierfeld
zeigt g e cilsam cen Ausscnr tt e nes erd osen Barces. beste
hend aus verkr.oteter Stäscbenran<en, waDe jedes einze ne Ele
rent aus Trieben zu kommen scheint. welche die Seiten des Zier-
FAlKo
1
«DYzANTINIscHE,, GL)R—LOARN‘—UREN
058.
jAHr—uNDtTs
2:1,
feldes begleiten. Die Stäbcbenranken sind verknotet und werden
ergänztdurcbjevierkleine Blättchen in den Ecken desornaments.
Die verschiedenen Blättchen sind noch durch eingeschlagene
Punkte und Dreiecke gegliedert. Der Wuistrand war ebenfalls ver
goldet. doch sind hier nur Reste des Dekors erhalten. Immerhin
lassen sich entlang des Zierfeldes eine Reihe liegender Blättchen
erkerner, die ebenfalls eirgepunzte Dreiecke jrd Pjrte trager..
L 63. 3 22. D (Ui e) 7.3, D (Mate‘ 6. C ‘4 g.
AV3ers,e e M.jlfice des Arcbäoog schen lnstauts der Aade
1
Fairo DA
iv
«3yzarc N.sc“r, c:‘,ELGARNITutEN )E5
mie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, Fundnum
mer 594380/67
Die Riemenzunge von Mikuldce durfte beprobt
und chemisch analysiert werden.‘93 Das Ergebnis un
IOa
8 JA—RHu‘orrs
Ich canke Herrn Dir. D- aroslav efral urc Herrr D‘ Lunir
Palälekfjr c e Cenebmigrg zur Beprcbung des Fundstückes
173
Ase. lola
MikuIice (Mähren, tschechische Republik). Mii.
Foto: Nicola sautner, luF.
terscheidet sich nicht unerheblich von den quantitati
ven Röntgenfluoreszenzanalysen, die Jaroslav Frna
und Antonin Matalka durchgeführt haben: Die Rie
menzunge besteht aus einer Messinglegierung mit
ca. 12% Zink, 4% Zinn und einem geringen, aber doch
vorhandenen Anteil von 1 % Blei.
Was die Riemenzunge aus Mikuldce und die Exem
plare aus Blatnica gemeinsam haben, ist die sehr
strenge Auffassung der verknoteten Stäbchenranke,
die nun fast zu einem geometrischen Motiv wird. An
dererseits finden wir an der vergoldeten Bronzene
menzunge von Miku]ice ein Verzierungselement, das
wir—wie oben besprochen —von Brestovac und Sinni
colau Mare (Nagyszentmiklös) kennen, die Dreiecksund Kreispunktzier. Das Verzierungselement der »lie
genden« Bläfichenzier, das bei der Riemenzunge von
Mikuleice trotz des schlechten Erhaltungszustands
noch erkennbar ist, kennen wir in einer hochqualitati
yen Ausführung von den Köpfen der Stierschalen Nr 13
und 14, sowie vom Rand des zentraLen Medaillons der
Schale Nr 2o.‘
Eine präzise Parallele zu der größeren der Blatni
caer Riemenzunge kam in Boleslawiec, Polen, ans Ta-
8
OD
An. 102
Slatnica (5owakei).
Nach Hampel, AIte,thümerTaf. 321/10,9.
-c
-o
D
0-
0
0
-0
u
-0
u
0
.0
0
Dj
-0
194
174
ADa. 103
BoesIawec (Po‘en).
und für die unterstützung bei derAbwicklung der untersuchun
gen.
Hampel, Afterthümer III, Tat 3o7, 308 und 314.
FALKO DAIM
o
0
0
-
Nach Profantov, Aworische Funde Tal. 49/3,
1
«BYzANtINIscHE« CÜRTELcARNITUREN OES
8. JAHRHUNDERTS
FALKO DAIM
1
«BYzANtINIscHE« CÜRTELGARNITUREN DES 8,JAHRHUN0ERTS
175
Ao 104a
Riemenzunge,
Fundort unbekannt. Mi :1.
Fotos: Nicola Sautner, IUF,
gesucht (Abb. 1o3).‘95 Der Stil der Verzierung und die
dreifache Vernetung der größeren Riemerzungen
könnte eine ardere Werkstätte oder einen chronologi
schen Unterschied zu den »weicheren«, noch relativ
organisch« dargestellten Stäbchenranken von Bre
stovac und Weiden am See bedeuten, doch wäre auch
eine mediterrane Herkunft zu diskutieren. Die dreifa
che Vernietung kommt auf awarischen Riemenzun
gen nur ausnahmsweise vor.19&Wirfinden sie auch an
der glatten Riemenzunge mit Fortsätzen von Bresto
vac, die ihrerseits Parallelen in kroatischen Funden der
Zeit um Soo hat und auch in Mikuleice vorkommt)97
Die Verwendung von dre: Nieten zur Befestgung der
Hauptriemenzunge ze‘g: auch die bekannte Garnitur
aus enem Grab von Pliska, Bulgarien)8
Den Fortsatz am unteren Ende trägt auch eine Rie
menzunge von einem unbekannten Fundort, die im
Museum Perugia verwahrt wird, und die neben einer
arkadenartig abgeschlossenene Zwinge auch eine
recht lebendige Rankenzier trägt.°° Ertritt aber auch
Die Datierung dieser Spaitriemenzunge in das aus
laufende 8. Jahrhundert bzw. die Zeit um 8oo ergibt
sich aus dem Vergleich mit den entsprechenden Fun
den aus Kroatien, die Zdenko Vinski vorgestellt hat.202
Besonders die prächtigen, schlanken Riemenzungen
aus Biskupija Crkvina sind unserem Exemplar vom
Sti‘ und der Machart sehr ähnlich, obwohl die verkno
tete Stäbchenranke hier nicht vorkommt. Das Grab 4
soll im übrigen einen Solidus des Konstantin V. Kopro
nymos und Leo IV (Syrakus. 760—775) entnalten ha
ben,°3 Sicher wird das Verhältnis der byzantinischen
Zu den karolingischen Riemenzungen noch intensive
Studien notwendig machen und auch die Rolle, wel
che Italien, der Donau- und Karpatenraum bei allfäIli
gen Vermittlungen gespielt hat. Der Typ Brestovac
Weiden am See kannjedoch für das karolingische
Kunsthandwerk sicher nicht in Ar.spruch genommen
werden.
Mit den Verbindungen des karolingischen Kunsthandwerks zum oyzantinischen hat sich wiederholt
Egon Wamers auseinandergesetzt.° Grundsätzlich
stehen wir vor folgender komplexer Situation: Die I<a
rolinger greifen auf antikes Formen- und Motivgut zu
rück, als Tatsache Mittelschulstoff. Mit der Bildung der
»Hofschule« Karls des Großen wird jedoch begonnen,
die Antikenrezeption systematisch zu betreiben, wo
bei der Anspruch Karls als ‘neuer Konstantin« die
Haupttriebkraft darstellt.205 Die karolingische Kunst
Riemenzunge au, Uronzeguß, Silberelniagen und Telivergoldung.
202 Herrn Dr. Egon Wamers, Frankfurt am Main. bin ich fur seine ein
Fundort angeblich Suddeutschiand (Abb 104)
Annähernd parallele Seiten, haibrunder Abschluß mit kräftigem
halbkugeiförmigem Fortsatz. Spaltartige Zwinge, vorne massiv,
hinten dünner, mit drei Nietlöchern. Schauseite mit feinem sym
metrischem Dekor: Verknotete Ranken und Blättchen, wobei die
dominierende Ranke. quasi ein zentrales X und zwei vom unteren
Ende racn cben ‘auferce Rankena‘me 50W e zwei kleine Ran<en
m 1 runden Blättchen am tcr:satz. durchs sereil:agen betont
worden sind. Diese bervo‘gebobeen Be‘eiche sind auch vor der
95 Wac‘ecn Szyman-sk Uwdczi vi kwestll zabyrköcv awarskict zno
‚
lezionych na teren,e Polski (Remarks c000ernrng avarian relics
our,dui Po!ish terrt0r:es,
Po sk vl./2, 962, 301. Abb. ‘0;
Profartov.4,t‘arjsche Finde af. 493.
—
—
203
In ‘der Zvinge stecKt en Metatstuck. D eses ist offenba- sekun
där eingefuhrt und vernietet worden, wobei später versucht
wurde, die Niete wieder herauszubohren (Drililöcher an der Rück
seite).
48.818,7, D (Zwinge) 4,9, D (Mitte) 2,3, D (rortsatz) 4,2
Kunstbistorisches Museum, Antikensammlung, lnv.-Nr. vu 1044
1
—
Pyxides imaginatae. Zur lkonagrophie und Funk
tion karolingischer Silberfierher, Germania 691991/1, 97—152,
ders Rduchergeßft. ders tesefunde
205 ich danke rau Pro‘ Dr Martina Pippa ‘ur w cb: ge Hinweise,
Das urgste und sehr umfassende Werk zur krciirg schen
Kunst und Arcnäoiagie Hegt im Kataiog zur Ausstellung 799—
Kunst und Kuibr der Karoiingerzez Karl der Große und Papst Leo
III. in Fa derborr,, hrsg, ci‘‘ s:opb S:.egemann— Matthias Wer
boff(Mainz 1999), sowie im Begleitoand 799—Kunst und Kultur
204 Egon wamers,
‚
104b
Riemerzjnge, Furdort unbekarn:. M 2.1.
Graphik: Franz Siegmetn.
Ann.
—
zuglichen Hinweis.
FALKO DAIM
gehende Beratung zur Frage der Beziehungen der byzantini
schen Gürtelgarnituren zur karolingischen Kunst und seine auf
munternden worte sehr dankbar wichtige Hinweise verdanke
ich auch Frau Dr. Mecbthild schulzeDörrlamm, Mainz am Rhein,
Zu den karolingischen Funden in Kroatien siehe vinski, Karolingi
szhe Schwertfunde bes. Abb. 18:4, Bund 19:4,8.
vinski. Karolingische Schwertfunde 491, Anm 108. Zur Datierung
der Funde von 6 skupija c-<vira auch ‚oachim Werret ZurZe.t
stellung der a:zkraatiscken Graofunde van Bskup.ia crkv:,:a
(Marienkirche). Festschrift für walter Modrijan — scbiia von
steier 15/ i6, ‘978/79. 227—237:Mecnth‘ d Scnu ze-Dörrlamm. Be
rtazturgen in den Kirchen Groß.möörens und Böhmer,s wahrend
des 9. und ‚0. Jahrhunderts Jahrbuch des Römisch-Germani
schen Zentralmuseurns Mainz 40/2,1993.557—619, bes. 564.
Anm. 41 und Egon wamers. König im crenzland. Neue Analyse
des Baatkammergrabes van Haiödaby Acta Archaeologica )Ko‘
penhagen) 6, 1994, i—6, bes. 9ff.
—
vercordung ausgesoa‘t.
196 Z.B. auf der Hauptriemenzunge im Ungarischen Nationalmu
seum von einem unbekannten Fundort: Läszib, Steppenvölker
Taf. Xl nach 5. 112.
197 Ich danke Frau Dr. Mechtbild Schulze-Dörrlamm für den wichti
gen Hinweis auf diese Fundgruppe. Zu den kroatiscben Funden
siehe vinski, Karolingische Schwertfunde bes. Abb. 10,13, iB und
19. Zu denen aus Mikulfice siehe Profantovä, Awarisclze Funde
Taf. 22/1, VO, allem aber Klanica. Periadisierung Abb 1.
-gS 5. T. Mihajloz Ka,rennite sarkofoz az Gciiarr.atd bazüka v
Pliska 2reslav 1, 5oia 1979) 6 f Ta 30—12. Siehe dazu ajcn:
Oksana Minaeva. Die cup af‘ Sivinfrom Preslav Bulgarla. Labora.
tiv Arkec!cg 9-996.89—95, Ces. 93.
99 cn oar<e r‘aj Dr. Mechtbi!d Schulze-Döv amm fur der diesse
1j6
auf manchen awarischen Hauptriemenzungen der
Spätawarenzeit II auf (Mitte 8, Jh.), z.B. auf der gut ge
arbeiteten Hauptriemenzunge von Mistelbach, Grab
A (Abb. 3)200
Von den glatten Riemenzungen mit mehrfacher
Vernietung und Fortsätzen am unteren Ende liegt
über die karolngischen Schwerter auch eine sehr
starke Verbindung zum Westen vor. Das könnte natür
lich auch bedeuten, daß wir nt den glatten, mehr
fach vernieteten urd mit Fortsätzen am urte‘en Ende
versehenen Riemenzungen und den »streng« orna
mentierten Riemenzungen vom Typ Blatnica quasi ein
»missing link zwischen der byzantinischen und der
karolingischen Ornamentik zu fassen bekommen.20
Die Stäbcbenranke tritt in der karolingischen Kunst
bisweilen auf, dominanter ist allerdings das Akanthus
o‘nament, welches wir im Karpatenraum nicht antref
fen. Ob es sich hier um Merkmale karolingischer Kul
turprovinzen handeit, wobei der Akanthus für den
westkarningischer Bereich typisch wäre, die Stäb
chenranke und ihre Varianten für den karolingischen
Osten, oder einfach um chronologische Phasen, wer
den weitere Untersuchungen ergeben.
Eine karolingische Riemenzunge, welche die westli
che Ausprägung der Stäbchenranke illustriert, ge
langte in den Londoner Kunsthandel und befindetsich
nun im Kunsthistorischer Museum Wien, Antikensammlung. Leider ist der Fundort unbekannt. Sie soll
abschließend kurz vorgestellt werden:
1
»BYzANTINiScHE« GuRTELGARNiTuREN
058. JAHRHuNDERTs
zco Dam Crefagß. Abb. t6. D:stelberger. Mi« relbact Taf 23
20: Zu der g atter. »dacbfö‘miger« ier.enzungen si&e nun Egon.
wame ‘«,Ein bemerkenswerter Fund aus Vendsyssel in A, Wesse
(Hrsg) Stud.en zurArchöo!oqie des Oszseeraumes Van der Eisen,
zeit zum M;ffeaite cestsc«,ri‘. ‘ur M‘c-;ae: Mulior W.lle (Neu
münster) 521—528.
Foico DAiM
«BYzANTiNiscHE« GÜRTELGARNiTuREN DES
8.
JAHRHuNDERTs
‚
177
«ist gespeist aus einem ganzen Bündel von Traditio
nen, die aus dem breiten Erbe der regional vielfach
verwandelten Spätantike herrühren, von der abstrakt
ornamentierten Kunst der Inseln bis zu lebenden me
diterranen Bildkunst in Italien und Byzanz. Vom Kunstästhetischen her gesehen reicht sie von kaum zu klas
sifizierender, volkstümlicher Kunstübung bis zu fast
klassischer Vollendung. Trotzdem ist die karolingische
Kunst nicht sterile Nachahmung, sondern nachei
fernde Neuschöpfung. Natürlich spiegeln sich die ver
schiedenen Vorbilder in ihren Werken wider, sodaß
man eher einer Gruppe oder Folge von Stilerscheinun
gen zu begegnen glaubt, als einem einzigen Stil mit
ausgeprägter Sprache. Aber es ist offenkundig, daß in
nerhalb der karolingischen Kunst selber ein Stilwandel
registriert werden kann: von der ornamentalisierten
Formgebung der Frühzeit über den Reichtum der ‘Hofschule‘ Karis des Großen, weiter zur spannungsrei
chen Dynan‘.ik des Reimser Stils und zu der etwa
gleichzeitigen ‘Kiassik‘ der Schule von Tours, und
schließlich zm fast barocken Uberschwang der spä
ten Werke aus den, Kunstkreise Karls des Kahlen«
(Victor H. Eibern)‘° Clechzeitig orientiert man sich
im Hofzeremoniell am byzantinischen Vorbild. Die by
zantinische Pracht und die in Konstantinopel unge
brochen lebendige Iassische Tradition war ein erstre
benswertes Ideal (auch wenn man sich über manche
Aspekte des byzantinischen Zeremoniells regelrecht
lustig machte) und der Einfl ß der byzantinischen
Kunst auf die karolingische macht auch vom Stand
punkt der politischen Theorie durchaus Sinn. Für viele
Aspekte des Kunsthandwerks ist jedoch der entspre
chende Nachweis mangels datierter byzantinischer
Objekte des 8. und g. Jahrhunderts schwierig. Die By
zantiner ihrerseits zeigen ebenfal s Rückgriffe auf an
tikes Formengut. auch hier möchte man ar den gro
ßen Konstantin anknüpfen. Besonders eifrig zeigten
sich hier Leo III. (717—741) und sein Bonn, der nicht zu
fä:lig den Namer Constantn (V.) erhiet (741_775).m7
Wir könnten daher die Beziehungen zwischen Franken
und Byzanz, bzw. beider zur antiken Formensprache
a(s Dreieck darstellen. Manch antikes Motiv oder Or
nament könnte über Byzanz z den Karolngern ge
der Karolingerze,t. Beitrüge zum Katalog derAusstellung,
christoph stiegemann
—
Matthias wemhoff (Mainz
D‘
ABB. 105a
Goldbtechknopfaus Preslav (BuIarien).
Fotos Falko Dam
Ann. 105b
c:•ldb:e:bropf aus P‘es av (Buarier).
c‘29ik stanis av stanilov
1
Vas, ‚er Go or
1
178
1
4
Hrsg.
1999) vor.
licht imperium (Kunst der Welt 6/3. BadenBaden 1968)113.
Byzar‘tiurn
Ann 106
aus Mfnica so Suren ‘Bulgr en
oi ‚a cnrstcc
:‚‘‚
206 v,ctor H. Elbern. Die bildende Kunst des frü hrn itt eialt er/loben im
per/ums In Erich Kuhbach —victor H. Elbern, Oasfruhrnittelaiter..
207 Whittow
ABB. 108
FlügeL eines ELfenbeindyptichon.
Um 400. Foto: Muse de cluny, Paris.
143
FALKO DAIM
Ann. 107
Massiver coldring aus Mytnica bei umen (Bulgarienl.
Graphik: stanislav Stanilov
FALK0 DAIM
«BYzANTINIscHE« GÜRTELGARNITUREN 0e5 8.JAI-IRHuNDERtS
1
»BYzANTINIscHE« GÜRTELGARNITuREN DES
8. JAHRHuNDERTS
179
ABO. 109
Schwertriemengarnitur aus Kolin,
Mittelböhmen, mit Akanthusblattzier.
Fotos: Falko Daim.
langt sein, während man sich aber in Aachen gleich
zeitig direkt an antiken Vorbildern orientiert hat.
Wie gezeigt werden konnte, gelangten byzantini
sche Repräsentationsmittel, byzantinische Waren,
Motive, Formen und Technologien mit hoher Wahr
scheinlichkeit über Rom, Ravenna und Venedig in den
Donau- und Ostalpenraum. Dieselben Quellen flossen
natürlich auch für Karl den Großen, der über Italien ei
nen einfachen,wenn auch mittelbaren Zugang zur by
zantinischen Kultur hatte. Finden wir also Byzantini
sches im karolingischen Kunsthandwerk, kann dies
durchaus auch über Italien zu den Franken gelangt
sein. Im Fall der Stäbchenranke dürfte dieserWeg zum
Tragen gekommen sein: Der Nebenriemenbeschlag
von Hohenberg, der höchstwahrscheinlich aus dem
byzantinisch bestimmten Italien stammt, zeigt dieses
Ornament in seiner typologischen Frühform.
Die Stäbchenranke ist bestens belegt auf den jün
geren Gefäßen des Schatzes von Sinnicolau Mare
(Nagyszentmiklös) und wie gezeigt worden ist auf
Gürtelzierat derTypen Hohenberg— Bozen und Bresto
vac— Weiden, wobei man den Eindruck hat, daß im
Laufe der Zeit eine zunehmende Strenge und Geome
trisierung Platz greift. Ein aussagekräftiges Belegstück
für die verknotete Stäbchenranke mit Hintergrund
punzierung befindetsich im Schatz von Preslav, Bulga
rien.205 Es handelt sich um einen annähernd kalotten
förmigen Knopf mit quadratischer Basis aus Goldblech, dessen dreieckige Seiten mit Stäbchenranken
verziert sind (Abb. io). Ein weiteres Objekt mit Stäb
—
—
208 Totju Tote‘,‘, The Preslav Treosure (umen 1993) 67, Abb.
ov, Preclovskoto ra-krovJte 139, Abb. 1:9.
i8o
41;
5tani
chenranken stellt der massive goldene Fingerring von
Mytnica bei umen, Bulgarien, dar, der bereits von
Nicola Mavrodinov als Parallele zum Schatz von S?nni
colau Mare (Nagyszentmiklös) vorgestellt worden ist
(Abb. 106)209 Obwohl der Fingerring gegossen ist und
die Verzierung rechtflach erscheint, zeigt letztere eine
überraschende Ähnlichkeit mit den Stäbchenranken
von Brestovac. Das Motiv der verknoteten Palmette
selbst aber kennen wir vom spätrömischen Elfenbein
dyptichon der Symmachi und Nicomachi (Ende
4. Jahrhundert) aus Rom (Abb. 108)210 dem Dyptichon
des Probianus (um 400)211 und einer etwa gleichzeiti
gen Elfenbeintafel «Die Frauen am Grab«22. Hier die
nen die verknoteten, schlanken Palmetten zur Dekora
tion des Grabeinganges. Die Übereinstimmung mit
den Motiven des 8. Jahrhunderts ist derartfrappant,
daß an eine bewußte Anknüpfung an ein antikes Vor
bild gedacht werden muß. Dieser Rückgriff kann nicht
im barbarischen Milieu geschehen sein, sondern er
folgte in einem imperialen Zentrum und mit politi
scher Absicht.
Im karolingischen Kunsthandwerk herrscht der
Akanthus bei weitem vor, ebenfalls ein klassisches
Motiv, das allerdings auf byzantinischen Metallobjek
N. Mavrodinov, Le trsorprotobuIgare de Nagyszentmiklds (Arch
Hung XXIX, 1943) 86, Fig, 49; Stanilov, Pamjotniki avarskogo Ppa
231, Tab. V:35. Ich danke Herrn Prof. Dr. stanislav Stanilovfür viele
wichtige Hinweise und für die Bereitstellung seiner Zeichnun
gen.
210 Musee cluny Paris, und victoria and Albert Museum, London.
volbach, Elfenbeinorbeiten 51 (Nr. ss) und Taf. 29.
211 volbach, ElfenbeinarbeJten 54 (Nr. 62) und Taf, 34.
212 volbach, Elfenbeinarbeiten So (Nr. 111) und Taf, 6o,
209
FALKO DAIM
)
ABO. 110
Scbwertriemengarnitur aus Kolin, Mittelböhmen, mit Akanthusblattzier.
Fotos: Falko DaNn.
FALK0 DAIM
«Bvz.4NTINIScHE« CüRTEICARNITuREN 0ES 8.JAHRHuNDERT5
1
)
«UVzANTINLScHE«
CÜRTELGARNITuREN ors 8.
JAHRHuNDERTs
iSi
5
DER GÜRTEL IM ÖSTLICHEN MEDITERRANEUM, BEI AWAREN UND SLAWEN
51
BYZANTINISCHE GÜRTEL IM AWARENZEITLICHEN
KARPATENBECKEN UND SEINEN RANDBEREICHEN
In den vergangenen Jahren konnte wohl einwandfrei
geklärt werden, daß im 6. und beginnenden 7. Jahr
hundert sowohl im byzantinischen wie auch im sasa
nidischen Bereich beschlagene Gürtel verwendet wur
den. Schon Gyula Läszlö leitete die awarischen Gürtel
in toto von den spätantiken Panzerklappenkränzen
ab.214 Bahnbrechend war eine kleine Arbeit Joachim
Werners zu den »nomadischen Gürteln bei den Byzan
tinern«, Werner, Gürtel. Vor allem aber die umfangrei
che Studie Csanäd Bälints um das Grab von üe tepe,
im Rahmen derer Bälint Gemeinsamkeiten und Unter
schiede der Gürtel bei Sasaniden und Byzantinern her
ausarbeitete. Zwarwird die Typochronologie der by
zantinischen, besser: der ostmediterranen Gürtel im
7. Jahrhundert noch eingehend untersucht werden
müssen, und es ist auch noch mehr als fraglich, wel
che Personengruppen beschlagverzierte Gürtel getra
gen haben, doch ist es unbestritten, daß byzantini
sche Originale zumindest bis in die 70er-Jahre des
7. Jahrhunderts in das Karpatenbecken gelangten.
Wie esjetzt aussieht, ist jedoch der Kontakt zwi
schen dem mediterranen Raum und dem Karpatenbecken und seinen Randbereichen während der Awa
renzeit niemals abgerissen. Wie intensiv die Beziehun
gen waren, wird allerdings erst geklärt werden kön
nen, wenn ausreichend Kriterien gefunden worden
sind, die minderen Bronzegüsse aus byzantinischen
Werkstätten von solchen aus awarischer Produktion
zu trennen.
ABo. 111
schwertriemengarnitur aus Kolin, Mittelböhmen, mit Akanthusblattzier.
Fotos: Falko Daim.
ten des späten 8. und frühen 9. Jahrhundert nicht auf
tritt (z. 3. Abb. 1o9111).“3 Die Karolinger haben es
mit hoher Wahrscheinlichkeit—direkt von klassischen
Vorbildern entlehnt, möglicherweise in einer späteren
—
213
i8z
wamers, Räuchergefäft bes,48 if; ders., Lesefunde; ders., König im
Grenzland,
Phase, die man mit der Schule von Metz in Zusam
menhang bringen kann. Viele Fragen in Zusammen
hang mit der Rezeption antiker Vorbilder bei Franken
und Byzantinern sind offen und es wäre wünschens
wert, wenn einige der Entwicklungslinien mit Hilfe
der archäologischen Funde entwirrt werden könnten.
Unsere Thesen mögen hier für einen kleinen Bereich
als Anstoß zur Diskussion dienen.
FALKO DAiM
1
»ByzANriNrsc»E‘, GÜRTELGARNiTuREN 0E5 8.JAHRHuNDERTS
Die vorliegende Studie versucht, eine Anzahl von
byzantinischen Gürtelgarnituren, Riemenzungen und
Beschläge zu identifizieren und mit Hilfe verschieden
ster Kriterien und aufgrund von Fundvergesellschaf
tungen zu datieren. Die definierten Typen wurden in
den Unterkapiteln4.1 bis4.12 besprochen, ihre Verbrei
tung und chronologische Stellung diskutiert. Die
Übersicht Abb. 112 zeigt den daraus resultierenden
Vorschlag.25 Wie schon im Kapitel 2 betont, ist der
214
215
urac an Sicherfleit, mit der die einzelnen lypen kultu
rell und chronologisch eingeordnet werden, unter
schiedlich hoch. Hier könnten Neufunde und weitere
Kriterien zur Unterscheidung mehr Klarheit und ein
schärferes Bild bringen.
STUFE 1: Tv ST0LBIcA / GITTERMU5TER— CATAJ,TVPVRAP,
Tv M1cHELD0RF SKALI5T0E
—
Die Schnallen und Beschläge vom Typ Stolbica/Gitter
muster bilden keine ganz homogene Gruppe. Es kann
nicht ausgeschlossen werden, daß sich unter den hier
zusammengefaßten Funden auch geringfügig ältere
Objekte befinden. Da das GitterornamentVerzierungs
weisen der Mittelawarenzeit weiterführt, wird dieser
Typ an den Beginn der Spätawarenzeit zu stellen sein.
Ein Zusammenhang mit der byzantinischen Kunst ist
aufgrund derVerbreitungam oberen Don, auf der Krim
und im awarischen Randbereich höchst wahrschein
lich. Neben der Verbreitung des Ornaments kann auch
die Befestigungsweise, die Verwendung der «Stek
köse« als Kriterium gelten. Letztere tritt auf den Be
schlägen von ataj, Grab 74, auf, die eine Variante des
Gifterornaments zeigen: Regelmäßig angeordnete
vierblättrige »Blüten«,diewir in ebenderselben Artvon
Steinmetzarbeiten in Oberitalien kennen.
Der Typ Vrap zeigt ebenfalls eine gewisse Variati
onsbreite und chronologische Streuung. Die einzelnen
Objekte sind teilweise stark abgenützt und beschä
digt, teilweise bloß Halbfertigprodukte. Dennoch las
sen sie sich gut mit dem Fundgut der Spätawarenzeit 1
vergleichen. Die konservativeren Stücke, die Blechbe
schläge und -riemenzungen. die eine typologische
Fortführung mittelawarischer Formen zeigen, sind
dabei allerdings nicht zugleich die älteren Objekte des
Schatzes was gegen eine große chronologische
Bandbreite des Komplexes spricht.
Die Ornamentik, welche der Scharnierbeschlag
Nr.17 von Vrap zeigt, nämlich eine symmetrische An
ordnung der Kreislappen- und Halbpalmettenzier, fin
det sich auch auf der silbergegossenen Riemenzunge
von Velino. Da aber diese Riemenzunge aus zwei Tei
len gegossen worden ist, ein technisches Merkmal,
cyuia Läszlä, tudes archölogiques Sw l‘histoire de la socidtd des
avars lArcb. Hung. xxxiv, 19551 Tat Lxll-Lxiv; ders., Steppenvölker
soff.
im Folgenden werden die Ergebnisse der typochronologischen
untersuchung zusammengefaßt. Für weitere Einzelheiten und
FALKO DAiM
»BYzANTINIscHE,, GORrELcARNIruREN DES 8,JAHRHuNDERTS
—
Querverweise siehe die entsprecbnden Kapitel. Fürwichtige Rat
schläge danke ich Herrn Dr. Bla Miklös Ezöke,
183
das wir im Awarenreich frühestens in der Spätawaren
zeit II kennen, wird diese Riemenzunge in die Mitte
oder zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts datiert
(Stufe 2).
Der Typ Micheldorf— Skalistoe zeigt ein für die
Awaren sehr ungewöhnliches Motiv, den »Bänderstrauß« und verwandte Verzierungsformen. Hier
sorcht besonders cie Verbr&tung der Beiegstücke von
Oberösterreich bis zum Ura eine deutliche Sprache.
Die Datierung des Typs in die Scätawarenzeit 1 ge
schieht vor allem aufgrund der Komonaton des Ex
emolars von tataj mi: gtterverzierten Beschlägen. Al
erdings unterscheidet sich die Schnalle von ataj von
den Schnallen aus Micneldorf und Holiare durch de
sch‘an<ere Ausprägung der letzteren, die dann viel
leicht etwasjünger sein könnten —zumal im 8. Jahr
hundert eine Tendenz zu schlanken Blattornamenten
bemerkbar ist, eine Tendenz, die schließlich zu den
»Stabchenranken« führt.
—
—
NovoeER
KAS5K, Typ MlKuLlcE / BLÜTENzIER, Typ HOHENBERC
BozEN BI5KUPIJA, Typ ZITAv5KÄ Töiij ST0LBIcA /
—
—
—
PFLANzENzIER (PFERDEGE5cHIRREEScHLAC)
—
Die Beobachtungen zur Rezeption von Vogeldars:el
lungen curch die Awaren genöfte zu den überra
schenden Ergebnissen dieser Studie. Ausgangspunkt
wr das silberne Riemenzungenfragment aus Mikul
Cice, das formal, als Teil eirer in zwei Teilen gegosse
nen Hauptriemenzunge, nicht vor der Mi:te des
8. Jahrnunderts entstanden sein kann (und damit
ähnlich zu datieren ist, wie Veiino). Die goldene Rie
menzunge von Aleppo wurde in der vorliegenden Un
tersuchung quasi als Prototyp behandelt, weil sie fern
vom Karpatenbecken gefunden worden ist. Ihre Datie
rung ist jedoch nur aufgrund ihres technischen Auf
baus möglich: Die Verlötung von Vorder- und Rück
blech über einen Perldraht als Abstandhalter, die Ver
wendung eines glatten, zungenförmigen Blechs als
Blickschutz und die ringförmigen Nietfortsätze sind
wohl ausreichende Indizien fürdie Datierung. Die Mo
tive, die bei Aleppo auftreten, sind überaus langlebig,
doch fällt immerhin auf, daß die beiden gegenübersit
zenden Vögel mit stilisiertem Baum bei Mikulice das
Hauptmotiv ergeben. Für die Datierung von Aieppo
fast zwingend ist der Vergleich mit einer vergolde:en
awariscnen Hauptriemenzunge von unbekanntem
184
Komärno
ataj
Stolbica 1
Preslav
. j \$%t
1
l‘-..
—
STUFE 2: Tv ALEPPO, Tv MIKuLCIcE / V0GELM0TIv, Tv
SKRA0IN —SMRDELJE, Typ KANZIANIBERG
Fundort (Institut für Ur- und Frühgeschichte Wien),
bei der lediglich die Vögel durch Vierfüßer ersetzt wor
den sind. Eine prächtige vergoldete Hauptriemen
zunge mit Vögeln in Medaillons stammt aus Skradin
Smrdelje bei Knin, Kroatien. Bei den wenigen Paralle
len aus dem awarischen Siedlungsgebiet wurden die
Vögel durch Vierfuler ersetzt.
Als egenerl3‘p wurden die Beschläge aus »Novocer
kass<« und vom Kanzianberg zusammengefaßt, ob
wohl die byzan:inische Herkunft des Kärntner Exem
plars nicht als bewiesen gelten kann. Bei Kanzianiberg
sind die Vögel linear aufgelöst, was der Tradition des
byzantinischen Kunsthandwerks widerspricht. Anders
»Novcerkassk«, das zwei gefiügelte Wesen. dazW
scnen einen stilisieften Baum zeigen, und—soweitaus
der Publikation ersichtlich in einer absolut körperlichorganischen Weise, Daß dervergoldete Pferdegeschirr
beschlag vom Kanzianiberg unbeschadet ikonographi
scher Bedenken kaum aus dem awarischen Grenzland
stammt, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit aus
derselben Produktion, wie die beiden Riemenzungen
aus Bozen (siehe unten), zeigt die Materialzusammen
setzung: Das Stück besteht aus Bronze mit einem rela
tiv niedrigen Zinngehalt (2,35%) und einem unge
wöhnlich hohen Anteil von 6o ppm Wismut.
Mit diesen Beschlägen ist auch derTyp 2itavskä Töö
Stolbica/Pflanzenzier verwandt, wiewohl hier ledig
lich ein kompiziefter Pflanzendekor auftrit
DerTyp Mikulice / Blütenzier ist chroro‘ogsch
nicht eindeutig zu fixieren, da bei der silbernen Rie
menzunge aus Mi<uldce die Zwinge als Datierungs
merkmal fehlt. Die Rankenzier mit Blüten scheint al
lerdings chronologisch zu streuen und komm: noch
auf der eberkopiförmigen Riemenzungen von Edelstal
(Nemesvö‘gy:. vor, dietypologisch wohl an den Über
gang von Spätawarenzeit II zu III gestellt werden muß.
Hier sind aber noch eingehende Untersuchungen not
wendig, die im Rahmen der Auswertung des Gräber
feldes von Edelstal vorgenommen werden sollen.
Von einer Bearbeitung der Güftelgarnitur von Ho
henberg nahm streng genommen die vorliegende
Studie ihren Ausgang. Ihre Besonderheit liegt im tech
nischen Aufbau der Riemenzungen: Gußteile, Blech
und Filigrandrähte wurden mit Silber verlötet. Allein
die Hauptriemenzunge besteht aus 71 Teilen. Durch
zwei Parallelen aus Bozen, aufwendige Hohlgußarbei
ten aus vergoldeter Bronze, und die Darstellung einer
Wandmalerei in Rom kann derZusammenhang der
Hohenberger Garnitur mit der byzantnschen Reprä
sentationskultur als gesichert gelten. Die Datierung
FALKO DAR,
—
1
/
Micheldorf
Skalistoe
are
e
Uzen-va
•1‘
no
.5
1
‚=1
Stolbica II
2itavskä TÖ
Keszthely
«Varna‘
Schwarzmeer
byzantinische Gruppe
—
Mä :sza 1 ka
«BYzANrIN SCE,‘ cjTELcApNTJs.\ D5S 8.jHgHuNocrs
-
»verknotetet, schlanke Palmette {«Stäbchenranke«)
»Dreiblattornament»
Dreieck- und Kreispunktzier
4 Kompositbauweise
5 HohlguS
der Garnitur in die zweite Gruppe erfolgt durch die
Spatha im Grabkomplex und die Datierung des Wand
malerei in die Mitte des 8. Jahrhunderts. Wie das sil
berne Riemenzungerfragment von Mikulice zeigt
aber auch die Garnit jr aus Hohenberg deutliche Ver
bindungen zu späteren Funden: Die verknotete Ranke,
die auf den Nebenriemenbeschlägen von Hohenberg
zu sehen ist stellt das definierende Element der
Stufe 3 dar
STUFE
3:
Typ MIKuLCIcE /SPITZ ZULAuFENDE RIEMEN-
ZUNGE MIT KNOPFENDE,
Typ BpEsTovAc
—
WEIDEN
Die Güftelteile von Brestovac sind der Forschung weit
gehend entgangen, obwohl es sich um außergewöhn
lich feine Treib- und Filigranarbeiten handelt. Wie die
messingvergoldete rlauptriemenzurge von Hohen
oerg bestehen auch die Schnalle und Hauptriemen
zunge von Brestovac aus zahlreichen Einzelteilen.
Durch dieDekoration mitverknoteten Stäbchenranken
besteht eine Verbindung sowohl zum Schatz von Sin
nicolau Mare (Nagyszentmiklös) als auch zur Garnitur
von Hohenberg und zahlreichen Funden aus awari
scher Produktion. Die Blättchen der vegetabilischen
Ornamentik s:nd feinst profil:‘ert um gekörnt, die Ne
benriemenzungen trugen e‘nst sogar Steinein!agen.
Die Datierung ergibt sich fast zwingend aus dem Mo
tivvergleich, aber auch aus der Kombination des Gür
telzierats mit einem ovalen Ohrring. Die Spaltriemen
zunge mit Endknopt ebenfalls Teil des Komplexes von
Brestovac, hat ihre Parallelen in MikulEice und —in meh
reren Bespielen in den frühKaro!ingiscben Schwertgräbern Kroatens, mittlerweile auch in Bulgarien.
Ein prächtiges Vergleichsstück zu Brestovac iiegt
neuerdings aus Weiden am See vor Der silberne und
vergoldete Scharnierbeschlag, ebenfalls aus zahlrei
chen Einzelteilen komponiert, zeigt eine feine, durch
brochen gearbeitete Rankenzier und am Anhänger—
Stäbchenranken sowie ein Dreiblatt, wie es auch auf
dem silbernen Riemenzungerragment von Mikulice
vorkommt. Das Filigranwerk am Rard entspricht per
fekt sowohl dem vor Hohenoerg als auch dem golde
nen von Brestovac.
Dem gleichen Typ gehört auch die goldene Neben
riemenzunge von Mät&szalka an. Da die Stäbchen
ranke allein als Merkmal byzantinischerArbeiten nicht
in Frage kommt (da sie im Awarerreich häufig vor
kommt), könnte man für eine mögliche byzantiniscne
Provenienz nur den Materialwert ins Treffen führer:
—
—
FALK0
DAIM
Der Goldwert (6,99 g, also ziemlich genau i, Solidi) ist
tatsächlich beträchtlich, doch aufgrund des literarisch
dokumentierten Reichtums der Awarenherrscher des
8. Jahrhunderts trägt dieses Argument nicht.
Die strenge Stäbchenrankenzier der Bronzeriemen
Zunge aus Mikulce kann als Weiterentwicklung des
Dekors von Hohenberg, Brestovac und Weiden gese
hen werden. Inwieweit die Riemenzunge wirklich mit
dem byzantinischen Kunsthandwerk zu tun hat, kann
derzeit noch nicht entschieden werden. Gleiches gilt
für die Riemenzungen von Blatnica. bei denen eben
falls die Verbindung zu Hohenberg, Brestovac und
Weiden augenscheinlich ist, bei denen aber noch
nicht klar ist, wie diese Beziehungen interpretiert wer
den könnten.
‘BY2ANTINIScHE,. CüRrELGARNITuEN DES
8.
52 DER GÜRTEL IN BYZANZ
In vielen Kulturen bat der Gurtel eine hohe sympoli
sche Bedeutung, dient als Zeichen von Rang und
Reichtum. Entsprechende Belegstellen finden wir
unter anderem im Alten Testament, bei den sasanidi
schen Persern und später bei den Arabern.216 In der by
zantinischer Amtstracht und der byzantinischen. Re
präsentation spielte er offensichtlich eine größere
Rolle, als bislang angenommen wurde. Dach wer trug
eigentlich im byzantinischen Reich, im langooardi
schen Italien, im arabischen Reich des 8. Jahrhunderts
verzierte Gürtel? In Byzanz gehörte erwohl zu be
stimmten Amtstrachten, wie diverse Quellenstellen
des io. Jahrhunderts, vor allem jedoch das Fresko inS.
Maria Antioua schließen läßt (siehe unten). Mit hoher
Wahrscheinlichkeit spielte er eine besondere Rolle in
der mil:ärischen Rangordnung, denn nur so wäre er
klärbar, wieso sich Gürtelbestandteile des 8. Jahrhun
derts im Randbereich und in der Umgebung des by
zantinischen Reichesfinden, nicht jedoch im Kernland
im Gegensatz zu Schnallen, die auch beispielsweise
n der Umgebung von Konstantinopel/Istanbul häufig
auftreten, Die Sammlung von Ki&nbronzen, die vorn
Römisch-Germanischen Zentralmuseum angekauft
worden ist und nun von Mechthild Scnulze-Därriamm
bearbeitet wird, zeigt Spektrum und chronologische
Entwicklung dieser Trachtbestandteile.217 Riemenzun
—
216
27
JAHEI.IUND€RTS
na Ariar,sea, Symb::sm qeeiss in Anc[srt limes. ‘n Vc,bere
tjrg
Mecbtbid scbu,ze, Neuerwerbungenfiira:e Smmiunger.
jG2M 32.1985, 720—722. siebe a‘jch Da ‘1, GrejaS7f. Lire an-
-
185
des 8. Jahrhunderts enthält der Bestano bezeich
nenderweise nicht.
Was zunächstwenig erfolgreich schien, literarische
Hinweise auf die Verwendung von verzierten Gürteln
in der byzantinischen Hierarchie zu finden, führte
letztendlich doch zu einem gewissen Erfolg,213
Abgesehen vor der Kaiserin Dersönlich, nimmt die
patnikiazoste,die ‘gegürte:e Patrikierin‘,den höchsten
Rang ir der byzantinischen Hierarchie ein. Obwohi
man ihre Ste lung vielleicht als ‘Ooerzofe‘ übersetzen
könnte, wird ihre Bedeutung durch die Tatsache deut
lich, daß sie als einzige am Tisch des Kaisers,ja sogar
unmittelbar neben ihm, sitzen darf. Die erste Byzanti
nerin, für die diese Würdebezeichnung bezeugt ist,
war Theoktiste Anfang des Jahrhunderts. Sie war
zugleich Schwiegermutter des Kaisers Theophilos.219
Während in diesem Fall die Bezeichnung «gegür
tet« vielleicht im übertragenen Sinn gemeint ist,:rfft
dies in einigen anderen Fällen mit Scherhe:t nicht zu.
Wie dem Kieterologicn des Philotheos zu entnehmen
ist (eine Rangordnung der Beamten und fremden
Gäste an der kaiserlichen Tafel aus dem Jahr 8gg, die
in das Zeremonienbuch des Konstantinos VII. Porphy
rogennetos aufgenommen worden ist), wird dem ma
gistrosgloriosissimus, dem höchsten Beamten der by
zantinischen Verwaltung (gleichsam der »Magistrats
direktor«),vom ‘<alser neben einem weißen Chiton ein
reichverzierter, mit Edelsteinen besetzter Gurtel ver
liehen.::s Die Feierlichkeit wird ausführlich im Zere
monierbuch des Konstantin VII. Porphyrogennetos
beschrieben.22‘ Auch die offizielle Verleihung der Titel
des kuropalates und des nohilissimos geschieht— nach
gen
.
dere Privatsammlung mit Gü,telzierat aus Istanbul bearbeitete
Pamazan TaIekin im Rahmen seiner Diplomarbeit an der Uni‘
ersa.jt Bcnr F‘jb- und m ttelbyzar: niscne T‘arhtses:anste1e
in der Tü‘‘e (199ci
218 Hier möchte ich noch einmal Herrn Univ-Prof. Dr Johannes
Koser ür wicht ge Hirweise danken, vor allem aber auch Herrn
Urv Doz. Dr. Wem»- Seibt. 0er scnließ:cn die entsche cender
Stellen aufgespurt hat.
219 Oikonom,dös. Lstes de prsdance Byzantines 94—97, 293. Die po
trikiazottewird auch von Arnulfkollautz als Beleg fur die Bedeu
tung des Gürtels in Byzanz genannt: Die Ritzzeichnung von Nosa,
erläutert an weiteren archäologischen und historiogrophischen
.
Denkmälern und Quellen zu Kleidung und Haartracht von Noma
den völkern. In Problemi seobe norodo u Karpatskoj lotlini. Saop
Uenjo so noutnog skupa 73.—IG. derembra 1976 (Probleme der Völ
kerwsr.derungsze:t im Korrotenberker iVitteilungen des Sympo
S‘:jms 13—76 Dezember 7975J (\ov sad 1978) :q. Ich dar,ke Herrn
220
221
i86
Prof. Dr Max Martin fur den Hinweis aufdiese Literaturstelle.
0 oomids. Listes de präsbonce Byzantines 9f.
Con:ronrin V:i Porahyrogdr.fe. Le irre Des Cbrdmonies. hg. jrs
übersetzt von Albert Vogt (Paris 1967)1,134, und il, 4
Philotheos durch Ubergabe je eines Cniton, einer
Chlamys und eines Gürtels.222 Über das Aussehen, die
Machart der erwähnten Gürtel wissen wir nichts, of
fenbar wurde zumindest bisweilen Hirschleder zur
Herstellung von Gürteln verwendet.223
Die beschriebenen Zeremonien betreffen aus
schließlich zivile Würden und Titel, doch spielte der
Gurtel auch :n der m‘Iitärischen Hierarchie eine we
sentliche Rolle. Bei der Absetzung eines byzantini
schen Generals zerschnitt man seinen Waffengürtel,
ein Beweis für den hohen symbolischen Wert dieses
Trachtbestandteils.224 Abgesehen von den archäologi
schen Verbreitungskarten, die ebenfalls den Zusam
menhang zwischen Gürtel und Militär nahelegen, bie
tet vor allem die genannte Wandmalerei aus 5. Maria
Antiqua einen direkten Hinweis. Hier wurde neben
dem Stifter ein Junge mit Kaftan und oeschlagenem
Gürtel dargestellt.225
Der Stifter der Kapelle ist bekannt: Es handelt sich
um Theodotus, der als Konsul und Dux, später auch als
primiceriusder Kirche und Wohltäterderdiaconiavon 5.
Paolo, vor allem aber als Großgrundbesitzer einer der
mächtigsten Männer Roms war,226 Der Dux war ur
sprünglich General während laufender militärischer
—
<onidbs Listes de prbsbonre Syzantines 9% r.
Tax archis c. Kolias, Byzanc:r..sche Waffen (Byzantina vindobo
nensia XVI‘, ‘988) 2‘7 mit Anm. 19.
224 Cen wideng‘er. Der Feudo.smus Im offen :ron 4ldnr.erbuno
Gfoiaswesen Feuooi:sn,us ‘n der: ran:: riten Cesescr.oft ‘m
Kinbifck auf die ndogermon,schen Verhoitnirse (VVissenschaftli
che Abhandlungen der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des
Landes Nordrhein.westfalen 40, g6g) 28, widengren stellte die
222
0
223
—
—
Belegstellen für die Bedeutung des curtels in der iranischen
bzw. sasanidischen Repräsentationskultur zusammen
(5, 25—29). Er vermutet, daß sich Byzanz die iranische cürtelsym
bolik zum vorbild genommen hat. Seine Belege sind in weiteren
studien zu uberorufen und gegebenenralls zu ergänzen. Tat
sächlich assen st. Que-oez enunger zw schen den Sasar‘den
urc Eyzarz arcnäocgisch rachweisen (z. 8. Bälint. r‘ontoktei.
doch gibt es auch eine ungebrochene Tradtion um den Curte‘ im
Med.terraneum. 0 e beiden Warze n assen sich bis in cfe zwe te
Hälfte des 7 ;anrbur,certs ir ihren Ausw ‘kurgen vertclger.
bevor eine gewisse Honiogenisierung stattfindet Ich danke
rrau Dr. Irina Arlanceva, Moskau, für den Hinweis auf Widen
grens Arbeit. siehe künftig auch ihren Beitrag: Irina Ar1anceva,
Symbolism of Beits in Ancient Times, ArchA (in vorbereitung).
225 Die grundsätzliche Bedeutung des Wandbildes für die Arcbäo
gie des Frühmittelalters wurde erst von Arno Rettner, Frankfurtl
Main, erkannt, Ich danke Herrn Prof Dr. Max Martin für einen
entsprechenden Hinweis. vgl. Auch den Beitrag von Arno Rett
ner ins eser. Rand.
226 Srowr. Cenrfemen 172, Ich danke °rof. ‘‘om 5. Brown ür w:cntige
Hinweise und Erläuterungen. Zum Amt des Dux siehe 8 Bavant.
Le Duchö byzsnrn de Rome. Or.gine, dure er exrens‘on gcgro
ph:nue.Mbianges de Erde Frarra:se ce Rome. Moyen Age.
Temps Mocernes xci, 1979. 41—88
FALKO DAIM
1
«BYzANTINIScHE« GuRTEIOARN,TuRrN DEs 8.
JAHRHUNDERTs
Operationen. Bis zum 7. Jahrhundert lautete sein Titel
mogistermilitum und noch längere Zeit werden beide
Titel synonym gebraucht.739 wird in Rom ein «Patrizier
und Dux« genannt, der die Wahl Papst Zacharias‘ be
stätigt.227Zu dieserZeitmachtderBegriffducotuseinen
Bedeutungswandel durch, vom Amt zum Herrschafts
gebiez.225 Daß im Italien des 8. Jah rhund erts a ‘te m oe
riale Titel allgemein verwendet wurden,229 darf nicht
verwuncern. Das Reich galt den Zeitgenossen als Syn
onym für gehobene Kultur Indem man sich an römi
schen bzw. byzantinischen Sitten, und dazu gehörten
eben auch Titel, Amter und die damit verbundenen Re
präsentationsformen, orientierte, zeigte man nicht nur
feine Lebensart, sondern stützte man auch die eigene
Legitimation. Diesen Umstand finden wir nicht nur in
den Herrschaften, die sich aus der byzantinischen
Staatlichkeit ableiten, wie in Rom, der Pentapolis bnd
dem Exarchatvon Ravenna. In Venedig, das von Byzanz
praktiscn unabhängig war, verwendete man ebenfalls
byzantirische Titel und Repräsentationsformen,230
Auch die päpstliche Bürokratie gestaltete ihre Titeln,
Würden und Ämtern nach den byzantinischen Traditio
nen,231 Eingeschränkt dürfte dies auch für die Lango
barden, Alamannen, Bajuwaren, Franken und Awaren
gelten. In den sich neu herausbildenden slawischen
Herrschaften im Alpenraum und in Mähren läßt sich
ebenfalls beobachten, daß die byzantinischen Reprä
sentationsformen Vorbildwirkung besitzen. Freilich
mag sie zunächst lediglich die Oberfläche betreffen,
belegt aber dennoch das grundsätzliche Programm.
Der Neffe des Theodotus, Hadrian, wuchs im Haus
des Onkels in der heutigen Via del Corso auf232 Er be
suchte die päpstliche schola cantorum und hatte
damit gute Aussichten für eine Karriere im Schoße der
Kirche. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß auf dem
Wandgemälde der Theodotus-Kapelle ebendieser Ha
drian neben seinem Onkel dargestelltworden war Da
die römischen Würden und Ämter im 8. Jahrhundert
ber&ts erblich waren. können wir davon ausgehen.
daß der Junge in der Amtstracht seines Onkels darge
stellt ist. Mit der Konsuiswürde ist hingegen keine
Amtstracht verbunden, die somit ausscheidet. Mög
lich also, daß der Junge als dux vor uns steht, was be
227 Brown, Ceneiemen
228 Eberdort.
229 Brown, Byzontre ita.y 332
230 Sown, Byzonr;ne itO.y‘ 340.
231 9“own, Eyzontine tOt)! 333
232 Brown, Centlemen 172.
deuten würde, daß die Amtstracht eines dux in der
Mitte des 8. Jahrhunderts aus einem kaftanähnlichen
Gewand und einem Gürtel mit Nebenriemen und Be
schlägen bestanden hat. Auch der primicerius stellt ei
gentlich einen militärischen Rang dar, und meint ur
sprünglich den Adjutant eines Kommandanten, wie
ein ägyptischer Papyrus zeigt.253 Da erjedenfalls nied
riger wäre als der des dux, können wir ausschließen,
daß dieser Rang hier gemeint ist. Die Gürteigarnitur
aus Hoherberg mit ihrer Hauntriemenzunge, die par
allele Seiten und einen auffallenden Perlrand auf
weist, sowie die Nebenriemenzungen von Bozen
St. Vigilius und das Vergleichsstück aus Biskupija
(Kroatien), entsprechen dem dargestellten Typ. Neben
bei sei erwähnt, daß der besagte Knabe keineswegs in
die Fußstapfen seines Vaters getreten ist, Er machte
Karriere in der katnolischen Kirche und ging als Papst
Hadrian 1.in die Gescbichtsoücher ein. Hadrian hatte
offensichtlich ciplomatisches Geschick und auch
Weitblck. Es gelang ihm, die unterschiedLchen Par
teien und lnteressensgruppen in Rom zu einen.234 Er
hatte einen gewichtigen Anteil an der Neuorientie
rung der römischen Kirche in der zweiten Hälfte des
8. Jahrhunderts, die teilweise eine Folge der militäri
schen Ohnmacht Konstantinopels war, aber auch mit
der ikonoklastischen Bewegung zu tun hatte, die man
in Rom als Fehlentwicklung betrachtete,235 Die Tatsa
che, daß er Karl den Großen 778 erstmals als «Neuen
Konstartin ansD‘ach, mag zur Auslösung der »karo
lingischen Renaissance« beigetragen haben,256
—
5.3 DER GÜRTEL ALS DIPLOMATISCHES GESCHENK
Wie kamen die »byzantinischen« Gürtel in das Karpa
tenbecken? Die Verbr&tung von byzantinischen Ob
jekten im awarischen Bereich ließe sicn auf versc‘nie
dene Weise erKlären:
• als Handelswaren
als Raubgut
als Niederschlag diplomatischen Verkehrs.
Daß byzantinische Gürtel im Zuge von diplomati
schen Missionen in das Awaren-und Slawenland ge
kommen sind, wäre gutvorstellbarz37 Da sie zu byzan
.
FAIK0 DArM
1
“BYZANTINIScHE“ CÜRTELGARN,TuRrN DEs
Browr, Centiemer 59.
OeogJ, Lombard and Carolingion ltaly 301.
235 Oeogu..Lornbard ard Caro:ngion ha:)! 300
236 Brcwn. Byzonrine iro.y 329 m t 4. 28
233
234
237 Zurbyzantirlischen DiplomatiesieheChrysos,Byzontined:plornocy
8.
JAHRHuNDERTs
187
tinischen Amtstrachten23S gehörten, außerdem bei
den awarischen Männern im Repräsentationsbereich
eine offensichtliche Rolle spielten, waren sie als her
vorragende Geschenke gut geeignet239 Auf welche
Weise die im vorliegenden Artikel behandelten Garni
turen oder Einzelstücke an inren Fundort gelangten,
äßt sch natürlich im EinzelfaJ nicht beweisen, denn
bei den Zielorten byzantinischer diplomatischer Mis
sionen könnte es sich gleichzeitig um die bevorzugten
Absatzgebiete der Byzantiner gehandelt haben. Den
noch: Die wertvollen goldenen und silbernen, beson
ders aufwendig gefertigten Garnituren könnten Ge
schenke an lokale Amtsträger (archontes), mit denen
Byzanz und auch das langobardische Italien gute Be
ziehungen zu halten bestrebt war, und andere Wür
denträger gewesen sein2“ Dabei gab es &nen detai
lierten Kanon, wem bestimmte Materialien und Aus
führungsqualitäten zustanden. Besonders deutlich
zeigt dies Konstantinos Porphyrogennetos (913—959)
in seinen Traktaten über militärische Expeditionen des
Kaisers: Neben unverarbeiteten Seidenstoften werden
auch genau beschriebene fertige Gewänder als Ge
schenke für ‘Ausländer‘ mitgeführt, dazu aber auch
«various purple and fa‘se-purple beits va‘ued at 1 no
misma 4 mfli2rsio eac‘n; and others in false-purple at 1
nomisma, and others at 8 rniliarsia. Various pairs of
red-leather boots. Note, that all these should be car
ried in bags or panniers; and these items are brought
along for distinguished refugees and for sending to
dist‘nguisbed and powerfulforeigners,«24‘ Die stren
gen Regeln der hohen Diplomatie haber sich seit dem
8. jahrhundert wohl kaum wesent‘ich verändert.
Natürlich wurden nicnt nur Rangabzeichen und
Schmuck geschenkt, auch seidene Gewänder, Leder
und Gewürze gehörten zu den (geforderten) Gaben.
238 Dazu siehe 5. i86.
239 z esräsertaticnsmte:n und Jnstr.arcwerK‘:cher Erzeug
rissen als dip omatiscne Geschenke siehe Q ccrmac. But 15 lt
art? In. sheoard F‘ank‘‘n (Hrsg. Byzontine Dip!amacy 219—236
s,%:ie Mutbesjus. Siiken d,piamacy e,eidorc 237—248.
240 Zum oyzantiniscben BegriffArcliari vgl. Jadran Feriuga, Archon.
Ein Beitrag zur Untersuchung der sudslavischen Herrschertitel im
9. und io, Jahrhundert im Lichtederbyzantinischen Quellen. In: N.
Kamp —J. Wollasch (Hrsg.), Traditio als historische Kraft. Interdis
ziplinäre Forschungen zurceschichte desfrühen 61 ittelalters (Ber
lin New York 1982) 254—266, wiederabgedrurkt in Ferluga, By
zantinische Provinzialverwaltung 109—121. und Byzantiner und
hre Nachbarn :46, An z8o. Ich nan<e —el Pcof. Dr Joharnes
Kose‘ für den H:nes auf cese _i:eratu‘s:e e.
241 John F. Raldan, Canstantine Porphyrogentus. Three Treatises an
imer:ai 61i,rary Expediti,ns (cc‘rus Fontium — s:oriae Byzant
nae xxvii:, :990) not
—
—
i88
Das Fragment eines seidenen Gewandes, welches spe
ziell für einen lokalen Würdenträger gefertigt worden
war, dürfte in dem Seidenband mit griechischer In
schrift aus dem kaukasischen Gräberfeld Moevaja
Balka vorliegen, die von Johannes Koder geesen und
interpretiert werden konnte. Die Dedikation in unge
lerkem Griecnisch lautet: «Sei gegrüßt, ruhmreicher
Protospatharios, Herr Ivanes) Möge es Dir wohlerge
hen, mögeJugend [Dich] erstrahlen lassen...«.242 Die
brettchengewebte Sorte säumte vielleicht einst ein
prunkvolles seidenes Kleidungsstück, das wohl schon
deshalb aus einer byzantinischen Werkstätte kom
men muß, weil Seide kaum bei den benachbarten Völ
kerschaften verarbeitet worden ist.3
Konstantinos Porphyrogennetos führt eine Reihe
von Luxuwaren an, mit denen die Petschenegen in
der Umgebung von Cherson für diverse Dienste be
lohnt werden: Purpurkleider, Seidentücher, Seiden
stoffe, Gürtel (fl, Pfeffer, echtes »parthisches« Leder244
Ein «bulgarischer« Gürtel ist als Handelsware auch
auf einem ägyptischen Papyrus erwähnt, der ledoch
berets in das 7. Jahrnundert catiert wird,245
Im Zuge der dipiomatischen Missionen wurden
nicht nur die Spitzen der sozialen Hierarchie be
schenkt. Zahlreiche Gaben, «Verehrungen«, wurden
offenbar von allen, für die Delegation nützlichen Per
sonen und Personengruppen gefordert oder zumin
desterwartet. Die eindrucksvolle Schilderung des prak
tischen Ablaufs einerGesandtschaft zu den Petschene
gen.die wirebenfalls Konstantinos Porphyrogennetos
verdanken, istwohl aufdieAwaren, besonders aberauf
die Slawen, bei denen sich gerade im 8. jahrhundert
neue Herrschaften herausbildeten, umlegbar:
«Wenn ein kaiserlicher Beauftragter zu einem sol
chen Dienst nach Cherson hinüberfährt, muß er sofort
(jemanden) zu den Petschenegen schicken und von
232
Katacg Von Cn‘ra nach Byzanz Frühmtteiaiter!cns Seden aus
der Staatlichen Ermitage St Petersturg. Mür.cner 1996,68 r ‘cn
danke Herrn Univ-°ro‘ Dr Johannes Kode‘ Er zusätzliche Erkla
‘urgen. sehe auch- Anna A. lerL-sa mskaa. Die Grö der der
Maiievaja Balka. Fruhmttelalterlirhe Funde an der nardkaukasi
schen Seidenstrafle (München 1995) 251f
243 zur verwendung von seidengewändern als diplomatische Ge
schenke bei den Byzantinern siehe Anna Muthesius, Silken dipla
macy In Sherpard Franklin (Hrsg.), Byzantine Diplamacy
23 7—24 8.
244 Byzantiner und ihre Nachbarn 75 De administrando imperic.
Kap. 6
245 Dazu Johannes Detnar:, «Buigaren.‘ und Hunnen« inhgypten
Katalog Hunnen + Awarr.n 254—257 und Abb. 5259. Deser <ata
‘ogoetrag wjrce von Joban‘-.es Die:nart urc Ewa
<is nger er
gänzt in den vorliegercen Bann aufgenommen
FMK0 DAIM
—
)
»ByzANTINIscHE,, GÜKTELCARNITUREN DES
8. JAHRHuNDERTS
ihnen Geiseln und Wegbegleiterverlangen. Sind diese
eingetroffen, soll er die Geiseln in der Stadt Cherson
unter Bewachung zurücklassen und selbst mit den
Wegbegleitern in das Land der Petschenegen ziehen
und dort seine Aufträge erfülien, Diese Petschenegen,
unersättlich und ungemein begierig nach Dingen, die
bei ihnen selten sind, verlangen hemmungs‘os nach
großen Geschenken, die Geiseln wollen einigesfür sich
selbst, anderes für ihre Frauen; die Wegbegleiter hin
gegen wünschen dieses als Belohnung für ihre eige
nen Mühen,jenes fürdie Strapazen. denen ihre Pferde
ausgesetzt waren. Wenn dann der kaiserliche Beauf
tragte deren Lard betritt, verangen sie zunächst die
Geschenke des Kaisers. und dann, wenn sie damit ihre
Leute zufriedengestellt haben, verlangen sie Ge
schenke fur ihre Frauen und ihre E:ern. Aber auch die
jenigen, die ihn auf seiner Rückkehr bis Cherson schüt
zend begleitet haben, wollen von ihm für ihre Mühen
und die Strapazen ihrer Pferde belohnt werden,‘6
Die Gürtelbestandteile des 8. Jahrhunderts, die mit
höchster Wahrscheinlichkeit aus mediterraner Pro
duktion stammen, finden sich —wie die Verbreitungs
karte (Karte 3 nach 5.192) zegt im karantanischen
Gebiet (Hohenberg, Kanzianberg). in Gegenden, wo
sich offenbar slawische Herrschaften herausbilden
(Micheldorf— Kremsdorf, Oberösterreich; Mikuleice),
wenngleich auch nicht alle auf Dauer erfolgreich sind
(wie die Slawendekanie im Gründungsgebiet von
Kremsmünster, die dann im Bayerischen aufgeht). im
heutiger Kroatien und im awarischen Grenzgebiet.
Hier sind vor allem die Funde von Weiden am See, von
Holiare und tataj zu nennen. dazu vielleicht der Sil
berbeschlag von Komärno (Typ Vrap) und die Riemenzunge von Mätöszalka. Eine gewisse Konzentration in
nerhalb des Awarenreiches zeigt sich in Keszthely, was
vielleicht mit der Bedeutung des Ortes im Fernverkehr
zu tun hat. Eine scharfe historische Interpretation der
Verbreitungskafte sollte woh erst vorgenommen
werden, wenn der gesamte awarische Funobestand
der vorliegenden Studie folgend untersucht st. Falls
sich dabei aber derjetzige Eindruck bestätigt, reflek
tiert die Verbreitungskarte vielleicht die byzantini
schen Bestrebungen nach regelmäßigen Kontakten zu
den politisch relevanten Nachbarn und zu lokalen
Chefs. Wo sich Herrschaftsstrukturen herausbilden,
sind die byzantinischen Diplomaten schon da. Könnte
—
—
—
245
Byzantiner und .h.re N.act,tarn 75f: De admir s:‘arcc imsertc.
Kap 7.
FArK0
DA,M
1
»BV2ANT,NI5cHE“ GÜRrEICARNITuREN DES
das frühe Interesse an den Mährern zwei Generatio
nen später Früchte getragen haben. als sich der byzan
tinische Einfluß bei der Slawenmission durchsetzte?
Wenn eine byzantinische Textstelle zitiert wurde,
die diplomatische Geschenke nennt und dazu Wert
angaben macht («...belts valued at 1 nomisma 4 milla
rsia each; and others in false-pure at 1 nomismo,
and others at 8 miliar&sia.«, siehe oben), dann könnte
man diese Daten mit unseren Gürteln vergleichen.
Welcher unserer Gürtel könnte einen Solidus zu 4,5g
wert sein? Dazu ein kleines Rechenexempel, das uns
die Größenordnungen vor Augen führt, mit denen wir
es zu tun haben:
Versuchen wir aus dem Gürtelzierat von Vrap eine
plausible Garnitur zusammenzustellen und nehmen
wir dazu die abgewetzten Beschläge mit rhomben
oder girlandenverziertem Rand:
/
Hauptriemenzunge Nr.14
Schnalle Nr i6
6 Greifenbeschläge, wie Nr
Riemerschaufe Nr 24
147,9
g
114,Og
13(63<37,9
g)
227,4g
39,7 g
dazu müTten noch Lochschützer gehört haben sowie
Nebenriemenzungen. m Komplex von Vrap gibt es
keine, die perfekt zu den oben angeführten Gürtelbe
standteilen passen würden. Wir rechnen dennoch mit
den Originalen von Vrap weiter:
3 Lochschützer, wie Nr 26(3 X 13,5 g)
4 Nebenriemenzungen, wie Nr 3bfg
40,5
(g X 31
g)
124,0
g
g
Zusammen ergibt das immerhin ein Gewicht von
693,5 g.
also einen reinen Materialwert von knapp über 154 So
lidi, ein gewaltiger Schatz. UnterJustinian betrug der
Jahressold eines byzantinischen Soldaten etwa Solidi,
derJahresgehalt höherer Offiziere lag allerdings jen
seits von 400 Solidi und die Spitzen der Beamtenschaft
verdenten bis 45.000 Solidi,2 Im 7. Jahrhundert
brauchte ein byzantinischer Bischof 40 Solidi proJahr
fürseinen Haushalt. Mit einercürtelgarniturvom Typ
Vrao könnte man etwa o Ese‘ kaufen (jeder 3—4 So
lidi).245 Schwerzu sagen, wereinen derartig wertvollen
Gürtel getragen hat, aber sicher diente er nicht als
Gastgeschenk oder «Verehrung« für «Ausländer«, Die
Garnitur von Hohenberg hingegen hat keinen hohen
Materialwert, da sie nurvergoldet ist, stellt aber ein be
247
248
8. JAHRH0NDERrS
Poll, Awaren iSa
Whitlow, Byzantum So.
189
sonders feines kunsthandwerkhches Erzeugnis dar.
Vermutlich wird sogar diese vergoldete Messinggarni
tur einen Wert deutlich über einem Solidus repräsen
tiert haben. Die Garnitur, von der zwei Nebenriemen
zungen in Bozen gefunden worden sind (ein perfektes
Gleichstück fand sicn in Biskupija, <roatien, und wird
jetzt in Sp.itverwahrt), könnte jedoch ganz gut in das
(viel spätere) Schema Konstantins VII. passen, das als
Geschenk für »ausgewählte Fremde und Fluchtlinge«
Gürtel im Wert von rund einem Solidus vorsieht,24
Wenn derGuß auch mehr Fertigkeitverlangt, alsfürdie
zeitgleichen awarischen Riemenzungen, ist sie ver
hältnismäßig simpel hergestellt und lediglich die Ver
goldung erweckt den Eindruck von Wert.
5.4 CESANDTSCHAFTSVERKEHR ODER HANDELSBEZIE
HUNGEN ZWISCHEN DEM MEDITERRANEUM UND DEM
KARPATENBECKEN IM 8. JAHRHUNDERT?
Die schriftlichen Queilen schweigen zum Handel mit
dem Karpatenbecken im 8. Jahrhundert, sodaß wir auf
die archäologischen Funde angewiesen sind. Immer
hin zeigen die schrftlichen NachKchten, wie viel
schichtig die Organisation und Praxis des Fernhandels
war, und wie sensibel der Handel auf politische Verän
derungen reagierte.25 Über die Situation um die by
zantnischer Stützpunkte an der oberen Adria und an
der dalmatinischen Küste besitzen wir einige Anga
ben, reicheres Quellenmaterial liegt zum Handel zwi
schen Byzanz und Bulgarien im 8. Jahrhundertvor, der
sogar durch präzise formulierte Handelsverträge ab
gesichert war231
Gegen die Vorstellung von intensiveren regulären
Handelsbeziehungen zwischen dem Mediterraneum
und dem Karpatenbecken spricht die Tatsache, daß
wir— beim derzeitigen Forschungsstand kaum by
zantinischen Frauenschmuck in awarischen Gräbern
des 8. Jahrhunderts finden. Wir kennen jedoch auch
Ausnahmen: Bestimmte Gewandnadeln, die nur in
wenigen Stücken bekannt sind25, und diverse Pehen
typen, von cenen angenommen wird, daß sie vor
nehml:ch in derzweiten Häftedes 8. und dem 9.Jahrhundert aus dem ehemals byzantinischen Syrien ver
—
handelt worden sinc253. gernahnen zur Vorsicht. Es ist
ncht ganz auszuschließen, daß wir in Zukunft noch
weitere original mediterrane Objekte aus den awari
schen Frauengrabinventaren herauslösen können.
Ein weiteres Argument betrifft die offensichtliche
Par&lelität der technischen, formalen und ikonogra
phischen Entwicklung byzantinischer und awarischer
Gürtelbestandteile: Wenn die awarische Bronzeguß
industrie die Veränderungen der byzantinischen Ori
ginale widerspiegelt, ist schwer vorstellbar, daß dies
lediglich anhand von Vorbildern aus dem Gesandt
schaftsverkehr geschehen sein soll. Ich möchte also
annehmen, daß zumindest ein wenig intensiver Wa
renaustausch zwischen dem Mittelmeer und dem
Karpatenbecken stattgefunden bat.
Die zweite Möglichkeit, daß es sich bei unseren Ge
genständen um Beutestücke handelt, kann man prak
tisch ausschließen. Wir kennen für das 8. Jahrhundert
keinerlei kriegerische Aktivitäten der Awaren gegen
Byzanz oder das langobardische Italien.
Handel oder diolomatische Missionen? Das Vor
kommen der oyzantinischen Produkte in den neuen
slawiscnen Territorien und im awarischen Grenzbe
reich ist natürlich nicht zufällig. Über den Stellenwert
der byzantinischen Gurtelbesch.äge und -garnituren
können aber, wenn iberhaupt, nur der Vergleich von
Fundvergesellschaftungen und Verbreitungskarten
Auskunft geben. Zunäcnst wollen wir fragen, welche
Bedeutung im Awarenland des 8. Jahrhunderts der
Grenzbereich hatte, wo der awarische Reichtum au
genscheinlich konzentriert ist, und wie der Befund zu
erklären ist. Eine ausdrucksvolle Karte publizierte erst
kürzlich Gäbor Kiss: Die spätawarischen vergoldeten
Gürtelgarnituren können sicher als Indiz für den
Reichtum ihrer Träger gewertet werden. Betrachten
wir die Verteilung dieser reicheren Bestattungen im
Karpatenbecken, erkennen wir eine Häufung in man
chen Grenzregionen, vor allem an der Donau zwischen
Wien und Komärno sowie in der Gegend von Keszt
hely Dazu kommen Konzentrationen am sudlichen
Rand Ges awarschen Siedlungsgebiets und im oberen
Theißgebiet (Karte ‚S. 198)254
253
1‘
d
1-
Zuetzt. cba9 callr.er. The influx of Ceentoi beadi (nto Eurcpe
during the Brh centuryA. 0. In: ‘Maria9r.e Rasmussen L a Lund
Harser JIf \ismanr (Hrsg.), dass Beads. du/tarif H,5t055
Terhr‘o!aay. Experiment andA aiogy(S:.dies nTe:bnc!ccyar.d
cul:jre 2, Le‘e 1995) 49—3 Fr t weiterer L1eratu‘ Ders flair
Stabs end Sead Trabe in Scondinovja ca. Bao—ioooA. 0. (Acta Ar
0
—
—
249 v8i
5. 88.
-
250 Das Stn9dadwerk zjr ‘rG9rrea;terlvheq —arde wird Die:
Hanue ‘ercar,«.
Handel 619—629
bch cauce,
251
rerluga.
252 siebe dazu 5. 194.
190
chaeologia Lundensia, 5er. in 4 11, 1977)
4ranyozott avdiszek 120, Abb. 5.
254 Kiss.
FALKO DruM
1
ByzANTINIscHE‘, GÜRrELcARNITuREN DES 8. JAHRHuNDERTS
FAlke DAIM
1
»ByzANTINIScHE« GÜRTELGARNITuREN DES
8.
JAHRHuNDERTS
191
1. Drittels. Jahrhundert
O Typ Stalbica 1
• Typ Vrap
Das Langobardenreich mit den Herzogtümern
Das Byzantinische Reich mit den Dukaten
Spoleto und
Neapel und
Benevent
Venedig
Der Kirchenstaat
192
A1<O DAM
“3“ZAk
NISC-,E« CUU[LGARNPTUE DES
5. A!—RHJNDETS
KARTE 3
Verbrei:urg vor byzart iscer» Riemenzu9ger. Curtelt
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4,
E
Bei der Interpretation der Karte(n) stößt man na
turgemäß an die Grenzen der Archäologie. Hat das
Vorkommen dervergoldeten Garnituren und der Rel
tergräber des 8. Jahrhunderts, die eine ähnliche Ver
breitung zeigen, mit einer awarischen »Grenzschutzorganisation« zu tun und reflektiert eher eine gesell
schaftliche Funktion der betreffenden Siedlungen, als
tatsächlichen Wohlstand? Zu dieser Ansicht könnte
man kommen, wenn man die Reitergräber alleine be
trachtet, die vielleicht lediglich ein besonders martiali
sches Selostverständnis cer Grenzbewohner doku
rentieren. Die vergoldeten Güftelgarnituren deuten
aber in eine andere Richtung; Sie beweisen einen be
sonderen Wonlstand, und wir durfen nun —erstens—
fragen, aus welcnen Quellen erschöpft, und —zwei
tens ob er mit einem besonderen politischen Ge
wicht im Awarenreich verbunden ist.
Seide Fragen sind natürlich nur hyootbetisch zu be
antworten und dabei spielen wieder die byzantini
schen Stücke eine gewisse Bedeutung; Zunächst zei
gen die Vorkommen gegossener, vergoldeter Garnitu
ren und Beschläge eine auffaliende Kongruenz zu rö
mischen Straßenverbindungen und -kreuzungen. Sie
haben somit offensichtlich etwas mit Kommunikation
und/oder Verkehr zu tun. Weiters ist auch eine Uber
einstimmung der Karte mit der Verbreitung byzanti
nischer Objekte des 8. Jahrhunderts (Karte 3) offen
sichtlich. Wir stellen fest: Der awarische Reichtum und
gehobenere Formen der sepuikralen Repräsentation
sind dort konzentriert wo ein alifälliger (Fern-) Verkehr
stattgefunden hat und deckt sich weitgehend mit der
Verbreitung byzantinischer Objekte im awarischen
Grenzbe reich.
Wir können aber noch einen Schrift weiter gehen.
Die Analyse der vergoldeten Gürtelbeschläge der
Spätawarenzeit, die Gäbor Kiss durchgeführt hat,
zeigt auch, daß die offensichtlich mediterranen
Motive zumindest auch auf vergoldeten Garnituren
vorkommen, möglicherweise hatten hier die vergolde
ten Beschläge sogar so etwas wie eine Vorreiterrolle.
Sicher werder hier weitere Untersuchungen notwen
dig sein, doch (Jr die nun schon mehrfach strapazer
ten Vögel ist das Bild eindeutig; Sämt.iche der ge
nannten awarischer, Vogelmotive finden sich auf ver
goldeten Beschlägen und caher auf wertvolleren Ob
jekten. Formulieren wir also eine weitere These; Die
Träger der vergoldeten Gürtelbeschläge zeigen eine hö
here Affinität zu byzantinischen Motiven als die weni
ger reichen Bevölkerungsschichten und akzeptieren
auch manche Darstellungen, die sonst eher abgelehnt
—
FAL,co O.M
‘ByzSNTINScHE‘ CuRTEGANTJREN
aes 8.
werden. Oiese reichere und gegenüber dem byzantini
schen Motivschatz offenere Bevölkerungsschicht
hatte auch Zugang zu byzantinischen Originalen.
Jederdarüber hinausgehende historische Schluß ist
natürlich in hohem Maßspekulativ. DerStandortan der
Grenze läßt sich natürlich leicht zu Geld machen, da
hierder Handel kontrolliertwerden kann. lstder Handel
die Grundlage des Reichtums im awarischen Grenz
land? Derartige Schlüsse hat man nicht grundlos bei
der Erklärung des Reichtums an deroberein Theißwäh
rend der Hunnenzeit gezogen.255 Möglicheft•ve‘se ent
steht die Konzentration an byzantinischen Originalen,
an vergoideten Gürtelbescnlägen und Reitergräbern
an der oberen Theiß wieder aufgrund einer Verkehrsund Handelsroute üoer die Karpatenpässe. Bedeutet
dergrößere Reichtum auch ein gröSeres politischesGe
wicht? Sitzen die politischen Entschedungsträger der
Awaren des 8. Jahrhunderts im Grenzland?
Sicher enthielt auch der Schatz des Kbagans, litera
risch bestens belegt, hauptsächlich byzantinische
Kostbarkeiten. Wir haben keinerlei Hirweise, wo eine
mögliche Residenz des awarschen Herrschers lag,
weder schriftlicne Quellen, noch archäologische
Funde. Die Gräber der «zweiten oder dritten Garnitur«
sprechen allerdings eine deutliche Sprache und es
kann nicht ausgeschlossen werden, daß die Führerpersönlichkeiten im Grenzland an den Auseinander
setzungen beteiligt waren, die das Reich im Verlauf
der Awarenkriege Karls des Großen zerrissen.256
Wie schon betont worden ist, wird letztlich nicht
entschieden werden können, ob die byzantinischen
Originale im Zuge diplomatischer Missionen oder
über den Handel zu den Awaren gelangt sind. Beides
ist möglich und auch wahrscheinlich. Sicherjedoch
lassen die Karten Vermutungen über die Routen zu,
die im 8. Jahrhundert von den Gesandtschaften und/
oder Händlern genommen worden ist. Offenbarführ
ten wichtige Wege von Italien in den Ostalpen- und
Donauraum. Ausgangspunkte der Diplomaten und
Händler könnte das Exarchat von Ravenna, das caput
Adriae (die Gegend um Venedig), aber auch Istrien ge
wesen sein, wo man Stützpunkte unterhieit.2 in Tor—
—
Eszte‘ ‚stvänovas, Die Reg.cn an der ‚herrn Tneiß wahrend der
H‘annenzeit. KatalcgHunnen+Awaren ‘cdm twe,tere, teratur.
256 PcnI. Awaren bes 3i7ff
257 claude, Handel 150; FerLuga, Handel 627; Brown, Byzantine II aly
338. OLe Besejturg venedigs fü‘ der Harcel rach cern Lc‘cen
unte‘stei:b: aucn Acriaaq Verhjlst. Eccnornic Organ‘sot:on In:
osa‘nund McK,tte‘ r< (Hrsg The NewcambridaeMedtr2i
Historyiic. 700C gcoicams‘cgeggs:;sc6
255
JAHRHUNDERTS
193
gegenüber den Durchreisenden aus dem Süden be
sta nd25°
Die Konzentration offensichtlich genuiner byzanti
nischer Erzeugnisse bei den Slawen im ostalpen- und
Donauraum, sowie bei den Mährern des 8. Jahrhun
derts, aber auch bei den angrenzenden Awaren zeigt
die Verbreitungskarte deutlich. Möglicherweise bestä
tigt das die alte Theorie, daß die vormals intensiv ge
nutzen direkten Straßen von der Balkanhalbinsel
nordwärts nach der Gründung des Bulgarischen Rei
ches versperrt waren. In diesem Fall wäre anzuneh
men, dasder byzantinische Handel und dieGesandter,
nun hauptsächlich von deroberen Adria aus ihre Inter
essen wahrnahmen.
celLo konnte erst kürzlich der Nachweis für Werkstät
ten geführt werden, die für den Export gearbeitet
haben und die Aktivitäten der venetianischen Händler
in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts sind von den Nach
barn nicht immer positiv aufgenommen worden,259
Man konnte dann direkt nach Norden, durch das Lan
gobardenland, reisen, oder über alte Fernstraßen Pan
nonien erreichen. Das heutige Keszthely hat seine
Funktion als Verkehrsknotenpunkt offenbar nie einge
büßt, wie die Vielfalt fremder Elemente im Material
beweist. Es ist auch nicht ganz unwahrscheinich, daß
sicn die Bevölkerung von Keszt‘nely im 8. Jahrhundert
ihrer provinzialbyzantinisc‘nen Wurzeln durchaus be
wußt war und schon dadurch eine gewisse Offenneit
hier verdächtig, so die prächtige getriebene Goldschließe aus Dunapataj, deren portraitdekorierte Sei
ten eventuell mit Darstellungen auf Schnallen und
Riemenzungen der Spätawarenzeit II zusammen
hängt, die wir bislang mangels Alternativen von by
zantinischen Medaillen abgeleitet haben,262
Auch ikonographische Studien sind wieder aufzu
nehmen, Es ist sicher nicht aussichtslos, die regional
offenbar unterschiedlichen Vorlieben für bestimmte
Motive und die chronologische Entwicklung zu un
tersuchen und zu interpret‘e‘en. Besonderes Inter
esse verdienen auch die awarischen Eigenschöpfun
gen, die auf awarische Denkstile rückschließen las
sen, Andere kufturelle Wurzern, die mit Byzanz nichts
zu tun haben, sind ebenft-ls herauszupräparieren.
Auch wenn sich vieles, für das bislang osteuropäi
sche, mittel- oder zentralasiatische Ursprünge gel
tend gemacht wurden, nun in das byzantinische
eich verfo1gen iäßt. müssen sich die östlichen Ver
bindungen, die wir in vielifiltiger Form im awarischen
Material erkennen, auch in den Motiven der Gürtelbeschläge zeigen. Die Beobachtungen zur Rankenzier
mit Blüten (Kap. 4.8) weisen in diese Richtung. Si
cher ein —vor allem methodisch sehr anspruchsvol
les Vorhaben!
Eine Schlusselrolle könnte der bulgarischen Ar
chäologie zukommen. Anders als im Fall der Awaren
besitzen wir hier eine Anzahl von schriftlichen Nach
richten, welche die Beziehungen zwischen Byzanz und
den Bulgaren charakterisieren, die im übrigen im
8. Jahrhundert über längere Strecken sehrfreund
schaftlich waren.263 Zwar kennen wir nur wenige Gür
telbeschläge aus bulgarischen Gräberfeldern des
8. Jahrhunderts,6 doch werden neuerdings größere
Bestände von Streufunden aus Siedlungen bekannt,
die es uns ermöglichen werden, Trachtprovinzen im
byzantinischen Weichbild zu erkennen,265
6 AUSBLICK
Die vorliegende Arbeit ist nur ein Anfang. Viele Fragen
wurden nur angerissen. viele Enden offengelassen. Es
wird nun rotwendig sein, auf der Basis der in Kapitel 2
vorgestellten Methode weitere byzantinische “yper
zu bestimmen. Die als byzantinisch erkannten Pro
dukte, nach Möglichkeit auch die des 6. und 7. Jahr
hunderts, sind eingehenden Metall- und technischen
Analysen zu unterziehen. Das Ergebnis wäre eine gute
Kenntnis der byzantinischen Handwerkstechniken,
der Gußtechnologie, der Treib-, Filigran-, Löt- und
Meißeltechnik, der Methoden der Nachbearbeitung
und Vergoldung sowie der unterschiedlichen Befesti
gungsweisen. Gleichzeitig sollten flächendeckend
Metall- und technische Analysen am awarischen Gür
telzierat und Funden aus den Nachbargebieten durch
geführtwerden. Letztlich sollte es so möglich sein, die
byzantinischen von den awarischen Produkten zu
trennen, soweit eindeutige Zuordnungen bei den Ver
flechtungen durch Technologieaustausch, Produktio
258
259
nen für den Export etc. überhaupt möglich sind,250
Manche Theorien zu techniscnen Verfahren werden
überdies im Wege des archäologischen Experiments
getestet werden müssen.
Natürlich wird man auch den Frauenschmuck des
8. Jahrhunderts unter diesen Gesichtspunkten be
trachten müssen. Anton Distelberger hat anläßlich
der Neubearbeitung des awarischen Gräberfeldes von
Mistelbach auf einen Gewandnadeltyp aufmerksam
gemacht, der in Mistelbach, in ähnlicher Form auch in
Keszthely, vor allem aber in Kroatien gefunden wor
den ist,261 Doch auch manche Gewandschließen sind
260
zuletzt:
_ecn LecieJwicz. G.‘eaz,MoraVa ard Venice ;n ehe gen ren
tury In: Central Europe in Srh—rorn Cenzur-es. Mtteieurcpa im
8—;o. Jahrhundert interr.ationai Scenr;K-c Confe,er,re, Bratisiavo
Qczoberl—4, 1995. internat-onofe Wssenschaftud:e Konferenz
dra bs/avo 1—4. Oktober :955 (B‘atslava 19g7 115110 oes. r8.
Zur <eszthely-Ku tu‘ zu etzt Röoe‘tMjller, \ejearcnjologiscbe
Funde der KesztbeiyKultur. In. Falko Daim (Hrsg )‘ Aworenfor
hungen (AcbaeoIogia Austriaca Monographienr, igga)
253o7 m t weiterer L teratur Fremoe Ku tu‘elemente aes Spa
ten 6. ‚ire 7. Jabrhunde‘ts behandeln Manfred Menke. Zu den Fi
beln derhwarer.zeit aus k‘eszthe-y A Wos-nsky MIr Müzeun
Evkönyve xv. 199c. 187—214.
—
194
261
—
wie in
Kap. 2 erwähnt, liegen schon chemische Analysen antiker,
byzantinischer und frübmittelalterlicher Objekte vor, sodaß ein
Grundstock an Daten existiert, mit denen aktuelle Proben vergli
chen werden können, beispielsweise Otto werner, Analysen mit
telalterlicher Bronzen und Messinge 1. In Archäologie und Natur
wissenschaften ‚1977,144—220. Allerdings lassen sich die ver
gleichsanalysen von byzantinischen bzw frühmittelalterlicben
Objekten des 7.— 9. Jahrhunderts an einer Hand abzählen, wozu
das Problem tritt, daß sich nur wenige byzantinische Kunst
werke diese Periode wirklich präzise datieren lassen. Eine Aus
nahme stellen die Analysen «koptischer« Bronzegefäße dar, von
deren e ne Anzanl aus dar-e‘saren Gräbern ccs 6. urd ‘runen
7. Jahrhuncens stanmen. sie bie:en ein nteressantes Bild, sind
aber r,t unseren Güssen des 8. .ahrhur,cer:s aus chronclog
schen Gründen nur bedingt vergleichbar- He‘mann Dannnei
mer. Zur ‚4erkunft der «koptischen« Bronzegeföfle der Merowin
gerze-c Bayerische vcrgescnicl-:sblä:ter44, 1979, :23—147 und
af. 13—17 m t zab reichen Mann‘ alanalysen. Immerhin nat d‘e
Gräoerarchäoiogie aufgrund ihrer Datierungsmöglichkeiten die
Nase vorne. Für den Ostalpen- und Donauraum stehen wirje
doch e‘st am Anfang. weil noch zuwen g Vergleicbsmessungen
vorlieger, sodaß we tergebende nistcriscbe Aussagen spekula
tiven cnarakter haben,
D;stelberger, Misreibach 77—82.
FALKo Dare
1
»BvzarsrrruiscHr«
GÜRTELGARNIrUREN DEs
Fine vorzügliche Abbildung des Agraffenpaars von Dunapataj
brirgen Garam Kiss, c-dfunde 7 \r. 6i. Zu‘ .‘Kaise‘dars:el
lung‘ autssä:awa--schen Gün,elz:erat Daim, ceot endarf 145 f
a6j Besev ev. Prot obuigarische Periode i73ff
26o Nach den Botscbaern FC‘s: vladi‘nirs :-Jger die ‘10 ga-Bulga
ren keine Gurtel Irina Artna—ceea, Sy‘mbo!ism ofSeiten Ancier,t
flmes, in Vorbere tur.g. zu den frunnbte:ake‘ c‘ren c‘abfun
den aus Bulga‘ en -Jwe neoler, Studien zu Crduerfeiderr? des 6.
bisg. Jahrhunderts ander unteren Donau (Unversitätsfcrschun
gen zur prähistorischen Archäologie ii, 1992), bes. Teil i, 2o3ff.
265 3 ne unfangrecbe und ständ 0 weine‘ ausgecaute ‘rivansamm
ung in va-na wrd b er eine scnlrisselrolle spieen. Die runde
werden von Mag. BoJan ctev vancv vorgelegt unc ausgewer
tet.
261
—
8. J4HRHuNoers
Einige Museen haben bereits ihr Einverständnis zur
Kooperation erklärt. Neben dem Goldschatz von Sinni
colau Mare (Nagyszentmiklös), der schon seit zwei
Jahren im Rahmen eines internationalen Forschungs
projektes unter der Leitung von Peter Stadler, dem
Autor und KurtGschwantler untersucht wird, soll nun
auch dem Schatz von Brestovac besonderes Augen
merk geschenkt werden. Birgit Bühler bearbeitet das
kleine aber bedeutende Ensemble im Rahmen ihrer
Dissertation und widmet sich dabei besonders der
Rankenornam.entik. Eine Neubearbeitung des Schat
zes von Vrap gemeinsam mit Peter Stadler (Naturhi
storisches Museum. Wien), Dadd Kidd (London)
sowie Katnarine Q Brown, Helen C. Evans und Pete
Dandridge (alle Me:ropoli:an Museum of Art, New
York) ist ebenfalls im Gange, sodaß bald eine solide
Datenbasis für entsprechende Vergleiche vorliegen
sollte.
Auch unsere Nachbarwissenschaften, insbeson
dere die Geschicntsforschung, die Kunstgeschichte
und Byzantinistk sind eingeladen, sich an der Dis
kussion zu beteilsen. Die politisc‘ne Topographie des
8-jahrhunderts im östlichen Mitteleuropa und in
Osteuropa stellt sich jetzt etwas anders dar. Mögli
cherweise ist die Kenntnis eines kleinen Segments
des byzantinischen Kunsthandwerks hilfreich, wei
tere schwer datierbare Kunstwerke einzuordnen,
Auch der überregionale Einfluß der byzantinischen
Kunst auf die Entwicklung in Westeuropa wird einer
erneuten Untersuchung bedürfen. Möglicherweise
wird man nun manche liebgewonnene Vorstellungen
revidieren müssen und vielleicht lassen sich nun end
lich neue, aber noch vage Ideen zum Einfluß der by
zantinischen Kultur in Mitteleuropa argumentativ
absichern,
Der Befürchtung mancher meiner ungarischen
Freunde, daß die awarische Kultur als Ausdruck eines
frühmiftelalterlichen Reiches im Karpatenbecken
quasi aufgelöst würde, wenn die Abhängigkeit eines
Teils der awarischen Repräsentationsmittel von der
byzantinischen bzw mediterranen Kultur nachgewe
sen werden kann, ist leicht zu begegnen. Viele awari
sche Kult-urelemente zeigen eine große Konstanz, a
fast eine gewisse Starrheit, und beileibe keine Byzanti
nisierung. Im Gegenteil: Das unfiexible Festhaiten an
überkommenen Lebensformen hat vielieicht letztlich
das awarische Schicksal besiegelt und eine Transfor
mation in ein mittelalterliches Staatswesen, ähnlich
wie es 200 Jahre später den Ungarn gelang, verhin
dert.
FALK0 DAiM 1 “BYzAnriNiscHE“ Güarr1cARNlrurN o€sE. JAHRHUnDERTs
i
195
>
0
s
S
¶1
6
1-
b
KARTE
4
vogeimoiive auf awnschem Gü,iei,ierai des 8. Jahnhunde,Is. Nxh Daim, AvarS,rds atd Byrnntine Seils, in D,uck.
KARTE 4
VOGELDARSTELLUNGEN AUF AWARI5CHEM GÜRTELZIERAT DES 8. JAHRHUNDERTS (NUMERIERUNG AUF DER KARTE)
• GEDRUNGENER VOGEL IM PROFIL
Komärno— Lodenice
Skradin
—
Smrdelje: Eventuell Vogel mit Schlange
Vermutlich mediterranes Original
2
•
—
—
Csepel, Szabadkikötö U
Dunaüjväros (DUnapentele), Sammlung Mauthner
.
Lukacshaza
1 Bägyog
—
Gyürhegy
2 Boldog
Päc
Hegyalja dub
...
—
Zalatu (Rumania)
3 Budapest IX—Wekerle-telep
4 Budapest XXI Csepel, Szabadkikoto
5 Celarevo
—
GCifer—Päc
PFAU
Ä VOGEL MIT AUSGEBREITETEN FLÜGELN
Gätr 141
Komarno— ul. J. Varadiho 8
‚
.
Zahorska Bystrica
0
Budapest
Cifer
249
Budapest IX—Wekerletelep 8
.
.
Hranicna pn Hornade ii8
VOGEL MIT AUSGEBREITETEN FLÜGELN UND X-ZETCKEN
.
7 Cunovo (Dunacsüny)
8 Dunaüjviros (Dunapentele)
9 Gätr
10 Halimba
1, Hraninä pn Hornäde
12 Kanzianiberg bei Villach
13 Komärno
Boldog
unovo (Csüny) 58
Komärno
—
Lodenice 12
Ohne Fundort: Sammlung Fleissig 1950/23
—
Lodenice (Schiffswerft)
ub. 1 Väradiho
15 Lukäcshäza Hegyabja dülö
16 Skradin Smrdelje
14 Komärno
—
—
—
17 Szeb&ny
0 VOGEL MIT SCHLANGE
i8 Szeged
19 Wien ii
—
—
Bilisics
Csokorgasse
Habimba 6o
20 Zähorskä Bystrica
Szeb€ny 129
21 Zalätu
Szeged
Wien ii
—
—
Bilisics
Csokorgasse 692 und Streufund
ZWEI VÖGEL FLANKIEREN EINEN STILiSIERTEN BAUM
Kanzianiberg bei Villach:
vielleicht ein norditalisches Original
elarevo
(unsicher, da auf dem Foto
nicht gut zu erkennen)
• ZWEI GEGENÜBERSTEHENDE VÖGEL, DARUNTER EIN FISCHENDER ADLER
Bägyog—Gyürhegy
iD
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7
0
KARTE 5
Veibreitung vergoldeter sptawarischer Gurtelbeschläge. Nach Kiss. Aranyozc.t! ördiszek Abb.
s Ergänzt. Streufund, Grabtund 0). Grabfunde (2—4), Grabfunde 5—
-1
fl:
FUNDORTE ZU KARTE
5
0
0
1
2
0
1
7
n
7
3
4
5
6
0:
7
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10
ii
12
13
>
7
14
7
er
7
0
-1
15
i6
17
Abony
Alattyän—Tulät
Bägyog—Gyürhegy
Balatonszöllös
BaImazüjvros Hortobgy
Bernoläkovo
Biatorbgy
Brodzany
Budapest—käkos
Bugyi Urböpuszta
Celarevo
Cimpla Tuzii
Csongräd Hunyadi t&r
cunovo (Dunacsäny)
Devinska Novä Ves
Duvanjsko polje
Edelstal (Nemesvälgy)
—
33
34
35
36
—
Arkus
—
—
18 Fät
19 Gätr
20 Györ—TgIavetö düIä
21 Halimba
22 Hohenberg
23 Holiare (AIsögeIl&)
24 Hornstein
25 Hranini pn Hornäde
26 Jänossomorja Mosonszentjinos
27 Jänossomorja Mosonszentpter
28 Kaposvär—Toponär
29 Kecel Hatärdülö
30 Kükesd
31 Keszthely
32 Kisköre Halastä
—
—
-.
0
5
—
37
38
39
40
41
42
43
4
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
6
57
8
59
6o
6i
62
63
64
6
66
Kisköräs—Värosalatt
Komärno odenice
Komärno ul. J. Väradiho
Kunadacs
Kunszälläs
Leithaprodersdorf
Leobersdorf
Lukäcshäza Hegyalja düIö
MärtIy
Micheldorf
Mikukice
Mistelbach
Nagykörös
Nagypall Hatäri dülö
Pilismaröt Basaharc
Säly—Vizoldal
Skradin —Smrdelje
Sobor
Sommerein
Steinbrunn
Stürovo (Pärkäny)
Szarvas
5zkkutas— Käpolnadülö
Szentes—Kajän
Szentes Nagyhegy
Sziräk
Szöreg BeIsö ugar
Täp Borbapuszta
Täp
ÜIlö
VaIaliky—Vechsvätych
Vörs—PapkertB
Wien 11 Csokorgasse
Wien 13 Unter St. Veit
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
67
68
6g
70
Zähorskä Bystrica
Zemun Pole
itavskäTöh
Zwölfaxing II
Zeit in Mittel- und Nordeuropa II = Abhandlungen der Akademie der
Wissenschaften in Gättingen, philosophisch-historische Klasse,
7 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS UND VERZEICHNIS DEk VERWENDETEN KURZTITEL
• BALI NT, Steppe
Csanäd Bälint, Archäologie der Steppe. Steppenvälker zwischen Volga
7.1 ALLGEMEINE ABKÜRZUNGEN
D
0
7.2
und Donau vom 6. bis zum 70. Jahrhundert (Wien 1989).
Breite (in Millimeter)
Dicke (in Millimeter)
Gewicht
Länge On Millimeter)
BEEvLIEv, Protobulgarische Periode
Veselin Besevliev, Die protobulgarische Periode der bulgarischen Ge
schichte (Amsterdam ig8o).
BÖNA, Ethnische Verhältnisse
lstvän Böna. Beträge zu den ethnischen Verhä?tnissen des 5—7 Jahr
ZEITSCHRIFTEN UND REIHEN
ArbA
A‘zhErt
A‘chhung
ArcnRoz
AVA NS
FÖ
.RC ZM
hunderts in Westungorr.. Aiba Reg.a li—llI, ‘gB‘—6a. 49—63 uid
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Arcnaeslzgica —urgarica, Budapest
Archeologickä Rozhledy, °rana
Archeologickä Vyskumy a Nälezy na Slovensku, Nitra
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Tom 5. Brown. Byzanrine ita:n c 68o—c. 875-In: Rosamuro Mc<itte
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7.3 KURZTITELVERZEICHNIS
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BÄUMT, Kontakte
Csar,äd Bälirt. Kontakte zwischen Iran, Byzanz und der Steppe Das
Grat von U4 Tene(SowfAzerbojd1an)undderbeschiagverzierteGurtei
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Alattydn
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Az Artdnd-Kapitdny-dülä
KROP0TKIN,
—
Zdharskd Bystrica
Klady
V. Kropotkin, Klady bizantijskich manet na territariiSSSR (Ar
cheologija SSSR E 44,1962(.
Schätze des Orients
Katalog der Ausstellung Schätze des Orients, Meisterwerke aus dem
Katalog
Shumei Family Collect ion
—
107—143
deutsche Zusammenfassung
117).
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ADRESSE DES ALTaRS
‚v —Prof. D‘ FALK0 DA! M
nstitut fir Ur- urd Frngescnichte oe‘ Universt: Wen
50w e
nterdiszip .ni:es zcrs:hungsinsc;tL,t ‘ci‘ A‘cha!ogie der Ur.,ve‘sität
Wien (V145 Vienna Institute tor Archaeolcgical Science)
beIde
Franz Klein.Gasse 1
A—ii9o Wien
falko.daim@univie.ac.at
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204
FALK0
DruM
1
“ByzATI,scHr« CürLo.N:-uREN DES 8.JAHRHLN)ERTS
4
Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick des For
schungsstandes zur Herstellung von rundstabigem
und Perldraht im Frühmittelalter. Weiters stellt sie die
Ergebnisse technologischer Untersuchungen von Fili
grandrähten an frühmittelalterlichem Gold- und Sil
berschmuck dar Darunterfinden sich filigranverziefte
Objekte vorwiegend awarische‘ und byzantinischer
Herkunft (6—8. Jahrhundert) aus den Sammlungen
von vier Museen; <unstnistorisches Museum, Arti
kensammlung (Wien), Katona iäzsefMüzeum
(Kecskemt, Ungarn), Museum Keszthely (Ungarn)
und British Museum, Depaftment of Medieval and La
ter Antiquities (London), Besondere Aufmerksamkeit
Wird einem silbernen und feuervergoldeten Scharnier
beschlag aus einer Wiener Privatsammlung gewid
met, der in Weiden am See (Österreich) gefunden wor
den ist und in das letzte Drittel des 8. Jahrhunderts
datiert wird. Beim Studium dieses vielfältigen Materi
als konnten die Merkmale eniger gebräuchlicher Ver
fahren zur Hersteliung rundstabiger und Perldrähte
beooachtet werden: Bei Gen rundstabigen Drähten
konnten wir Beispiele geschmiedeter, «strip-drawn«,
gefalteter sowie ve‘drillter Drähte feststellen. Die be
obachteten Perldrähte wurden mittels einer einfa
chen Klinge oder einer »Perldrahtfeile« gerollt, oder
mit Hilfe eines zweiteiligen Gesenkes (»Organarium«)
hergestellt. Die beiden letztgenannten Verfahren wer
den in einer der wichtigsten Quellen des mittelalterli
chen Kunsthandwerks, dem oDe Diversis Artibus« des
Theophilus (12. Jahrhundert), beschrieben. Die mei
sten durchgeführten experimentellen Arbeiten basie
ren auf dieser wichtigen Schrift.
BIRGIT
BLHER
1
DER 5cHANItRsEscHL4c Va‘ WEIDEK AM
SEt
This paper aims both at providing an overview ofthe
current state of research on the manufacture of round
as weIl as beaded wire in the early Middle Ages and at
presenting the results ofthe technological examin
ation offiligree wires on early-medieval gold and silver
jewellery. This includes filigree-decorated objects of
centuries)
mainly Avar and Byzantine arigin (6thi to
Kunsthisto
from the coHections of four museums:
risches Museum Wien (Austria), Katona JöszefMü
zeum (Kecskemt, Hungary), Museum Keszthely (Hun
gary) and the British Museum (London), Department
of Medieval and Later Antiquities. t also includes a
gilt-silver ninged mount from a private collection. The
provenance of this object is given as Weiden am See
(Burgenland, Austria) and lt presumably dates to the
century. While studyingthis ma
final third of the
terial, the characteristics ofa number of typical tech
niques of producing round and beaded wire could be
observed. Among the round wires, lt was possible to
identify eXamples of »hammered«, »strip-drawnlc,
»folded« as weIl as «strip-« and »block-twisted« wire.
The beaded wires observed were manufactured either
by hand-rolling w:h a single-edged tool or 0 douole
edged swage Dr by pressing in a two-part die. Twa of
t‘nose methods—rollingwith a dcuble-edged swage
(«the beading-file«) and the two-part die (»the orga
narium«)— nave been described in one of the most im
portant sources for medieval craftmanship, the iS“
century oDe Diversis Artibus« by Theophilus. Most of
the experimental work done to date is based on this
historical source.
J‘ID DIE DRAtHERsTELLuNG IM FEÜ—MIrLALTOR
205